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War der ehemalige deutsche Innenminister die ganze Zeit ein Satire-Projekt?

Hans-Peter Friedrich twittert so bizarr, dass viele den Account für fake halten. Aber die Wahrheit könnte viel schlimmer sein ...
Foto: imago | Stefan Zeitz

Könnt ihr euch noch an Hans-Peter Friedrich erinnern? Der fröhliche Deutsche von der CSU war immerhin mal fast drei Jahre lang Innenminister, nachdem man wegen Guttenbergs Abschied auf einmal dringend jemanden für den Job brauchte.

Friedrich nutzte seine Zeit im Amt, um sich vor allem für mehr Überwachung, mehr Vorratsdatenspeicherung und weniger Asylmissbrauch einzusetzen und die NSA-Affäre für „beendet" zu erklären (war sie nicht).

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Obwohl das eigentlich genau die Themen sind, die man von einem CSU-Innenminister sowieso erwarten würde, musste Friedrich dann trotzdem nach der Bundestagswahl seinen Stuhl an Thomas de Maizière abgeben und wurde Landwirtschaftsminister. Allerdings nicht für sehr lange—nach genau zwei Monaten im Amt musste er wegen seiner Verwicklung in den Edathy-Skandal zurücktreten.

Das hätte es eigentlich dann auch sein sollen mit Hans-Peter Friedrich. Wir waren so erleichtert, dass wir sogar einen Nachruf auf ihn geschrieben haben. Darin hieß es unter anderem: „Wichtig ist nur, dass Friedrich jetzt endlich weg ist. Noch ein, zwei Wochen wird man über ihn und seine berufliche Implosion berichten, und dann werden wir uns nie wieder mit dem überforderten CSU-Klops beschäftigen müssen."

Ratet mal, was jetzt passiert ist. „So meine Lieben, ab 13. März 18:00 wird gezwitschert!", kündigte der Ex-Minster am Sonntag seine Ankunft auf Twitter an und stimmte die Öffentlichkeit mit dieser herrlich geschichtsbewussten Formulierung gleich auf das ein, was bald kommen würde.

Seitdem hat sich der Twitter-Account @HPFriedrichCSU schon gut warmgetwittert. „Das AFD-Ergebnis ist Gradmesser für das Versagen der übrigen Parteien", ging es noch am selben Tag los, am nächsten kam dann „Was die #CDU glaubt im linksliberalen Lager zu gewinnen, kompensiert nicht, was sie im konservativ-liberalen Lager verliert" am nächsten. Auch die Autobombe in Berlin wurde kommentiert: „Der linke Mob hat offensichtlich wieder zugeschlagen!" (Die Polizei geht davon aus, dass das Verbrechen einen Hintergrund im organisierten Verbrechen hat).

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Wie wir jetzt wissen, waren das aber alles nur Dehnübungen vor dem Hochsprung. Und der kam heute, in der Form des geradezu perfekten CSU-Tweets:

— Hans-Peter Friedrich (@HPFriedrichCSU)18. März 2016

Was für eine Aussage! Die CDU und CSU stehen zusammen—das einzige Problem ist dieser querulante Merkel-Mini-Flügel, der halt langsam mal schauen soll, dass er Land gewinnt! Was kümmert es Friedrich, dass Merkel die Parteivorsitzende der CDU und die Bundeskanzlerin ist, die aktuell wieder Zustimmungsraten von 50 Prozent verzeichnen kann?

Weil dieser visionäre Tweet allerdings über die Köpfe des Twitter-Publikums ging, ist mittlerweile eine Diskussion darüber entbrannt, ob dieser Twitter-Account nicht vielleicht einfach ein Satire-Projekt sein könnte.

Liebe — Matthias Meisner (@MatthiasMeisner)18. März 2016

Tarnt sich — Schokoplätzchen (@MartinTriker)18. März 2016

Einzelne User geben dem HPF sogar Tips, wie man einen Satire-Account richtig macht:

Sehr geehrter — »« (@newborl)18. März 2016

Dann der Schock—der Account scheint echt zu sein:

Der Account ist wohl echt. Zumindest ist er auf Friedrichs Website verlinkt. — Mario Sixtus 馬六 (@sixtus)18. März 2016

Hatte das für ein Fake-Account gehalten, ist wohl aber echt (verlinkt von — Ismail Küpeli (@ismail_kupeli)18. März 2016

Okay. Der Account von — FrauMaja (@FrauMaja)18. März 2016

Schließlich wird noch darüber spekuliert, wie Friedrich zu solchen Äußerungen kommt:

Erika Steinbach sollte aufhören in der Bundestagsfraktion Twitter-Seminare zu geben. — Jan Schnorrenberg (@spektrallinie)18. März 2016

Bis jetzt scheint aber noch niemand auf die wirklich naheliegende Erklärung gekommen zu sein: Was, wenn nicht der Twitter-Account das Satire-Projekt ist, sondern der ganze Politiker?

Seien wir mal ehrlich, ist die ganze Figur nicht eigentlich eine total überzeichnete Karikatur eines CSU-lers? Schon dieser Name: Hans-Peter Friedrich? Hans-Friedrich Peter? Fripeter Hansrich? Würde nicht alles an diesem Menschen auf einmal Sinn ergeben, wenn wir erfahren würden, dass ihn irgendein genialer Satiriker am Reißbrett entworfen und dann auf gut Glück in die Bundespolitik implantiert hat?

Wir werden Hans-Peter Friedrich in Zukunft wieder mehr Beachtung schenken. Er könnte das Beste sein, was Deutschlands Politbetrieb seit dem Mammut-Satire-Projekt Helmut Kohl passiert ist.