FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Kifferstadt Zürich – ein Rundgang für THC-Konsumenten

Dass die Chinawiese nichts ist, wissen wir alle, aber welches sind wirklich die besten Plätze, um in Zürich zu kiffen?
Alle Fotos von Till Rippmann

In Zürich kiffen enorm viele Leute. Wer augenblicklich von der süssen Mariah getrennt lebt, war zumindest in seiner Jugend Indica-Afficionado. Deshalb wird man in der Stadt kaum dumm angeschaut, wenn man irgendwo seinen Güff raucht. Solange es draussen ist, versteht sich.

Ich bin schon mit einer brennenden Flöte die Bahnhofstrasse runtergelaufen, mitten im Weihnachtshustle und niemand hat sich auch nur umgeblickt. In Gartenrestaurants kannst du dir einen drehen und hast dabei eine 80-Prozent-Chance, dass du deinen Ofen in aller Ruhe fertig heizen kannst, während das Personal die nächste Runde aufnimmt. Im Ziegel durfte man bis vor wenigen Jahren noch drinnen weeden. Unser heiss geliebtes Zürich beherbergt sowohl einige Perlen als auch Nieten der Marihuana-Romantik, die wir dir keinesfalls vorenthalten möchten.

Anzeige

Tiefenbrunnen

Der Tiefenbrunnen markiert die Grenze zwischen der Stadt und der Goldküste. Eigentlich fühlt sich der Ort schon ziemlich nach Goldküste an. Abgesehen von der urbanen Verkehrsanbindung, die am Tiefenbrunnen mit der Endstation des 4er-Trams auch gleich aufhört. Für Ganjanauten interessant ist am Tiefenbrunnen insbesondere der Sonnenuntergang, dort gibt es nämlich den längsten der Stadt. Und die Sonne scheint auch besonders gross zu sein.

Weniger günstig ist, dass die Seepolizei gleich neben dem Tiefenbrunnen eines ihrer Quartiere hat. Das wäre an sich schon problematisch—auch deshalb, weil die eine Parkbank, die wirklich schön abgeschottet von allen anderen Besuchern, das Blazen mit Seeanstoss ermöglicht, direkt neben dem Bootsportal für die Seepolizei steht. Da aber die meisten Polizisten keine Lust haben, sich den Feierabend wegen ein paar Hippies eine Stunde nach hinten zu schieben, ist das erst selten zum Problem geworden. Ab und zu ziehen sich dort alte Leute aus, was dein High in Mitleidenschaft ziehen kann, aber nicht muss. Gleich jenseits der (besonders im verdonnerten Zustand ziemlich gefährlich zu überquerenden) Seestrasse findest du einen Kiosk und einen Kebab-Laden.

Chinawiese

Nur wenige hundert Meter in Richtung Innenstadt, ebenfalls am See, liegt die Chinawiese. Die Chinawiese ist eigentlich der dümmste Ort, um dich mit Mary Jane zu treffen. Trotzdem wird dort vermutlich am meisten gekifft. Was ironisch ist und ein Mahnmal an die träge Dummheit der Menschen. So ziemlich alle Polizeipatrouillen mit dem konkreten Auftrag, Kiffer zu büssen, haben die Chinawiese auf ihrer Route. Die Chinawiese ist auch meistens ziemlich überfüllt mit Menschen, was es schwieriger macht, den Überblick zu behalten und eventuell gefährliche Gesetzeshüter früh als solche zu identifizieren. Besonders die in Zivil. Auch wenn du eine Truppe entdeckst und dich mehr oder weniger unauffällig vom Platz verpissen willst, musst du noch vorsichtiger sein.

So schaut der Alltag eines New Yorker Grasdealers aus

Anzeige

Für die Chinawiese spricht vielleicht, dass du dort auch Weed kaufen kannst, traditionellerweise von den „Jamaikanern". Ich kann nicht sicher sagen, ob das wirklich alle Jamaikaner sind, aber als Jugendliche gingen wir davon aus. Jedenfalls ist das Gras, das du dort kaufst, schlecht und extrem überteuert. Du kannst genauso gut deinen „Habli" an der Haschgasse hinter dem Hauptbahnhof kaufen gehen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist in etwa dasselbe. Ebenfalls scheissteuer sind die diversen Glacé- und Sandwichverkäufer, die ihre Wagen vor sich herschieben und ihr Angebot lauthals anpreisen. Als Hauptproblem der Chinawiese sehe ich aber weder des schlechte Gras noch die Cops.

Das Hauptproblem der Chinawiese ist, dass ich eigentlich keinen Kiffer kenne, der oder die dort nicht mindestens einmal von einer Jugendbande um ihr Gras erleichtert wurde oder wegen dem Versuch in eine gewaltsame Auseinandersetzung geraten ist. Alles in allem: Bullen, viele Leute, schlechtes Gras, Jugendgangs—schlechter Ort!

Versailles-Pärkchen

Das Versailles-Pärkchen trägt seinen Namen wegen seiner Architektur. Ich weiss nicht, wie es wirklich heisst. Ist auch egal, wer in Zürich Dubies raucht, weiss, welches ich meine. Es liegt direkt unter dem Hauptgebäude der Universität Zürich und hat keinen mir nachvollziehbaren Existenzgrund, ausser weil es der ideale Ort ist, um hier Blunts zu drehen. In der Mitte der einen Mauer hat es eine verwachsene, ziemlich mystisch aussehende Tür—vielleicht für die Freimaurer? Ich habe dort noch nie einen Polizisten gesehen. Und auch, wenn sich mal einer dorthin verirren sollte, hast du ein gefühltes Jahr Zeit, dein Zeug zu verstecken oder dich zu verziehen, lange bevor der lange Arm des Gesetzes deinen Vibe killt.

