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Wie ein Popsong Palästinenser dazu aufruft, Israelis anzugreifen

„Überfahrt sie, überfahrt die Siedler"—mit diesem Refrain sollen israelische Siedler und Soldaten aus dem Westjordanland verjagt werden.

​In einem kürzlich auf YouTube veröffentlichten Musikvideo rufen zwei palästinensische Pop-Künstler die Menschen in Ost-Jerusalem und dem Westjordanland dazu auf, israelische Siedler mit ihren Fahrzeugen zu überfahren. Damit kommentieren sie eine Reihe von Autoangriffen auf Fußgänger, durch die in den letzten Wochen in Jerusalem drei Menschen einschließlich eines drei Monate alten Babys getötet und mehr als 20 verletzt wurden. Seit es am 6. November gepostet wurde, wurde das Video über 80.000 Mal aufgerufen.

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In den Lyrics heißt es: „Sie haben unser Kind überfahren, also schlagen wir jetzt zurück". Damit wird auf einen Angriff im Oktober angespielt, bei dem ein israelischer Siedler ein palästinensisches Mädchen im Kindergartenalter überfahren und getötet und ein anderes Kind schwer verletzt hat.

„Überfahrt sie haufenweise, lasst sie nicht leben, Bewohner von Gaza. Seid geduldig, das Westjordanland hat den Kampf schon begonnen", heißt es in dem Lied, das dazu aufruft, die Siedler und israelischen Soldaten aus dem Westjordanland zu verjagen. „Überfahrt sie, überfahrt die Siedler", heißt es im Refrain.

Israelische Medien haben die Interpreten als Sharim Anas Jaradat und Abu Kayed identifiziert, die beide aus Ramallah stammen. Auf unsere Anfrage haben sie nicht reagiert, stattdessen aber ein Video auf Facebook veröffentlicht, in dem sie das Lied als „Kunst mit einem Ziel" bezeichnen. Mittlerweile ist der Post allerdings nicht mehr verfügbar.

„Wir verbreiten eine Botschaft des Widerstands, wir verteidigen das palästinensische Volk, unser Volk, mit unserer Botschaft. Unser Volk wurde 60 Jahre lang unterdrückt, es hat unter der Besatzung und dem Mord an seinen Kindern gelitten. Unser Volk hat das Recht zu reagieren, zumindest mit Worten", sagen die Künstler. „Wir fühlen uns nicht schuldig. Wir überbringen die Botschaft unseres Volkes. Das ist das mindeste, das wir tun können angesichts der Opfer, die das palästinensische Volk bringt."

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Die Anzahl der Angriffe mit Autos ist in Jerusalem gestiegen. In letzter Zeit sind auch Messerattacken dazugekommen, denn die Spannungen wegen des ausgeweiteten Siedlungsbaus in der Stadt und dem besetzten Westjordanland sind in Gewalt ausgeartet. Auch in Hebron und Ramallah kam es zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee, bei denen ein 14-jähriger Junge von der Armee getötet wurde. Angeblich war er gerade dabei, einen Molotowcocktail in Richtung israelischer Armee zu werfen. Währenddessen demonstrierten palästinensische Bürger Israels gegen den Tod eines Arabers in Galiläa, der von der Polizei getötet worden war, nachdem er mit einem Messer auf ein Polizeiauto losgegangen war.

25. Oktober: Zusammenstöße in Silwan, einem palästinensischen Stadtteil in Ost-Jerusalem

Am Dienstag wurde ein Palästinenser bei Zusammenstößen mit Demonstranten in Al-Aroub, einem Flüchtlingslager südlich von Bethlehem, von israelischen Streitkräften getötet. Im Anschluss wurden eine israelische Frau in einer Siedlung im Westjordanland und ein Soldat in Tel Aviv erstochen.

Ein Video aus einer palästinensischen Nachrichtensendung zeigt den 21-jährigen Mohammad Imad Jawwabra, ein Opfer der Zusammenstöße vom Dienstag in Hebron

Rufe nach einer ​„Überfahr-Intifada" wurden in den vergangenen Wochen immer lauter und die Spannungen in Jerusalem und dem Westjordanland haben eine Intensität erreicht, die es so zuletzt während der zweiten Intifada gab, die 2005 endete. Angriffe mit Autos und Messern sind besonders beängstigend, weil sie willkürlich sind und so gut wie keiner Planung oder Vorbereitung bedürfen.

Cartoons of the Car

— Luay Khoury (@LuayNK)6. November 2014