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Heulsuse der Woche: Dynamo Dresden vs. Impfgegner

Dynamo Dresden sperrt Journalisten aus, die kritisch über den Verein berichten, und ein Impfgegner weigert sich, seine verlorene Masern-Wette zu begleichen.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Dynamo Dresden

Der Vorfall: Ein Journalist schreibt einen Artikel, der dem Drittligisten missfällt.

Die angemessene Reaktion: Sich fragen, inwiefern die Kritik gerechtfertigt sein mag. Sich darauf konzentrieren, wieder in die 2. Bundesliga aufzusteigen.

Die tatsächliche Reaktion: Dem Schreiber seine Akkreditierung entziehen.

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Kritik ist hart, vor allem dann, wenn sie ins Schwarze trifft. Das musste Ullrich Kroemer jetzt auf die besonders unangenehme Art lernen. Der Sportjournalist war gerade auf dem Weg von Leipzig zu einem Spiel von Dynamo Dresden, als ihn ein Anruf des Dynamo-Pressesprechers Henry Buschmann erreichte. Kroemer könne zu Hause bleiben, der Geschäftsführer des Vereins, Robert Schäfer, habe sich so über einen Bericht von ihm aufgeregt, dass er ihm die Akkreditierung für das Spiel entzogen habe.

Hatte Kroemer den traditonsreichen Verein über alle Maßen verunglimpft? Sich über die Führungsebene lustig gemacht? War vielleicht sogar persönlich geworden? Nicht so richtig, eigentlich. Tatsächlich ging es in seinem Beitrag vor allem um die gewaltbereiten Dynamo-Anhänger und dass es dem Verein bisher nicht wirklich gelungen war, sich deutlich genug von ebenjenen zu distanzieren.

Auch wenn diese Kritik nicht haltlos scheint: Anscheinend war dem ZDF die Meinung ihres Redakteurs dann doch ein bisschen weniger wichtig als ein Sitzplatz im Dynamo-Stadion. Der Artikel wurde—angeblich aus „redaktionellen Gründen"—von der Website genommen und Ullrich Kroemers Status als persona non grata kurz danach aufgehoben. Ob die Löschung kritischer Inhalte das richtige Zeichen an Sportvereine ist, bleibt hingegen fragwürdig.

Dieses Verhalten scheint übrigens auch in den höheren Fußballliegen Gang und Gäbe zu sein. Diese Woche verriet Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel in seinem Checkpoint-Newsletter: „Hertha BSC kündigt über den Anwalt von Michael Preetz ‚Konsequenzen' für den Tagesspiegel wegen seiner ‚Berichterstattung' (An- und Abführung wie im Anschreiben) an. Eine Verbannung der Sportreporter auf die Stehplätze kommt allerdings nicht in Frage—gibt ja leider keine im Olympiastadion."

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Heulsuse #2: Ein knickriger Impfgegner

Der Vorfall: Ein Typ will dem, der ihm beweist, dass es den Masernvirus wirklich gibt, 100.000 Euro zahlen. Ein Mediziner erbringt diesen Beweis.

Die angemessene Reaktion: Sich an die Wettbedingungen halten.

Die tatsächliche Reaktion: Das Geld einbehalten und behaupten, es wäre gar nichts bewiesen worden.

Auch wenn die Zahl der Infizierten, insbesondere in Berlin, stetig steigt, scheint es da draußen ein paar Leute zu geben, die sich weiterhin beharrlich weigern, an so etwas wie Masernviren zu glauben—und somit auch keinerlei Grund sehen, sich gegen die nicht ganz ungefährliche Krankheit impfen zu lassen. Einer von ihnen wollte dann auch ganz genau wissen, was das für ein unfassbarer Unsinn ist, den einem Ärzte da aufzwängen wollen, und rief öffentlich zu einer Art Wette auf. Der, der ihm beweisen könne, dass Masern durch einen Virus ausgelöst werden würden, dem würde er 100.000 Euro zahlen.

Dumm für den Mann, der überraschenderweise auch noch Biologe und somit fast vom Fach ist: Er bekam kurz darauf Post von einem Mediziner aus dem Saarland, der ihm neben mehreren wissenschaftlichen Artikeln zum Thema auch direkt seine Kontonummer mitschickte. Ob der Impfgegner die ausgelobte Summe gar nicht besitzt oder einfach nur nicht zahlen möchte, wissen wir nicht. Fakt ist: Der Mann vom Bodensee wollte nicht zahlen und behauptete, dass weder die Existenz noch die Größe der Viren ausreichend belegt worden seien.

Der Mediziner war anderer Meinung, zerrte seinen unzuverlässigen Wettpartner vor Gericht und bekam dort am Donnerstag Recht: Der Biologe muss den versprochenen Betrag bezahlen und darf sich bei der Gelegenheit noch mal ordentlich über sich selbst ärgern. Experten zufolge gibt es nämlich wenige Dinge in der Medizin, die so unumstritten sind wie die Existenz von Masernviren. „Schon vor 100 Jahren konnte die infektiöse Genese nachgewiesen werden. Eine Diskussion darüber ist aus meiner Sicht völlig abwegig", erklärte Philipp Henneke von der Uniklinik Freiburg gegenüber der FAZ.

Der glückliche Gewinner—der während der Laufzeit des Prozesses von mehreren Impfgegnern bedroht worden sein soll—plant derweil, das gewonnene Geld zu spenden. Seiner Anwältin zufolge will er damit medizinische Projekte fördern.

Letzte Woche: Sebastian Edathy stilisiert sich nach seinem Kinderporno-Prozess als Opfer und für die GNTM-Teilnehmerinnen gibt es nichts Schlimmeres, als sich umstylen zu lassen.

Der Gewinner: Sebastian Edathy!