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Bundesliga

Schickeria protestiert mit Bannern gegen Abschiebungen

In Darmstadt bezogen die Bayern-Ultras Stellung zu die Abschiebungen afghanischer Flüchtlinge—es ist nicht ihr erstes politisches Statement gegen die CSU.
Foto: Imago

„Bevor Afghanistan sicher ist, regiert 'Die Linke' Bayern", stand gestern in roten Buchstaben auf zwei weißen Transparenten während des Spiels zwischen Darmstadt 98 und dem FC Bayern München im Auswärtsblock. Damit bezog sich die Münchner Ultragruppe Schickeria auf die Abschiebung von 34 abgelehnten afghanischen Asylbewerbern in der Nacht zum Donnerstag—die einige Kilometer entfernt vom Flughafen in Frankfurt am Main aus nach Kabul flogen. Die Schickeria machten damit ihren Unmut gegenüber den Abschiebungen, die vor allem von Bayerns Politikern begrüßt wurden, Luft.

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Acht der jungen Männer waren aus Bayern abgeschoben worden, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in einer Mitteilung am Mittwochabend bestätigte. Der CSU-Politiker kündigte weitere Rückführungen auch nach Afghanistan an und widersprach der Kritik an dieser Praxis. Auch CSU-Chef Horst Seehofer begrüßte den ersten Sammelcharterflug an dem neben Bayern auch Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg und das Saarland beteiligt waren. „Und ich hoffe, dass es keine einmalige Aktion ist", sagte er in der ARD-Sondersendung Farbe bekennen.

Die Abschiebungen nach Afghanistan sind höchst umstritten, weil es in weiten Teilen des Landes Kämpfe zwischen Regierungstruppen und radikalislamischen Talibanrebellen gibt und es immer wieder zu Anschlägen kommt. Der drastische Vergleich der Schickeria: Ein „sicheres" Afghanistan, wie es in der Politik oft erklärt wird, sei so realistisch wie eine regierende Linke im CSU-Land Bayern. Bei der letzten Landtagswahl in Bayern im Jahr 2013 erhielt „Die Linke" 2,1 Prozent der Stimmen, die CSU 47,7 Prozent.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schickeria gegen die konservative Politik der in Bayern mit absoluter Mehrheit regierenden CSU schießt. Schon Anfang des Jahres wandte sie sich per Banner an Rechtspopulisten und Parteien mit ähnlicher Rhetorik: „Die Politik zündelt mit Worten. Der Pöbel schmeißt die Mollis hinterher! Erbärmliche Rassisten wir hassen euch!" Neben der politischen Botschaft sorgten die Ultras zu Beginn der zweiten Halbzeit im für Feuerwerk so beliebten Stadion am Böllenfalltor für eine großen Pyroshow. Das Spiel endete mit einem 1:0-Sieg für den FC Bayern, doch für die Ultras des Rekordmeisters scheinen andere Dinge mindestens genau so wichtig wie Bundesliga-Siege zu sein.