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Die AfD will wissen, wie viele Flüchtlinge in Aachen HIV-positiv sind

In einer Anfrage ans Rathaus hatte ein AfDler noch eine Menge weiterer Fragen zur Vermehrung des „Asylbewerberbestandes".

Willkommenskultur à la AfD Aachen. Original-Foto: DFID | Flickr | CC BY 2.0

Kurz vor dem großen AfD-Parteitag am Wochenende hat sich der Ableger in Aachen im dortigen Stadtrat noch einmal richtig beliebt gemacht. In einer Anfrage an den Oberbürgermeister wollte der AfD-Ratsherr Markus Mohr unter anderem wissen, wie viele Flüchtlinge die Stadt Aachen gerade beherberge, wie viel das die Stadt genau koste—und wie viele davon HIV-positiv sind.

„Von wie vielen Flüchtlingen ist ein positiver HIV-/Hepathitis-Status bekannt?" heißt es in dem Schreiben, das auf Twitter veröffentlicht wurde. Das Interesse des Ratsherrn an den Körpern der Flüchtlinge erstreckt sich aber auch auf andere Bereiche: Er würde auch gerne erfahren, wie viele Kinder von Asylbewerbern im Heim geboren wurden und bei wie vielen Flüchtlingen „zum jetzigen Zeitpunkt eine Schwangerschaft bekannt" ist.

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In einer anderen Frage ist dann von der „Zusammensetzung des Asylbewerberbestandes" die Rede, und spätestens drängt sich der unangenehme Verdacht auf, dass Flüchtlinge für die AfD Aachen eher eine Art zu verwaltende Biomasse als Menschen darstellen. Eine Biomasse, die sie dringend reduzieren wollen—wie die vielen Fragen nach von „ausreisewilligen" und „ausreisepflichtigen" Asylbewerbern und „auslaufenden Aufenthaltsgenehmigungen" deutlich machen. Eigentlich fehlt nur noch die Frage nach den Tagesrationen an Kalorien, die Flüchtlinge erhalten, um an die gute Tradition deutscher Menschenverwaltung zu erinnern (obwohl die Idee, Flüchtlinge in ehemaligen KZs unterzubringen, nicht auf dem Mist der AfD gewachsen ist).

Markus Mohr fällt im Aachener Stadtrat immer mal wieder auf, weil er sich besonders gerne mit dem Thema Flüchtlinge in Aachen beschäftigt—allerdings nicht unbedingt damit, wo die Flüchtlinge wirklich herkommen. Auf seiner Webseite schreibt er zum Beispiel zum Thema „Unterbringung von Flüchtlingen":

„Viele der Flüchtlinge stammen aus Ländern in denen sie vorher in Baracken oder Hütten wohnten. Teilweise ohne fließendes Wasser. Selbst die Unterbringung in Unterkünften mit gemeinschaftlich zu nutzenden Sanitär- und Küchenräumen stellt für viele Flüchtlinge einen erheblichen Zuwachs an Lebensqualität dar."

In Anbetracht der Tatsache, dass aktuell die Mehrheit der Flüchtlinge aus Syrien kommen, ist das eine ziemlich befremdliche Aussage. Weil Herr Mohr sich aus Desinteresse oder Zeitmangel nicht so wirklich über die Herkunftsländer der Flüchtlinge informiert zu haben scheint, gibt es hier jetzt mal ein Foto der „Baracken und Hütten" von Aleppo, kurz bevor der Bürgerkrieg über die Stadt hereinbrach:

Aleppo 2010. Foto: Anas A | Flickr | CC BY 2.0

Mohr hat zur gleichen Zeit noch ein paar andere Anfragen an den Oberbürgermeister gestellt, in denen es unter anderem um das Autonome Zentrum Aachen („Verdient die Stadt Geld durch die Überlassung an die linksautonome Szene?") geht oder darum, warum Leute vom „Schwulen Netzwerk NRW" eigentlich in Schulen gehen dürfen. Zusammen machen die Themen der Anfragen jedenfalls sehr schön deutlich, dass man sich in Aachen immer an die AfD wenden kann, wenn einem das Stadtbild irgendwie zu links, zu schwul oder zu „überfremdet" vorkommt.