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Thomas Müllers Gesamtwert bei FIFA 17 musste subjektiv erhöht werden

Thomas Müller kann bis auf „Stellungsspiel" nichts wirklich gut. Deswegen mussten die Entwickler von EA etwas schummeln, um ihn zum Weltklassespieler zu machen.
Screenshot: Youtub

„Warum hat Müller Stärke 87? Kann ich gar nicht nachvollziehen"—Jedes Jahr finden in den Schlaf- und Wohnzimmern begnadeter FIFA-Zocker die gleichen Diskussionen statt. Wenn man sich nach Veröffentlichung des Spiels genug über neue Funktionen, verändertes Abwehrverhalten oder Ausdauerwerte echauffiert hat, analysiert man die Werte seiner Lieblingsspieler. Aber wie legt FIFA-Spieleentwickler EA diese individuellen Werte überhaupt fest?

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Verantwortlich für die Spielstärke der FIFA-Reihe ist Michael Müller-Möhring und sein Daten-Team. Der Kölner gab zu den individuellen Bewertungen der mittlerweile 700 Mannschaften, 18.000 Spieler und 5,4 Millionen Datenpunkte einige pikante Details in einem Interview mit ESPN. „Es gibt immer einen Spieler aus der zweiten Liga in der Schweiz, der am letzten Tag der Transferperiode gekauft wird", erklärt er. „Und alles, was du über diesen Spieler weißt, ist sein Name, das Geburtsdatum und seine Position—und die kann so präzise sein wie: 'Oh, er ist ein Mittelfeldspieler.'" Anschließend dauert es etwas, bis die Fähigkeiten des Spielers ermittelt werden können.

Damit jeder FIFA-Charakter bestmöglich zum Original passt, greift EA auf ein Netzwerk von 9000 Datensammlern zurück. Diese Sammler sind professionelle Scouts sowie Trainer, aber auch vor allem ganz normale Dauerkartenbesitzer—die sind schließlich bei jedem Spiel dabei und können recht schnell Spieler ideal bewerten. Sobald sie sich ein Urteil gebildet haben, geben sie ihr Feedback zu jedem der 18.000 Spieler auf einer sicheren EA-Sports-Webseite. Ebenfalls müssen die Scouts das detaillierte Aussehen wie etwa Frisuren-, Haut- und Augenfarbe weitergeben. Anschließend werden diese Angaben von EA verifiziert. Einige Spieler wie Thomas Müller stellen die Datensammler und ihr Bewertungssystem wegen ihrer besonderen Fähigkeiten jedoch vor ein Problem.

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Thomas Müller FIFA 17 pic.twitter.com/S7TAKKSyIJ
— David Mariyasin (@DavidMariyasin) 3. August 2016

„Im Fall von Thomas Müller ist es einfach so, dass er in nichts besonders gut ist, nur in seinem Stellungsspiel", erklärt Müller-Möhring über das Dilemma mit seinem Namensvetter. „Er findet immer den richtigen Platz, das ist erstaunlich. Aber er ist kein großer Dribbler und schießt auch nicht besonders gut—sein Abschluss geht manchmal sehr, sehr daneben. Auch seine Schussstärke ist nicht gerade berühmt." Der Durchschnittsfußballer Thomas Müller wird erst durch die Fähigkeit der Raumdeutung zu einem der besten Fußballer der Welt. Diese ganz besondere Fähigkeit lässt sich in dem Videospiel jedoch kaum umsetzen, denn die klassischen Kategorien der FIFA-Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Ausdauer oder Dribbelstärke werden Müller nicht gerecht. „Würde man ihn also danach beurteilen, käme am Ende eine Bewertung heraus, die in unseren Augen keinen Sinn ergibt. Sie wäre zu niedrig."

Mehr: Jemand hat in einem Video den „Raumdeuter" Thomas Müller entschlüsselt

Was macht also EA Sports in einem besonderen Fall wie Thomas Müller? Sie steigern subjektiv seine Gesamtbewertung, um sein besonderes Stellungsspiel irgendwie widerzuspiegeln. Das Gegenteil wäre laut ESPN auch möglich, doch Müller-Möhring sagt, dass das noch nie passiert sei. Neben der Bewertungen der Beobachter hat übrigens auch die Liga einen Einfluss auf die Stärke einzelner Profis. Würde Lionel Messi beispielsweise in der Realität in die irische Liga wechseln, würde er an Stärke verlieren—„weil er nicht mehr auf dem höchsten Level spielt". Physische Attribute wie seine Schnelligkeit wären davon aber natürlich nicht betroffen.

Thomas Müller hat im neuen Spiel FIFA 17 übrigens die Stärke 87, was der neuntbeste Wert aller Bundesliga-Spieler ist. Subjektive Erhöhung seiner Stärke hin oder her, es wird bestimmt viele Konsolen-Fans geben, die sich trotzdem über seine zu niedrige oder zu hohe Stärke aufregen.