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Sex

Plüschtier-Petting

Neulich wurde mir erzählt, dass man erste sexuelle Erfahrungen auch mit einem Bären erleben kann. Ich dachte sofort an etwas super perverses, doch hier dreht es sich nicht um ein Säugetier, sondern um einen Kuschelbären namens „Plumpi“.

Neulich auf meinem Bett wurde mir erzählt, dass man erste sexuelle Erfahrungen auch mit einem Bären erleben kann. Ich dachte sofort an etwas super perverses, doch hier dreht es sich nicht um ein Säugetier, sondern um einen Kuschelbären namens „Plumpi“ und jemanden der Kuscheltier-Fetisch-Workshops anbietet. Mit ihm wurden erste Küsse ausgetauscht und ein wenig Doktor gespielt. Die einen werden jetzt grinsen, weil sie selber ihre Stofftiere geschändet haben, die anderen werden verwirrt sein. Die Plüsch-Dinger gehören doch in die Ecke, oder nicht? Ich habe mich mit Peter Banki unterhalten, der gerade seine Doktorrrbeit an der NYU beendet hat und nun in Autralien lebt. Für ihn haben die Tiere ein wichtigen Fixpunkt in seinem Sozialleben. Sie bekommen Namen, eine Stimme, haben ein Liebesleben mit Hochzeit und der dazugehörigen Scheidung. Bei der letzten „Xplore“ (Festival zur Kunst der Lust in Berlin) hat er einen Workshop angeboten, wo alle ihre Kuscheltiere mitbringen können. Er konnte sich gegen die Vielzahl von Kritikern durchsetzten, seine Spielstunde war ein großer Erfolg. Ich wollte alles darüber wissen, doch schon nach der dritten Frage war klar, dass er es mir nicht so einfach machen würde. Mit einem Grinsen habe ich mich dann auf das Spiel eingelassen, und habe wirklich mit einem Teddy in Sydney gesprochen.

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Vice: Du bietest einen Workshop an, wo Erwachsene mit ihren Kuscheltieren spielen können. Wie kann ich mir das vorstellen, alle sitzen im Kreis und packen ihre Tiere aus?

Ja, so einfach ist das. Beim ersten Mal waren wir ganz überrascht, wie leicht man mitten im Spiel ist. Es war als ob wir etwas sehr inniges, sehr schnell gefunden haben. Es klingt vielleicht komisch aber die Tiere selber haben den Workshop geleitet.

Geht es beim spielen um aktuelle Themen? Wirtschaft, Kultur oder vielleicht auch Sex?

Ja schon, aber es hat immer auch etwas kindliches. Beim ersten Mal geht es nicht so sehr um Sex. Man kann das nicht so einfach erklären und in eine Schublade stecken, sexuelle Dinge können eine Rolle spielen, es bleibt aber trotzdem unschuldig.

Wie viele deiner stoffigen Freunde dürfen in den Workshops mitspielen?

Peter: Bis zu 20 meiner Tiere, je mehr desto besser.

Peters Kuscheltiere: Er nimmt schon eher an die 30 Tiere mit.

Peter: Die Teilnehmer bringen zwei bis drei mit und dann kann es auch schon losgehen. Man tauscht Erfahrungen aus und kann eine vollkommen neue Art der Sozialisierung kennenlernen. Wenn die Menschen die Erlaubnis bekommen mit Tieren zu spielen, entsteht das alles von allein. Ich leite in dem Sinn den Workshop nicht, ich schaffe nur den Raum.

Bereitest du das Spiel vor?

Nein, so würde das auch nicht funktionieren. Die Tiere haben immer was geplant, aber sie sagen mir vorher nicht was. Es ist geheim. Sie habe viele Geheimnisse. Du solltest auch mit deinen Tieren sprechen.

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Links sehen wir Alien und rechts meinen schwulen Bär neben meiner Katze.

Werden beim Spielen normale Gesellschaftsformen übertragen? Zum Beispiel gibt es Anführer, Ehepaare, Singles, Kinder?

Was für eine deutsche Frage „normale Gesellschaftsformen übertragen“ …

Dann kam lange nichts, auch wenn tausende Kilometer zwischen uns liegen, konnte ich genau sehen wie er mich und meinen deutschen Horizont auslacht. Es vergingen fünf Minuten ohne Antwort… und so probierte ich nochmal ganz „deutsch“ die Frage etwas lockerer zu formulieren.

Mich interessieren die Abläufe des Spielens. Als Kind habe ich immer das typische „Mutter-Vater-Kind“ Rollenspiel durchgezogen. Heute würde ich da sicherlich anders heran gehen.

Wie ist es denn bei dir und deiner Katze?

