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Campus, Sex und Ravioli

Eine Übersicht über alle nervigen Leute, denen du im ersten Semester an der Uni begegnen wirst

Dein Studium wird dir leichter fallen, wenn du weißt, mit wem du es zu tun hast.
Foto: plaits | Flickr | CC BY 2.0

Das erste Semester auf der Uni gleicht einem Hindernislauf. Neben desillusionierten Dozenten, übereifrigem studentischem Hilfspersonal und schlechtgelaunten Mensa-Kassiererinnen musst du dich auf dem Campus vor allem mit einer Gruppe von besonders nervigen Leuten herumschlagen: deinen Kommilitonen.

Wir haben einige Musterbeispiele von anstrengenden Mitstudenten aufgelistet, die dir in den ersten Wochen deines Studiums begegnen werden. Denn auch wenn du Schnorrern, Strebern und Besserwissern nicht entkommen wirst, kannst du so zumindest vermeiden, dich aus Versehen mit ihnen anzufreunden.

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Schulstreber

Der Schulstreber hat nach der bestandenen Matura endlose Wochen und Monate darauf warten müssen, endlich wieder lernen zu dürfen. Die Freude darüber drückt er dadurch aus, dass er im Seminar seinen Arm im Sekundentakt in Blitzgeschwindigkeit in die Höhe schnellen lässt, manchmal begleitet von einem halb euphorischen, halb-empörten Fingerschnippen, sollte der Dozent tatsächlich die Dreistigkeit besessen haben, ihn zu übersehen.

Die Uni bedeutet für den Schulstreber lediglich eine Fortsetzung der heißgeliebten Schulzeit. Alles wird mit Hilfe der guten alten Lamy-Füllfeder dokumentiert und im passenden Ordner abgelegt, bevor die Mitschriften am Wochenende noch einmal ordnungshalber auf dem Laptop abgetippt und gespeichert werden.

Schon zu Beginn des Semesters freuen sich alle Schulstreber so sehr auf die Prüfungszeit, dass jede Ritalin-Tablette an sie verschwendet wäre. Prüfungen machen ihnen keine Angst, die Möglichkeit, dass die Anwesenheitsliste im Hörsaal verloren gehen könnte, bevor sie sich eingetragen haben, hingegen schon.

Es wird dir nicht unbedingt schaden, dich in der Anfangsphase mit einem Exemplar dieser wissbegierigen Spezies anzufreunden, denn mit einem Schulstreber hast du immer jemanden an deiner Seite, der dir die Bibliothek erklärt oder dich an die nächste Abgabefrist erinnert. Nur in den Pausen ist mit ihm leider wenig anzufangen, weil er wegen all der strengen Streberei verlernt hat, selber zu denken.

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Altstudenten

Neben einem Haufen junger Leute, die gerade ihr Abi hinter sich haben, wirst du auf der Uni auch einigen Studenten begegnen, die die Blüte ihrer Jugend bereits hinter sich haben. Latent am Leben verzweifelte Mitdreißiger, die in jedem zweiten Satz Justin Bieber erwähnen, um zu zeigen, dass sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters wissen, was ihren jüngeren Kommilitonen wichtig ist, werden sich darüber freuen, wenn du ihnen ihre zur Schau gestellte Spätjugendlichkeit nicht verübelst und dich ein bisschen um sie kümmerst. Sei freundlich zu ihnen, auch wenn ihre Zutraulichkeit dich vielleicht an den komischen Onkel erinnert, der früher immer mit dir und deinen Geschwistern spielen wollte, obwohl ihr darauf überhaupt keine Lust hattet. Schließlich weißt du nicht, ob du mit Anfang 30 nicht auch immer noch in der Uni sitzt.

Eine viel größere Herausforderung sind ohnehin die noch älteren Studenten. Die Pensionisten, die sich vorgenommen haben, auf ihre alten Tage noch einmal etwas für ihre Bildung zu tun, anstatt ihren verbleibenden Lebensabend mit Kindern und Enkelkindern zu verplempern. Pensionisten sind immer die ersten im Hörsaal, blockieren alle Sitze und studieren am liebsten irgendwas mit Hitler. Bereite dich also darauf vor, jede Vorlesung über die Nazis und das Dritte Reich im Stehen zu verbringen, oder überlege es dir lieber gleich drei Mal, ob du wirklich Geschichte studieren willst.

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Foto: Andrea Allen | Flickr | CC BY 2.0

Verängstigte Kletten

Kletten sind die Art von Erstsemestern, denen du lieber schleunigst aus dem Weg gehen solltest, wenn du dich nicht den Rest deines gesamten Studiums damit abkämpfen willst, dich wieder aus ihren Fängen zu befreien. Zum Glück sind Kletten dafür sehr einfach zu erkennen. Es sind die Leute, die dir gleich am ersten Tag ihre halbe Lebensgeschichte erzählen und dich wahlweise für ihren besten Freund oder ihre große Liebe halten—weil ihr ein Mal im Seminar zufällig nebeneinander gesessen habt. Die Leute mit den komischen Hobbys, die dich zum Rollenspielabend und in unzählige sinnlose Gruppenchats einladen und die dir nach einer anstrengenden Vorlesung aufopferungsvoll ihr mitgebrachtes Käsebrot überlassen, wenn du ihnen nur deine lebenslange Treue dafür schwörst. Die Klette verbringt zwar noch jedes Wochenende bei ihren Eltern, sucht aber trotzdem nach einer Ersatzfamilie.