Anzeige

Das Pärkchen ist sehr steil angelegt, es ist eigentlich stufenweise gebaut, so dass du mindestens über alles, das unter dir ist, zu jedem Zeitpunkt den Überblick behalten kannst. Ausser dir hängen eigentlich nur Studenten dort rum. Aber meistens niemand, weil das Versailles-Pärkchen ein Geheimtipp ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Sonne dort deutlich früher untergeht als am See.

Im Versailles-Pärkchen ist es etwas mühsamer als anderswo, an Munchies und Getränke zu kommen. Um an den nächsten Kiosk zu gelangen, musst du über die Strasse ins Niederdorf oder du besteigst den Hügel zur Uni. Der Kiosk dort ist allerdings zu recht unübersichtlichen Zeiten geöffnet und könnte deine strapazierte Raucherlunge tief enttäuschen.

Rentenanstalt

Wieder am See, ist die Rentenanstalt eine Art Mittelweg zwischen dem Tiefenbrunnen und der Chinawiese. Es hat recht viele Leute und auch Polizisten, aber nicht dermassen viele wie an der Chinawiese. Zudem hängen dort die freundlicheren Menschen rum. Die Wiese selbst ist ein bisschen beckenförmig. Wenn du also am oberen Rand dieses naturgeformten Beckens sitzt, hast du einen recht guten Blick über die Szenerie und weder Freunde noch Helfer können sich unbemerkt an dich anschleichen.

Allerdings ist es genauso auffällig, wenn du der einzige bist, der sich aus dieser Masse Liegender erhebt, um gerade dann aus einer verdächtig duftenden Rauchwolke zu entschwinden, wenn die Herren in Blau dieses malerische Plätzchen betreten. Nach diesem „coming out" bist du gut und gerne 50 Meter lang ausgestellt, bevor du dich wieder irgendwo im Menschen- oder Maschinenverkehr verstecken kannst. Daher gilt, was in der Schweiz (und vielleicht der ganzen Welt) ohnehin gilt: Wenn die Polizei auftaucht, verhalte dich am besten unauffällig, bis du sicher bist, dass sie wegen dir hier sind.

Anzeige

Munchies: Unser Rezept für Ganja-Infused Chicken

Üetliberg

Der Üetliberg bietet, nachdem man ihn mal bestiegen hat, ein grossartiges Panorama. Also, wenn du den Turm besteigst. Aber genau das sind schon beide Probleme, die den Üetliberg als Kifferplatz untauglich machen. Einen Berg zu besteigen, nur um einen Joint zu rauchen, ist normalerweise nicht so dem chronischen Haschisch-Konsumenten seins. Natürlich liegt das drin, wenn du eh grad voll die Wanderlust und nichts anderes vor hast. Oder du nimmst halt den Zug, was aber auch etwas viel Aufwand ist, nur um eins zu dampfen.

Was aber dem Stoner naheliegt, ist—insbesondere dann, wenn schon ein Aufstieg in Kauf genommen wurde—beim Rauchen seine scheiss Ruhe zu haben. Da du aber auf dem Aussichtsturm sitzt, kommen im Minutentakt Rentner in bänderschonenden Mephisto-Schuhen auf die Plattform geröchelt, die dich verdutzt aus angestrengt überquellenden Augäpfeln heraus anglotzen. Du wolltest dir eigentlich nur gemütlich eine kleine „Haschisch-Fixi" setzen und hast kaum Bock auf bewusst halblaut gegrummelte Sätze wie: „Du lugemal Annelies, diä tüend glaubs Drogä rauchä". In der Nähe hat es ein überteuertes Restaurant, das zu besuchen aber auch „nur" bekifft ziemlich trippy werden dürfte.

Dachterrassen

Dachterrassen sind ein Zürcher Ding. Vermutlich gibt es auch an anderen Orten Dachterrassen, aber das spielt für uns Zürcher weder Rolle noch „Rugel". Wenn schon rollen, dann doch einen Spliff, dessen rauchende Innereien du dann Richtung Züri-Skyline paffst. Alles schön im Privaten bei einem Grill auf dem Wiädikärli brutzeln und Bier aus deinem Kühlschrank.

Die Chance, dass du auf deinem Dach auf einen Polizisten triffst, ist denkbar klein. Zudem bräuchten sie wohl einen Durchsuchungsbefehl und so einen treiben sie, nur um ein paar Grasköpfen eine 100-Franken-Busse reinzudrücken, garantiert nicht extra auf.

Deine THC-verfetteten Hirnwindungen sollten einfach fähig sein, alles was du brauchst und brauchen wirst, auf einen Schlag mit nach oben zu nehmen, sonst musst du nämlich wieder runterrennen. Mach dir idealerweise eine Checkliste. Zudem bieten sich Dachterrassen wegen der Sonne auch als urbane Anbaufläche an. Da die meisten Dachterrassen aber der jeweils ganzen Hausgemeinschaft zugänglich sind, werden sie verhältnismässig selten entsprechend ausgenutzt.

Till auf Twitter: @trippmann

Vice Switzerland auf Twitter: @ViceSwitzerland