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„Er hat sich gezielt Frauen gesucht, die im Vergleich zu ihm eine ,schwächere‘ Position hatten.“

Ein WU-Professor belästigt Studentinnen und Mitarbeiterinnen sexuell und darf seinen Job behalten. Eine Betroffene erzählt.

UPDATE 24.09.2015: Wie die WU heute laut Standard bekannt gab, wurde der Professor bis 2019 ohne Bezüge karenziert. Aufgrund des Beamtendienstrechts konnte er nicht entlassen werden, die Universität einigte sich mit ihm jedoch auf vier Jahre Karenz ohne Bezüge.


2012 fasste ein Professor der Wirtschaftsuniversität Wien BH und Tanga einer Gastforscherin an, was er im Nachhinein damit erklärte, er habe lediglich sehen wollen, ob Tanga und BH auch zusammenpassten. Einer anderen Mitarbeiterin zog er das T-Shirt weg, um zu sehen, welchen BH sie trug. Bei einer anderen Gelegenheit „umarmte" er dieselbe Frau mit einem Griff auf ihre Busen von hinten.

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Eine Lektorin versuchte er im selben Jahr, während der Zusammenarbeit, immer wieder zu berühren. 2013 schrieb er einer seiner Studentinnen kurz vor einer Prüfung eine E-Mail mit dem Text „hübsche Bluse im Übrigen…. ich mag transparente Sachen :)" Einer anderen Studentin schickte er Fotos von seinem Penis mit den Worten: „Wo hast du Platz für mich, wo ich ihn reinrammen kann?"

Diese Vorfälle sind nur ein kleiner Auszug aus einer langen Liste, die uns vorliegt. Es gibt verschiedenste Vorwürfe von 13 Frauen. 2014 hatten einige der Betroffenen schließlich genug. Sie fassten den Mut und wandten sich an das Rektorat der WU Wien, was dazu führte, dass zahlreiche weitere Fälle ans Tageslicht kamen. Das Rektorat stellte eine schwere Diestpflichtverletzung und mehrmaliges Fehlverhalten fest und schaltete die Disziplinarkommisson des Wissenschaftsministeriums ein.

Anstatt ihn zu entlassen, verurteilte die Kommission den Professor zu einer Geldstrafe von vier Monatsgehältern. Der Professor habe Abhängigkeitsverhältnisse ausgenutzt—das bestätigt uns auch eine der Betroffenen. Erst im Wiederholungsfall droht ihm Entlassung, er ist also weiterhin auf der Uni. Eine der Betroffenen hat mit einem engen Vertrauten über die Vorfälle gesprochen und uns erlaubt, das Gespräch wiederzugeben.

Was sagst du dazu, dass der Professor nicht entlassen wurde?
Grundsätzlich wäre ja wie auch, wie im Urteil ersichtlich, die Entlassung durchaus eine Option gewesen. Die Aussage, es gäbe kein vergleichbares Urteil, ist für uns nicht tragbar. Man hätte in diesem Fall auch darauf Rücksicht nehmen müssen, welche praktischen Verpflichtungen damit verbunden sind, insbesondere ob Monitoring-Maßnahmen überhaupt in dem Ausmaß durchführbar wären, dass sie sowohl die Mitarbeiter als auch Studenten schützen.

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Was hat euch angetrieben, etwas zu unternehmen?
Es war im Grunde genommen ein Schneeballeffekt. Eine von uns hat den Mut aufgebracht, als erste diese Vorfälle beim Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen zu melden und gleichzeitig versucht, weitere Betroffene zu finden. Es wurde mit der Zeit auch immer klarer, dass es keine Einzelfälle waren. Im Gegenteil: In Wahrheit gab es kaum eine Interaktion zwischen ihm und einer Frau, die nicht von diskriminierenden, sexistischen oder belästigenden Vorfällen begleitet war. Wir wollten an die Öffentlichkeit bringen, dass es sich um ein systematisches Vorgehen handelt und nicht um einzelne Liebeleien oder besonderen Sympathien.