Alle unsere Artikel zum Thema Studium findest du hier.

Die schwierige Aufgabe, sich auf das neue Leben auf der Uni einzustellen, hat sie paranoid gemacht. Verunsichert bis auf den Grund ihrer liebeshungrigen Seele, wird die Klette dich mit tausend Fragen belästigen, egal ob es darum geht, ob die Vorlesung ganz sicher wirklich erst um Viertel nach Zehn statt um Punkt anfängt, oder Wikipedia eine angemessene wissenschaftliche Quelle für Referate ist. Freunde dich also gar nicht erst mit ihr an oder organisiere ihr so schnell wie möglich ein neues Opfer—denn wer genau ihr treuer Gefährte ist, ist der Klette am Ende völlig egal, solange sie nur nicht alleine ist.

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Besserwisser

Auf dem Campus treiben sich so viele Menschen herum, dass es dir schwer fallen wird, dir Namen und Gesichter zu merken. Die Namen und Gesichter der Besserwisser wirst du dafür nie vergessen. Ihr Redeanteil im Seminar ist größer als der des Dozenten, sie haben zu allem eine Meinung und wenn nicht, wird die Diskussion ganz einfach auf ein anderes Thema gelenkt. Sie sind die unbeirrbaren Anführer bei jeder Gruppenarbeit und jedem Gemeinschaftsreferat und schmücken sich mit Fremdwörtern, als wären Aphorismen, Pleonasmen und Dialektik-Orden auf ihrer geschwellten Brust und Klugscheißen Leistungssport.

Niemand mag Besserwisser, dabei könnten sie ohne ein williges Publikum, das ihnen zuhört, gar nicht existieren. Außerdem können Besserwisser außerhalb des Seminars durchaus interessante Gesprächspartner und gute Freunde sein—zumindest für all diejenigen von uns, denen es egal ist, dass sie selbst nie zu Wort kommen und ihre eigene Meinung nicht zählt.

Schnorrer und Geizkragen

Dem Schnorrer und Geizkragen geht es immer nur ums Geld, denn angeblich hat er keins. Er liebt den 99-Cent-Shop und greift im Supermarkt immer nur ins unterste Regal. Dabei ist es völlig egal, ob er tatsächlich am Hungertuch der staatlichen Studienbeihilfe nagt, oder monatlich eine großzügige Finanzspritze von seinen Eltern erhält. Sparen ist sein liebstes Hobby und der Geiz seine Philosophie. Er leiht sich immer wieder das gleiche Buch aus, so dass es kein anderer bekommt und er nicht für den Kopierer bezahlen muss. Er hat grundsätzlich seinen Tabak vergessen und will sich deine Stifte leihen und von deinem Handy telefonieren, weil das Guthaben von seinem alten Nokia mal wieder aufgebraucht ist. Irgendwann wird selbst der sozialste Mensch ihn leid, weil kollektives Eigentum vielleicht eine super Idee ist, andere auszunutzen aber definitiv nicht.

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Auch wenn der ein oder andere Schnorrer abgesehen von seinen nervtötenden Eigenheiten ein ganz reizender Zeitgenosse sein mag, wird eure Freundschaft in der Öffentlichkeit auf eine harte Probe gestellt werden. Spätestens dann, wenn der sparsame Begleiter ins Café seinen eigenen Teebeutel mitbringt und eine Tasse heißes Wasser verlangt oder nachts beim Döner-Laden um den Preis einer einzelnen Schafskäserolle feilscht. Sämtliche gehobene soziale Aktivitäten wie Kino-, Theater- oder Schwimmbadbesuche fallen ins Wasser, weil sie Geld kosten, und alles, was euch bleibt, sind Ausflugsfahrten mit der U-Bahn im Bereich des Semestertickets und gemeinsame Besuche im Schnäppchenmarkt.

Snobs mit fragwürdigem Familienhintergrund

Der Snob ist das genaue Gegenteil des Schnorrers. Statt in einer WG residiert er in der eigenen Wohnung, wenn er nicht noch in der Villa seiner Eltern wohnt. Er wird sich nie über die Preise des Essens in der Mensa beschweren, höchstens über dessen Qualität. Er wird dich nie um Tabakbrösel oder Kleingeld bitten und vielleicht sogar so nett sein, dich jeden Tag mit seinem Auto von der Uni nach Hause zu fahren. Aber Vorsicht, bevor du alle überholten Vorurteile über Polohemdenträger und Segelschuh-Fans über den Haufen wirfst. Lass dich nicht vom strahlenden Lächeln des Snobs und der blütenweißen Reinheit seines Hemdkragens blenden. Denn spätestens wenn du dich unter einem Haufen Branntwein befeuerter Burschenschafter wiederfindest, die dich mit schlagenden Argumenten von ihren Idealen überzeugen wollen und mit Tränen in den Augen das Deutschlandlied singen, wirst du deine Naivität bereuen.

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Titelfoto: plaits | Flickr | CC BY 2.0