So jetzt hatte er mich, die Spiele können beginnen…

Ähm… Ja, sie liegt neben mir, sie ist schon ziemlich alt und braucht viel Schlaf.

Very nice! Natürlich spielt die Gesellschaft immer eine Rolle aber man geht viel entspannter heran, es soll in erster Linie Spaß machen. Ich habe einen Ewok von Starwars, der heißt Alien. Er sitzt gerade neben mir und findet das alles sehr witzig. Möchtest du ihm „Hallo“ sagen?

Hey Alien! Alles klar bei dir?

Eine Freundin von mir kam mal in mein Schlafzimmer und sah Alien auf dem Bett sitzen. Sie hat mich gefragt: „Oh ist das dein Nounou?“ (franz. für ein intimes Spielzeug, was man seit der Kindheit hat) Doch Alien mochte diese Bezeichnung gar nicht, er ist ein ganzer Mann und kein Nounou. Das war ein schlimme Sache für ihn, er hat sich sehr darüber geärgert. Als die anderen Tiere das mitbekommen haben, fingen sie an, sich über ihn lustig zu machen. Alien war echt sauer, er ist immerhin einer der Älteren.

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Ich hab meine Katze gefragt, sie würde es nicht schlimm finden, wenn sie ein Nounou wär und sie ist schon 18 Jahre alt.

Die Tiere sind unterschiedlich. Es war trotzdem eine schwierige Woche für Alien.

Gibt es Liebesbeziehungen zwischen deinen Kuscheltieren? Hast du schon mal welche beim Sex erwischt?

Das sind sehr persönliche Fragen. Ihr kennt euch doch noch gar nicht. Aber er hat wirklich viel Erfolg bei Frauen. Jetzt ist Alien sauer, er liest alles mit.

Das ist doch ein Kompliment für ihn, wenn er ein Frauenheld ist. Hey Alien, du musst doch deswegen nicht böse sein!

Peter: Der ist heute ein bisschen zickig! Die Frauen stehen auf ihn, er hat mehr Erfolg bei den Mädchen als ich.

Alien: Das ist doch gar nicht wahr!

Ich zeige meiner Katze gerade ein Bild von einem Ewok, dass ist wirklich ein sehr männlicher Bär. Hatte er denn auch schon mal Probleme mit den Frauen?

Ja natürlich, so was gehört zum Leben dazu. Die Frauen sind oft eifersüchtig, Alien hat manchmal bis zu drei Freundinnen gleichzeitig und die alle glücklich zu machen, dass ist nicht leicht. Er war auch einmal verheiratet.

Warst du sein Trauzeuge?

Das ist eine schöne Frage! Nein leider nicht, die Hochzeit hat eine Freundin von mir organisiert, ich war gar nicht anwesend. Seine Braut hieß Emilie und kam aus Wien. Doch sie war ein wenig hinterlistig und hat mit anderen Jungs geflirtet, schließlich war sie von einem Fisch schwanger, da war für Alien Schluss.

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Wir europäischen Mädchen sind sehr anspruchsvoll.

Alien: Ja, dass ist wahr!

Dieser Teddy hat einen heterosexuellen Papa.

Hier ist ein Bild von meinem Glücksbärchi, er hat einen auffälligen Style und achtet sehr auf sein Äußeres, ich glaube er ist schwul.

Ich wollte immer einen schwulen Bär! Eine lesbische Krabbe wohnt manchmal bei mir, sie heißt „Jane Harden“. Leider hat sie ein Alkoholproblem und Jane kann sehr sadistisch sein. Meine männlichen Tiere haben ein wenig Angst vor schwulen Kuscheltieren. Alien fühlt sich in dieser Situation nicht sehr wohl. Aber genau deswegen ist es wichtig, dass man auch schwule Bekanntschaften macht. Ich glaube auch, das eher schwule Männer Kuscheltiere haben.

Ich kenne einige sehr hetero-orientierte Männer die ein Kuscheltier in ihrem Bett liegen haben.

Das ist ja interessant, ich habe noch keine Tiere von Hetero-Männern kennen gelernt. Meine Zeit geht auch langsam zur Neige, wir wollen eine Xplore in Sydney machen, da muss viel geplant werden.

Ist man denn in Sydney offen für Kuscheltiere?

Das ist eine gute Frage. Wir werden sehen. Am 1. Dezember komme ich nach Berlin, dann können wir ein wenig spielen. Alien möchte sehr gern deinen schwulen Bär kennen lernen. Bis dahin muss auch noch die Frage geklärt werden, wer mit mir im Flugzeug sitzen darf.

Meine Katze darf immer mit mir am Fenster sitzen.

Da hat sie Glück. Ich kann jetzt nicht weiter über dieses Thema reden, sonst gibt es einen Aufstand bei mir zu hause. Bis bald in Berlin!

Bye Alien!