Als wir uns dann gefunden hatten, haben wir uns gegenseitig motiviert, durchzuhalten. Wir haben uns immer wieder gesagt, wir tun das nicht für uns, sondern für mögliche zukünftige Opfer. Das, was uns passiert ist, kann man ja nicht mehr ungeschehen machen, aber man kann verhindern, dass so etwas noch mal passiert.

Also du sprichst jetzt von Prävention …
Genau. Die Habilitation macht den Entzug der Lehre unmöglich. Und jemanden, der so systematisch handelt, wieder in den Hörsaal zu stellen, ihn erneut als Autoritätsperson teilweise 19-, 20-jährigen Studenten auszusetzen, ist unverantwortlich.

Er hat sich gezielt Frauen gesucht, die im Vergleich zu ihm eine ,schwächere' Position hatten.

Wie kann man die Ängste beschreiben, die ihr hattet?
Na ja, dass einem vor Gericht nachgewiesen wird, dass man in manchen Fällen falsch reagiert hat, dass man sozusagen abgewiesen wird. Dass man vielleicht von außen anders behandelt wird als vorher, also dass man so eine Art Stempel aufgedrückt bekommt. Dass vielleicht auch Kollegen—vor allem männliche Kollegen—hinterher eine übertriebene Distanz wahren, aus Angst, sofort „von höchster Stelle gerügt zu werden" sobald sie nur den kleinsten Scherz machen … oder dass man als „Zicke" tituliert gemieden wird. Und die Frauen, die er sich ausgesucht hat, waren ja keine Frauen, die sozusagen einen gesicherten Stand an der WU hatten.

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Also das ist schon gezielt passiert?
Er hat sich gezielt Frauen gesucht, die im Vergleich zu ihm eine „schwächere" Position hatten. Also es waren immer Leute, bei denen er gewusst hat, dass da die Hemmschwelle, nein zu sagen, ein bisschen gedämpft ist und er keine „aggressive" Ablehnung in erster Linie verkraften muss.

Vor allem sind ja Kommentare oder Berührungen sexueller Natur nicht im Zuge von normalen Veranstaltungen oder rein privaten „Bereichen" gefallen, sondern in Situationen, wo man erst mal in eine Ecke gedrängt wurde, wo er in irgendeiner Weise eine Machtposition hatte. Also vor der Notenvergabe, während Besprechungen, wo natürlich die Mitarbeiter, die eine Forschungsvorgabe oder Publikationsquote zu erfüllen haben, auf einem kürzeren Ast sitzen als er, die mehr Interesse daran haben, dass das ganze verwirklicht wird als er. Durch die Pragmatisierung ist seine Position meist gesichterter und das nützt er bewusst aus.

Er war ja bei dem einen Projekt, das im Urteil genannt wird, auch verantwortlich für den Abschluss der Dienstverträge. Gab es da auch expliziten Druck, oder …?
Der Druck entsteht automatisch, wenn du einmal in einer schwächeren Position bist. Alleine die Tatsache, dass es im Zuge dieses Projekts zu irgendwelchen Kommentaren oder so wirklich grob anzüglichen Aussagen kommt oder Belästigungen, ist massive Bedrängung einer Person. Es ist ja auch so, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Professor steht, reagiert man wesentlich netter, als man es normalerweise tun würde, weil einem die ganzen Nachteile, die ein Bruch des Arbeitsverhältnisses zur Folge hätte, die Situation ein wenig dominieren.

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Es war für ihn mehr als ein Spiel. Es war ein Machtspiel. Und das ist das Schlimme daran.

Und das zieht sich quer durch?
Das zieht sich quer durch alle Fälle. Es ist nicht ein Fall dabei, wo nicht irgendeine Form von Abhängigkeit besteht. Oder eine gezielte Ausnutzung von Abhängigkeit. Und das sind Sachen, die meiner Meinung nach im Urteil völlig außer Acht gelassen wurden. Es war für ihn mehr als ein Spiel. Es war ein Machtspiel. Und das ist das Schlimme daran. Die Verwundbarkeit der Frauen, für deren Zukunft er zum Teil verantwortlich ist, oder deren Zukunft ihm zum Teil anvertraut wird, so extrem auszunutzen, über so lange Zeit, so intensiv, und dabei so weit zu gehen … Das mit einer Geldstrafe begleichen zu können, wird der Schwere der Taten einfach nicht gerecht.

