Die Proteste in Thailand fordern Tote und Verletzte

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Die Proteste in Thailand fordern Tote und Verletzte

Nach Monaten relativ friedlicher Proteste und einer Woche massiver Anti-Regierung-Kundgebungen sind die Demonstrationen in Bangkok in Gewalt umgeschlagen. Aktuellen Berichten zufolge wurde ein Demonstrant getötet und zahlreiche Personen bei...

Nach Monaten relativ friedlicher Proteste und einer Woche massiver Anti-Regierungskundgebungen sind die Demonstrationen in Bangkok in Gewalt umgeschlagen. Obwohl das in Thailand scheinbar niemanden überrascht, ist nicht klar, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden. Die Atmosphäre in der Stadt und die Tatsache, dass sich vor fünf Jahren schon einmal ähnliche Szenen abspielten, verheißt nichts Gutes für ein Land, in dem die Macht in den Händen weniger liegt, aber von vielen begehrt wird. Viele mittelständische Thailänder wünschen sich nichts sehnlicher, als die Verbindung zum exilierten Ex-Premierminister Thaksin Shinawatra zu kappen, der nach wie vor von der ärmeren Landbevölkerung unterstützt wird und—der Opposition zufolge—noch immer Einfluss auf die gegenwärtige Regierung ausübt, die von seiner Schwester Yingluck angeführt wird.

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Die Zusammenstöße begannen gestern vor der Ramkhamhaeng-Universität, wo Studenten gegen die Regierung protestierten—nur einen Steinwurf entfernt von einer riesigen Kundgebung regierungsfreundlicher „Rothemden“. Trotz des offensichtlichen Konfrontationspotenzials war seltsamerweise nur eine Handvoll Polizisten zwischen den beiden Gruppen positioniert. Als die Kämpfe begannen, tat die Polizei kaum etwas, um sie aufzuhalten. Zuerst griffen die Studenten einen einzelnen Rothemdträger an, der an ihnen vorbeiging, und später einen Bus voller Passagiere. Sie schlugen die Fenster des Busses ein und ließen die Menschen im Inneren um ihr Leben fürchten. Man konnte sehen, wie sie die Angreifer anflehten aufzuhören.

Doch die Angreifer hörten nicht auf. Die Studenten schleuderten schwere Steine auf den Bus, attackierten ihn (und die Passagiere im Inneren) mit Stöcken und warfen laut krachende, blendgranatenähnliche Knallkörper unter die Reifen. Der heftige Angriff der Studenten hielt etwa fünf Minuten lang an, bis der Bus auf die andere Seite wechseln und davonrasen konnte. Später in der Nacht brachen Schießereien aus. Aktuellen Berichten zufolge wurde ein Demonstrant getötet und zahlreiche Personen bei Zusammenstößen, die sich bis weit in die frühen Morgenstunden hinzogen, verletzt.

Die gestrigen Ereignisse waren etwas anders geartet und in vielerlei Hinsicht weniger brutal—auch wenn viel mehr Menschen beteiligt waren. Seit dem Vormittag stiegen Zehntausende Demonstranten über die Absperrbänder rund um das Regierungsgebäude in Bangkok, um sich Zugang zum Gebäude zu verschaffen. Als sich die Menge näherte, begann sie, die Befestigungen der Polizei niederzureißen. Daraufhin wurden Kanister mit Tränengas über die Mauern gegossen, um die Demonstranten zurückzudrängen.

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Die meisten Demonstranten verstreuten sich, doch ein harter Kern kämpfte für den Großteil des Tages weiter, eine kleinere Gruppe sogar bis in die Nacht. Während der Zusammenstöße setzte die Polizei Wasserwerfer, große Mengen Tränengas und möglicherweise auch Gummigeschosse ein (bei all dem Chaos war das schwer zu sagen). Die Demonstranten bewarfen Polizisten mit Steinen, Flaschen und den Kanistern des Tränengases, das zuvor auf sie geschossen worden war.

Heute könnte es zu ähnlichen Ereignissen kommen. Die Proteste könnten aber auch im Sande verlaufen. Oder eskalieren. Niemand kann das vorhersagen. Es scheint jedoch keine Zeichen zu geben, die darauf hindeuten, dass sich eine der beiden Seiten zurückzieht. Ein Demonstrant sagte zu mir: „Wir sind schon zu weit gegangen—wir können nicht mehr umkehren.“

Thailand ist einer der freundlichsten Orte, die man in der Welt besuchen kann, und Bangkok eine wundervolle Stadt. Das Land hat jedoch eine beschämende Vergangenheit, die in den letzten und voraussichtlich auch in den kommenden Tagen wieder einmal hervorbrach. Beide Seiten sind durch eine hasserfüllte, brutale Gewalt geprägt, die von zynischen und machtgierigen „Eliten“ genährt wird—denen es völlig gleichgültig ist, dass ihre Ziele mit immer mehr thailändischem Blut bezahlt werden.

Am 1. Dezember hätte der „Siegestag“ der Opposition sein sollen, doch obwohl die Demonstranten es geschafft haben, die Polizei einigermaßen erfolgreich zurückzudrängen, sind sie weit davon entfernt, die Regierung zum Rücktritt zu zwingen. Auch wenn die Regierung erschüttert ist—Premierministerin Yingluck Shinawatra sagte wegen der Gewalt in ihrem Land einen Besuch in Südafrika ab—, wirkt sie noch immer stark. Und solange das der Fall ist, wird sich die brutale politische Realität in Thailand fortsetzen.

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