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McDonalds hat wohl zehntausende Mitarbeiter abgezockt und ausgenutzt

Der Fast-Food-Gigant sieht sich einer Welle gerichtlicher Klagen von zehntausenden seiner Angestellten gegenüber. Diese werfen dem Konzern vor, durch illegale Methoden Lohn unterschlagen zu haben.

McDonald’s sah sich diese Woche einer Welle gerichtlicher Klagen von zehntausenden seiner Angestellten ausgesetzt. Diese warfen dem Konzern vor, durch illegale Methoden Lohn unterschlagen zu haben.
 
Gegen insgesamt sieben Sammelklagen muss sich die weltgrößte Restaurantkette in Michigan, Kaliforniern und New York verteidigen.
 
Die Anwälte der Betroffenen erwähnten gegenüber VICE, dass es in dem Verfahren um zahlreiche Rechtsverletzungen des Fast-Food-Giganten gehen wird. Diese beinhalten den Zwang zu unbezahlten Überstunden, die Tatsache, dass die Angestellten entgegen staatlichen Rechts ihre Uniformen selber kaufen und für die Reinigung aufkommen müssen, und andere Formen von Lohnbetrug, „die die Beschäftigten im Schnitt 1.900 Euro im Jahr gekostet haben.“
 
Ungefähr 25.000 McDonald’s Angestellte werden allein in einer der Sammelklagen in Kalifornien vertreten, insgesamt sind es mehrere Zehntausend.
 
Jason Hughes, ein Kläger, der für McDonald’s in Kalifornien arbeitet, sagte gegenüber Journalisten: „Als ich den Job antrat, wusste ich, dass ich nicht viel Geld verdienen würde, aber ich ging davon aus, dass mich eine Firma wie McDonald’s fair behandeln würde. Das war nicht der Fall.“
 
„Ich habe die Klage eingereicht, um für mich und meine Mitarbeiter einzustehen“, sagte Hughes. Er erzählt, wie er gezwungen wurde, sich wieder abzumelden, kurz nachdem er seine Schicht begonnen hatte, um dann ohne Bezahlung darauf zu warten, bis der Manager ihm wieder erlaubte, zu arbeiten.
 
Die Anwälte sagen, dass die McDonald’s Franchisenehmer ein firmeneigenes Computerprogramm nutzen, um das Verhältnis von Arbeitskosten und Einnahmen abzuwägen. Wenn dieses Verhältnis dann eine von dem Konzern gesetzte Grenze überschreitet, weisen die Restaurantmanager, so der Vorwurf, Angestellte, die gerade zu ihrer Schicht erschienen sind, an, bis zu einer Stunde zu warten und dann erst ihre Arbeit anzutreten.
 
Die New Yorker Arbeiterbewegung Fast Food Forward sagt, dass der durchschnittliche Angestellte einer Fast-Food-Kette in NYC nur um die 8.000 Euro im Jahr verdient—das sind gerade mal 25 Prozent von dem, was man in einer so teuren Stadt braucht, um über die Runden zu kommen.
 
Die aktuelle Bewegung der Fast-Food Arbeiter begann mit dem Protest der Angestellten einer New Yorker KFC Filiale Ende 2012. Ein Jahr später legten während des großen Streiks im Dezember 2013 Beschäftigte in über 100 Städten ihre Arbeit nieder.
 
Mehrere E-Mail- und Telefonanfragen von VICE an die McDonald’s Presseabteilung blieben unbeantwortet. Auf der McDonald’s Webseite erschien jedoch ein Statement mit der eindeutigen Intention, die Proteste runterzuspielen. „Bei den aktuellen Vorkommnissen handelt es sich nicht um Streiks. Externe Gruppen kommen zu den McDonald’s Filialen und anderen Verkaufsstellen, um Proteste anzuzetteln.“
 
Eine NELP Studie, die letzten Oktober erschien, sorgte für großes Aufsehen. Sie zeigte auf, dass die McDonald’s Gehaltspolitik die Öffentlichkeit jährlich über 1,2 Milliarden US-Dollar kostet, da die Angestellten durch die geringen Löhne auf Lebensmittelmarken, Medicaid und andere staatlichen Zuwendungen angewiesen sind.
 
Währenddessen gab McDonald’s für das Jahr 2013 einen Reingewinn von 5,59 Milliarden US-Dollar bekannt und zahlte 4,9 Milliarden US-Dollar an Aktionäre in Form von Dividenden und Aktienkäufen aus.
 
Diese Zahlen verursachen noch mehr Kopfschmerzen, wenn du bedenkst, dass der McDonald’s CEO Donald Thompson 13,7 Millionen US-Dollar im Jahr verdient—das bedeutet, dass er in einer Woche mehr Geld macht, als 90 Prozent seiner Angestellten in einem ganzen Jahr verdienen.
 
Es sollte hier erwähnt werden, dass Thompson, der erste farbige McDonald’s CEO, den amerikanischen Traum wie kaum ein anderer verkörpert. Aufgewachsen in den für ihre hohe Gewalt- und Kriminalitätsrate bekannten Cabrini-Green Sozialbauten an den Rändern von Chicago, bekam er ein Stipendium an der Purdue University und begann seine Karriere bei McDonald’s als Ingenieur.
 
Es sind aber wahrscheinlich gerade die mangelnden Aufstiegschancen bei McDonald’s, die die mächtigste Waffe des Konzerns gegen die eigenen Angestellten darstellen: Viele Beschäftigten in den Filialen arbeiten dort 20 Jahre oder mehr, ohne dass ihr Gehalt angehoben wird. Wenn du dir schwer vorstellen kannst, wie es ist, zwei Jahrzehnte für ein und dieselbe Firma zu arbeiten, ohne dass du eine einzige Gehaltserhöhung siehst, lies dir die Geschichte von Tyree Johnson durch—Er verdient seit er 1994 mit dem Job anfing $8,25 US-Dollar pro Stunde.
 
Die Nachricht über die Klagewelle wird wohl auch andere Geringverdiener anspornen, sich dem „National Day of Action“ am kommenden Samstag anzuschließen, der von der Gruppe 15 Now aus Seattle organisiert wird und sich über 21 Städten im ganzen Land verteilt.