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Campus, Sex und Ravioli

Uni, ETH oder Matur: Wie du die Powerlernphase überlebst

Ohne ausgeklügelte Lern- und Lebensstrategien hast du keine Chance, deine Prüfungen doch noch zu bestehen.
Titelbild von Francois Schnell

Das studentische Leben ist nur in der Zeit vor der Prüfung so hart, wie du es allen immer maulend erzählst. Sei ehrlich. Du müsstest nicht so viel lernen, wärst du die ersten zwei oder drei Monate hin und wieder an die Uni gegangen. Hättest du dich nicht so oft zu „nur einem Schlumi" hinreissen lassen. Hättest das Wochenende nicht so oft schon mittwochs begonnen.

Nun kannst du das aber auch nicht mehr ändern und die Tage, die im Kalender rot markiert sind, rücken immer näher. Prüfungen! Ehrenrunden verdienen ihren Namen nicht und deshalb bleibt dir nichts weiter übrig, als jetzt den Finger aus dem Arsch zu ziehen. Natürlich nehmen wir den Bildungsauftrag sehr ernst und lassen dich von eigenen Erfahrungen profitieren. Eins vorneweg: Es wird nicht schön werden. Es wird ungesund. Aber du hast eine Chance, zu überleben.

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Foto von Michael Coghlan, Flickr, CC BY-SA 2.0

Schaff dir ein geeignetes Umfeld

Ein geeignetes Umfeld bedeutet nicht, dass du dich wohl fühlen sollst. Bei der richtigen Ortswahl für deine Lerneskapaden kommt es nur darauf an, dass du grundsätzlich nicht abgelenkt wirst. Als erstes musst du dir also alle sozialen Kontakte, die dir etwas bedeuten, vom Hals schaffen. Du sollst nicht gleich mit deinem Freund oder deiner Freundin Schluss machen. Trotzdem ist es so, dass diese Person dir kurzfristig nicht gut tut. Telefoniere mit deinem Herzblatt, sag ihm, dass du dich in den nächsten Wochen in eine unausstehliche Lernleiche verwandelst und dich voll und ganz auf seinen Support verlässt. Da du alles andere als entspannt sein wirst, möchtest du den Stress zunächst hinter dich bringen. Dein Komplementärmensch darf nur dann vorbeikommen, wenn du es erlaubst. Und das ist nur, um dir Essen vorbeizubringen oder du Entspannungs-Sex brauchst.

Diese Regeln sollten zwingend respektiert werden, denn hey: Das ist alles temporär. Wenn aber schon das Anbringen dieses Bedürfnisses zum Streit wird, solltest du über die Qualitäten deiner besseren Hälfte nachdenken und kurzen Prozess machen. Du brauchst nun jede Sekunde für deine Gehirnfütterung.

Foto von _dChris, Flickr, CC BY 2.0

Deine Freunde sind die nächsten Wochen tabu

Verfasse eine Standard-Nachricht, die du deinen Freunden bei Kontaktversuchen schickst. Hier ein Vorschlagstext:

Die Uni hat mich. Ich melde mich, sobald ich nicht mehr asozial und apathisch in der Bibliothek versauere. Besser für mich, besser für dich. Vergiss mich nicht.

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Du solltest die Nachricht für deine Mutter personifizieren, um nicht in Gefahr zu laufen, dass sie vor deiner Haustüre auftaucht und dich betüddelt. Auch wenn du nach deiner Mami lechzt. Auch wenn sie Essen mitbringt. Deine Mami wird dich ablenken und dir empfehlen, dich auszuruhen. Das ist schlecht für dich!

Das gleiche gilt auch für deine Mitbewohner. Sei nicht mehr zuhause. Du stehst vor ihnen auf, gehst in die Bibliothek deiner Wahl und kommst erst nach Hause, wenn dich der Hausmeister aus der Bibliothek schmeisst.

Nutze die Vorzüge gewisser Substanzen

Dein Überlebenselixier heisst Kaffee. Genug davon haben, kannst du nicht, also sollte deine erste morgendliche Amtshandlung sein, dir eine Thermoskanne des braunen Gebräus zu kochen. Das schont auch dein Studentenportemonnaie. Dein Hirn braucht neben Koffein aber auch Nährstoffe, um ordentlich zu funktionieren. Frühstücke! Frühstücke vollwertig und lass dein Zucker-Müesli beiseite. Nimm dir alles, was du während des Tages brauchst, von zuhause mit. Dein Nervenkostüm erträgt in deinem Zustand nämlich nicht, keine Zigaretten mehr zu haben.

Deine Abende solltest du gesittet verbringen. Beispielsweise mit einer Runde Magic.

Zügle dich beim Mittagessen, wenn du der Futternarkose entgehen willst. Und du willst, denn du hast noch tonnenweise Skripts, Bücher und Power-Point-Präsis vor dir. Gönne dir nach dem Lunch einen Powernap von genau zwanzig Minuten und leg dich dazu in den Park vor der Bibliothek, eine ruhige Ecke im Flur oder in den dafür vorgesehenen Schlafsaal der ETH (Glückspilz, wenn du da studierst. Sei dankbar!). Wenn du Jus-Student bist, solltest du dein Schläfchen nicht im rechtswissenschaftlichen Institut machen. Da werden dir nämlich die Bücher geklaut, damit du an deinen Examen schlechter bist.

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Foto von mrehan, Flickr, CC BY-SA 2.0

Wenn du dich dazu entschlossen hast, dein Hirn mit chemischen Hilfsmitteln zu pushen, wirst du dir schon Ritalin zugelegt haben. Ja, Ritalin macht dich wach. Ja, es macht dich leistungsfähiger. Aber Ritalin macht dich auch zum empathielosen Egomanen des studentischen Gruselkabinetts. Achte besonders darauf, dass dich dein Freund oder deine Freundin so nicht zu Gesicht bekommt. Alkohol darfst du nur in Form von Rotwein und geringen Dosen zu dir nehmen. Ein Glas ist erlaubt. Am Abend. Damit du schlafen kannst.

Leg dir die richtige Lernstrategie zu

Dass du zu spät bist, den gesamten Semesterstoff wirklich zu verstehen, haben wir bereits geklärt. Gerade der Vorabend vor deiner Prüfung und dein Kurzzeitgedächtnis spielen nun eine zentrale Rolle. Wie bei einer Fressattacke stopfst du möglichst viele Infos in dich hinein. Möglichst gehetzt und möglichst ohne dein Limit zu spüren. Am nächsten Morgen erbrichst du das geballte Wissen in Form von richtigen Antworten auf den vor dir liegenden Prüfungsbogen. Dann vergisst du alles wieder.

Wenn du deine Prüfungen hinter dich gebracht hast, kommt der sozial anspruchsvolle Teil. Zunächst solltest du mit deinen Kommilitonen abstürzen. Das stellt einen kleinen Teil deines sozialen Umfelds wieder her. Danach benötigst du einen Tag, um zu schlafen, um wieder zu dir zu finden. Und dann solltest du all deine verpassten Nachrichten beantworten, inklusive die deiner hysterischen Mutter.

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Titelbild von Francois Schnell; Flickr; CC BY 2.0