Habt ihr Angst, dass das jetzt im Gegenteil eher als Freibrief verstanden werden kann?
Ja. Die Vorfälle bei ihm waren sehr gravierend. Es gab ja nicht nur einen Verstoß, sondern viele: Dienstpflichtverletzung, Diskriminierung, (sexuelle) Belästigung. In dem Wissen, dass er durch das Beamtendienstrecht geschützt ist—etwas, dass er mehreren Opfern auch schadenfroh ins Gesicht gesagt hat, als diese gedroht haben, sich zu beschweren.

Dazu kommt noch, dass eine Geldstrafe für die Verletzung der Würde von Frauen, auch ideologisch einen mehr als bitteren Beigeschmack hat. In dem Fall waren wir 13 Frauen vier Monatsgehälter wert, ein „Preis" der von der Disziplinarkommission einfach so festgesetzt wurde. Dafür haben wir nicht gekämpft. Wir haben ja auch alle Abstriche gemacht, um dieses Prozedere durchzuziehen, sei es im Job, sei es im Studium, diese Belastung kam zusätzlich zu unserem Alltag hinzu.

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Dieses Urteil hat uns lediglich die Machtlosigkeit vor Augen geführt, auch weil die Milde eine Art Legitimation darstellt.

In dem Urteil steht, im Wiederholungsfall wäre er zu kündigen …
Problematisch ist, dass niemand gewarnt werden und aufgeklärt werden kann, dass er bereits verurteilt wurde. Daher sind neue Mitarbeiter und Studenten, denen er begegnet, nicht weniger gefährdet als wir es waren. Es gibt also keine Garantie, dass es nicht wieder mehrere Jahre dauert, bis etwaige Wiederholungsfälle angezeigt werden—und entsprechend wieder eine große Anzahl an Frauen, die von ihm belästigt werden.

Gibts die Chance, dass er sich bessert?
Ich glaube nicht, dafür ist er zu zwanghaft vorgegangen. Es wirkt fast wie ein Suchtverhalten. Und der Beamtenstatus liefert ihm ja praktisch eine Steilvorlage, denn er hat die Möglichkeit sich der direkten Beobachtung zu entziehen, er hat ja kaum eine Anwesenheitspflicht auf der WU. Dies schränkt natürlich auch die Monitoring-Maßnahmen ein, denn sobald er die Daten der Frauen einmal hat, die er für die Kommunikation braucht—diese kann er als Angestellter leicht bekommen—sind ihm Tür und Tor geöffnet. Er hat ja auch zum Teil von seiner privaten Mail-Adresse an Studenten und Mitarbeiter geschrieben, da kann man ihm schwer über die Schulter schauen.

Von was für Daten sprichst du da?
E-Mail-Adressen von Studenten, E-Mail-Adressen von Mitarbeitern. Die ganzen anzüglichen E-Mails sind ja an nicht an die Studenten und Mitarbeiter gegangen, weil die ihm freiwillig ihre privaten E-Mail-Adressen gegeben haben, sondern er hat die Kursliste und die Verteiler der WU „abgearbeitet", sprich, die Daten als „Kontaktbörse" missbraucht. Eine Sache, die im Urteil eigentlich unerwähnt bleibt.

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Man hat natürlich auch Angst, dass man selbst beschuldigt wird. Dass man sich das nur ausdenkt, weil man bessere Noten oder Aufmerksamkeit haben möchte.

Wieso hat all das letztlich so lange andauern können?
Das hat mehrere Ursachen. Das erste ist, es kostet irrsinnig viel Überwindung, mit Unbekannten darüber zu sprechen. Das zweite ist, dass man schon ein bisschen darüber informiert ist, dass das Beamtendienstrecht sehr schützend ist für ihn. Dass es sehr schwierig ist, jemanden zu entlassen, oder dagegen vorzugehen. Außerdem hat er die Belästigungen ja relativ offensichtlich betrieben, so dass relativ viele Leute es auch mitbekommen haben.

