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Vice Blog

Warum aus dem Swinger-Club jetzt wohl doch keine Flüchtlingsunterkunft wird

Der Eigentümer des Swinger-Clubs in Steyr soll Flüchtlinge als Affen bezeichnet und den Swinger-Verein vor die Tür gesetzt haben.

Drei Mal die Woche trafen sich im Metropolis die Mitglieder des Vereins Aphrodite zum Swingen. Jürgen F. ist der Obmann und erzählt uns, dass der Eigentümer Friedrich H. den Pachtvertrag am 31. Jänner einfach gekündigt und den Verein rausgeworfen haben soll, da er im Club Flüchtlinge unterbringen wolle—um so mehr Geld zu verdienen.

Das soll der Eigentümer Friedrich H. in einem Gespräch zu dem Pächter des Swinger-Clubs gesagt haben:

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„400 Euro kriege ich im Monat für die Flüchtlinge, das sind 12.000 Euro (Anm: für die geplanten 30 Flüchtlinge). Du kriegst 19 Euro und davon musst du 5,50 jedem geben für die Verpflegung, aber du kriegst für alles Punkte, sag ich einmal, wenn ich jetzt die Affen zum Fressen fahre, dann kriege ich ein paar Punkte und so kommt man auf die 19 Euro."

Jürgen F. erklärt auch uns, er wäre sich sicher, dass Friedrich H. Flüchtlinge nur unterbringen wolle, um Geld zu machen. Außerdem glaubt er zu wissen, dass der Eigentümer Flüchtlinge generell verachte—das sollen auch die aufgenommenen Gespräche auf der Facebook-Seite des Clubs beweisen.

Letztes Wochenende—erzählt der Pächter—hätten sie sich im Club noch zum Swingen getroffen. Mit dem 1. Februar hat Friedrich H. dann einfach den Pachtvertrag aufgelöst. Auf der Homepage schreibt der Eigentümer:

„Liebe Clubmitglieder, ich danke für Ihre jahrelange Treue und bin nun leider gezwungen, den Club mit 1. Februar 2016 zu schließen. Mein Bemühen um Fortführung durch einen Pächter ist leider gescheitert, da verschiedene Vertragspunkte nicht eingehalten wurden. Ich danke nochmals für die Treue und möchte mich auf diesem Weg verabschieden und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Friedrich H."

Der Vereinsobmann beteuert, dass er den Vertrag nie gebrochen habe. Er hätte die Miete immer pünktlich bezahlt und den Club auch nie an andere untervermietet, wie es ihm der Eigentümer jetzt vorwirft. Darum habe er nun eine einstweilige Verfügung gegen den Eigentümer beantragt. „Er macht das nur um Gewinn zu machen und kann uns nicht einfach so ohne die dreimonatige Kündigungsfrist einzuhalten rauswerfen", so Jürgen F.

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Karl Pell ist für die Quartiervergabe in Niederösterreich zuständig und hat den besagten Swinger-Club besichtigt: „Es ist bisher gar nichts sicher. Diese mögliche Unterkunft macht einfach nur mordsmäßige Probleme und darum werden wir dort wahrscheinlich keine Flüchtlinge unterbringen. Der Bürgermeister und die gesamte Gemeinde intervenieren, weil sich gegenüber der Immobilie eine Mädchenschule befindet. Dadurch könnte es zu Begegnungen zwischen den Flüchtlingen und Mädchen kommen und diese zum Beispiel an der Bushaltestelle belästigt werden. Das wollen wir auf keinen Fall."

Ob nun Flüchtlinge in dem ehemaligen Swinger-Club untergebracht werden oder nicht, ist bisher noch nicht geklärt, aber Jürgen F. und Friedrich H. sind „alles andere als gut aufeinander zu sprechen", wie erster selbst sagt. Auch wir haben mehrmals versucht mit dem Eigentümer Friedrich H. zu sprechen, aber bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels reagierte dieser nicht auf unsere Anrufe.

Gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten sagte Friedrich H., dass es ihm nicht darum gehe, mit der Unterbringung von Flüchtlingen Geld zu verdienen, sondern darum, sein Haus zu verkaufen. Er hätte den Pachtvertrag aufgrund der Vertragsbrüche beendet und habe zwar über die Möglichkeit eines Flüchtlingsheims in seinem Haus nachgedacht, wollte dafür seine Immobilie aber an das Rote Kreuz oder die Diakonie weiterverkaufen. In diesem Falle wäre er also nicht mehr der Besitzer und würde die Grundversorgung der Flüchtlinge nicht betreuen und vom Land Niederösterreich auch kein Geld dafür bekommen, wie ihm Jürgen F. vorwirft.

Der Pächter erhebt aber auch noch weitere schwere Vorwürfe gegenüber dem Eigentümer. Angeblich soll dieser selbst in den Club eingedrungen sein und die Räumlichkeiten verwüstet sowie die Schlösser ausgetauscht haben, um die Swinger so endlich aus dem Club rauszubekommen. Friedrich H. wiederum gibt gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten an, nur die Matratzen entfernt zu haben, die ohnehin ihm gehören würden.

Somit steht also Aussage gegen Aussage. Jürgen F. meinte zum Abschluss jedenfalls: „Das Metropolis hatte die perfekten Räumlichkeiten für einen Swinger-Club. Es wird schwierig, so etwas wieder zu finden."