Die Kunst ist frei. Das ist gut so. Aber ist sie auch frei von Politik? Und wie sehr sollte sie sich zur Kritik ganz bestimmter Parlamentsparteien äußern? Diese Frage taucht aktuell wieder auf, nachdem das Ensemble der Salzburger Festspiele aus Protest gegen den Besuch von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus beim Jedermann die ersten Töne der „Internationalen" anstimmte.Es war eine spontane Aktion, wie der Schlagzeuger und Jedermann-Formation Robert Kainar in den Salzburger Nachrichten erklärte. Nichts davon sei geplant gewesen, aber das Ensemble würde nach wie vor dazu stehen.
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Ein paar Takte aus der Internationalen sind für sich genommen noch kein wirklicher Aktionismus. Sie sind auch nicht gleich ein Zeichen für Ignoranz. Sie sind ein Symbol, das genauso mild wie die Festspiele und damit vielleicht die entscheidende Spur zu egal ist, um das, was es will, zu bewirken.Aber selbst, wenn eine klassische Ensemble-Einlage von außen naturgemäß immer ein bisschen harmlos ist, sieht man an der Reaktion der Festivalleitung, dass so eine Aktion zumindest innerhalb der Blase (Festspiel-, nicht Facebook-) ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie ist ein politischer Protest mit künstlerischen Mitteln—vielleicht nur für Kunstkenner, aber immerhin.Die Frage, die sich jeder Aktionismus stellen muss: Wen will man erreichen? Und ist Kritik gut platziert, wenn sich die Gemeinten nicht gemeint fühlen?
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Im Burgenland regte sich diesen Juni ein kleiner Funken Protest gegen Rot-Blau, als der Autor Peter Wagner und Komponist Ferry Janoska verkündeten, dass sie den burgenländischen Volkskulturpreis wegen der neuen Landesregierung nicht annehmen würden. Alleine deshalb ist eine Aktion wie die bei den Festspielen zumindest ein wichtiger (Neu-)Anfang.Eine andere Form von Regime-Protest—und zwar mit kapitalistischen Mitteln—versteckt sich übrigens auch noch in der Geschichte: Die Rechte an der Internationalen hielt nämlich lange Zeit der deutsche Medienmanager Hans Beierlein, der die Kommunisten für jede Aufführung zahlen ließ.Markus auf Twitter: @wurstzombieMOTHERBOARD: In Spanien geht Protest ein bisschen anders—und zwar mit Hologrammen