Kommentare vor versammelter Menge in der Vorlesung wie zum Beispiel, dass ihm die Rocklänge gefallen würde, das haben ja viele Studenten gehört, ebenso wie sein Verhalten auf Feierlichkeiten des Departments oder Instituts. Wenn das so offensichtlich betrieben wird und gleichzeitig auch keine der anderen Lehrkräfte oder Kollegen einschreiten, hat man das Gefühl, dass es keinen Sinn macht, sich zu beschweren, weil niemand hinter einem stehen würde. Man hat natürlich auch Angst, dass man selbst beschuldigt wird. Dass man sich das nur ausdenkt, weil man bessere Noten oder Aufmerksamkeit haben möchte.

Wie ist das im Institut die ganze Zeit gehandlet worden?
Also zum Teil kamen von Kollegen überspitzt formulierte Floskeln wie „Er und seine Mädels". Einige haben gedacht, es wären nur Gerüchte. Ich glaube viele wollten sich auch gar nicht einmischen. Es gab genug Situationen in denen sein Verhalten bemerkt und kommentiert wurde, offiziell hat aber nie jemand etwas gemeldet oder wäre helfend eingeschritten.

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Also das heißt, dem Institut war das auch völlig bekannt eigentlich?
Ja.

Jahrelang?
Ja.

Und da ist nie irgendwas passiert?
Nein.

Hast du das Gefühl, dass man sich an jemanden von Institut auch hätte wenden können?
Nun, es ist schwierig, sich über einen langjährig angestellten Professor bei Kollegen zu beschweren, die mit ihm jahrelang zusammenarbeiten, vor allem weil es am Institut hauptsächlich männliche Angestellte gibt—da möchte man eher weniger über so intime Angelegenheiten sprechen. Vor allem wenn die eigene Karriere erst begonnen hat und fortwährend weggeschaut wird, fehlt zusätzlich die geeignete Vertrauensbasis. Erst durch das Gespräch mit Kolleginnen begann die Sache ein wenig ins Rollen zu kommen …

Wie lief die Betreuung nach euren Aussagen genau ab?
Viele Betroffene haben sich auf unterschiedliche Wege zunächst mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG) an der WU ausgetauscht und erst danach entschieden, eine offizielle Aussage durch die Personal- und Rechtsabteilung zu machen. Viele haben es aber bei Gesprächen belassen und die Aussagen wieder zurückgezogen, da eine Aussage vor der Disziplinarkommission in einem „gerichtlichen Umfeld" zu einschüchternd wirkte.

Es war so, dass ab dem Einleiten des Disziplinarverfahrens der Personalabteilung die Hauptverantwortung übertragen wurde und auch zur Anlaufstelle für uns wurde. Leider war die einzige Person, die befugt war, Auskünfte zu erteilen, nur einmal pro Woche tatsächlich erreichbar, was zu einer äußerst mangelhaften Betreuung und Vorbereitung der Opfer führte. Der AKG wurde weitgehend aus dem Verfahren herausgehalten, also hatten wir weniger das Gefühl, dass es eine Türe gab, die immer offen stand und auf Fragen und Sorgen einging, wir fühlten uns eher wie eine zusätzliche Last.

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Und ihr werdet dadurch automatisch zum Störfaktor eigentlich?
Genau. Und das ist sozusagen das Gefühl, das man uns gibt, wir sind eine potentielle negative Publicity. Wir sind lästig. Erschwerend kommt dann noch dazu, dass eine Art Täter-Opfer-Umkehr stattfindet. Weil dadurch, dass er jemand ist, der wieder eingegliedert werden muss, dadurch, dass er derjenige ist, auf den sich die Energie des Instituts und auch der Universität konzentriert, wird darüber hinaus vergessen, dass jegliche Form der Zusammenarbeit für uns unerträglich wird, sei sie auch noch so begrenzt oder überwacht. Also es hat ein grober Vertrauensmissbrauch stattgefunden durch die mangelhafte Betreuung der WU und der Entscheidung der Disziplinarkommission.

