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VICE News

Der unheilige Krieg im Irak: Zehntausende Menschen fliehen aus Qaraqosh

Die Stadt Qaraqosh galt bis letzte Woche als ein sicherer Ort für die assyrischen Christen im Nordirak. Doch mittlerweile hat die irakische Regierung die Stadt aufgegeben, ISIS steht vor den Toren und die Menschen verlassen in Panik ihre Häuser.

Zu Beginn der letzten Woche griffen ISIS-Kämpfer die Stadt Qaraqosh östlich von Mosul an. Die Einwohner der historischen Stadt sind hauptsächlich assyrische Christen. Truppen der kurdischen Peshmerga marschierten ein, um die Stadt gegen Angriffe mit Mörsergranaten zu schützen. Obwohl Qaraqosh nicht offiziell in kurdischem Gebiet liegt, erheben die Peshmerga Anspruch darauf. Ebenso wie ISIS. Die irakische Regierung hat die Stadt mittlerweile aufgegeben.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden die Randgebiete von Qaraqosh von Dutzenden Granateinschlägen erschüttert. Zehntausende Menschen verließen daraufhin die Stadt in Richtung Erbil. Unter ihnen viele assyrische Christen aus Mosul, die sich aus Angst vor ISIS nach Qaraqosh und die nah gelegene christliche Stadt Bartella geflüchtet hatten.

Die assyrischen Christen im Irak zählen zu den am frühesten zum Christentum konvertierten Gläubigen und leben seit Jahrhunderten in der Region um Ninive im Nordirak. In den letzten Jahren wurden sie als Folge der durch die amerikanische Invasion hervorgerufenen Instabilität des Landes immer wieder Opfer von Massakern und Verfolgung. Qaraqosh bot den assyrischen Christen dabei bis jetzt immer ein sicheres Zuhause. Auch denen, die vor drohender Gewalt aus ihren Heimatstädten flüchten mussten, wie zum Beispiel aus Mosul im Jahr 2008.

Während ISIS die Angriffe fortsetzte, gerieten wir in einen kilometerlangen Stau, als die Menschen in Panik die Stadt verließen. Die Peshmerga führten aus Angst vor Autobomben dutzende Kontrollen durch und errichteten Checkpoints, die noch für weiteres Chaos sorgten. Im mittlerweile verlassenen Qaraqosh trafen wir auf einige Christen, die sich trotz der Gefahr weigerten, die Stadt zu verlassen, und uns erklärten, warum sie keine Angst vor ISIS haben.