Der Anwalt sprach natürlich genau die typischen Ängste von uns an, wie ,nicht genug gewehrt', ,das war doch gewollt', ,das war doch provoziert'.

Wie lief die Verhandlung dann genau ab?
Man sitzt da alleine auf einer Seite, während einen vier, fünf unbekannte Leute von der gegenüberliegenden Seite erwartungsvoll ansehen, während man linksseitig von dem Professor und seinem Anwalt angestarrt wird. Nachdem du deine persönlichen Umstände wie Arbeitsplatz, Studienort und so weiter bekanntgegeben hast, startet dann die Befragung durch die Kommission und schließlich auch durch den Anwalt des Täters. Der Anwalt sprach natürlich genau die typischen Ängste von uns an, wie „nicht genug gewehrt", „das war doch gewollt", „das war doch provoziert". Das muss man dann eben über sich ergehen lassen, ohne einer Vertrauensperson an deiner Seite, die dich eingehend darauf vorbereitet.

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Und in dem Verfahren hatte die WU Parteienstellung, aber ihr nicht?
Wir waren lediglich als Zeugen geladen.

… die WU hat das Verfahren für euch geführt?
Genau. Und wir hatten keinerlei Mitspracherechte, was den Ausgang betraf. Der vom Ministerium gestellte Disziplinaranwalt hatte ja ohne Rücksprache mit der WU oder mit uns einfach einen Rechtsmittelverzicht eingelegt und das Urteil so akzeptiert … und wir müssen das jetzt einfach schweigend hinnehmen. Wir haben keinerlei Mitspracherechte gehabt, was solche Rechtsmittel betrifft.

Wie schätzt du die Rolle vom Rektorat ein?
Ich glaube, das Rektorat ist von zwei Möglichkeiten ausgegangen: Entweder es würde die Entlassung ausgesprochen werden, oder dass die Ächtung oder seine Scham groß genug wäre, dass er von selbst geht.

Fändest du es richtig, dass man offen sagt, um wen es geht?
Das ist schwierig, weil ich weiß, dass er Familie hat. Und seine Familie wäre durch die Veröffentlichung des Namens ein Leben lang unschuldig gebrandmarkt. Deswegen bin ich eher dafür, dass man ihn nicht öffentlich an den Pranger stellt.

Was wäre für dich jetzt eine Maßnahme, die das Problem aus der Welt schaffen würde?
Wenn er kündigen würde, würde er auch den Beamtenstatus aufgeben, den Arbeitsplatz wechseln und in ein kollektivvertragliches Verhältnis eintreten, wo diese Maßnahmen oder diese Wege gar nicht mehr nötig sind, und dementsprechend Vorfälle durch Betroffene vermutlich auch schneller gemeldet werden. Ich finde, es sollte auch möglich sein, in solch gravierenden Fällen die Lehrbefugnis zu entziehen. So jemand hat in einem Sozialberuf wirklich nichts verloren.

Die Einrichtung einer anonymen Hotline für solche Fälle wäre eine gute Erstanlaufstelle, für den Fall, dass man aus Scham zunächst anonym bleiben möchte. Jedenfalls müssen diese Anlaufstellen wesentlich präsenter werden.

Ich hoffe auch, dass er dieses Interview liest, dass er liest, was wir zu sagen haben. Dass er begreift, was er uns angetan hat. Er hat uns nicht wie gleichwertige Menschen mit Zielen und Gefühlen behandelt, sondern er hat uns missbraucht. Missbraucht, um seine Triebe und seine Zwänge zu befriedigen, dabei war es ihm völlig gleichgültig, welche Auswirkungen das auf uns und sein Arbeitsumfeld hatte und welchen Schaden er hinterlässt.


Titelbild: Foto von Flickr | Roga muffin | CC BY-ND 2.0