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Der Frieden zwischen den „Boyz" und dem 1. FC Köln hat genau vier Tage gehalten

Gleich beim ersten Heimspiel des 1. FC Köln haben sich die gerade von Stadionverboten begnadigten „Boyz" eine Schlägerei mit Wolfsburg-Fans geliefert. War's das schon wieder mit dem Friedensprozess zwischen Kölner Ultras und dem Verein?
Foto: Imago

Lernen es die „Boyz" (oder zumindest einige ihrer Mitglieder) nie? Nur vier Tage nach dem Friedensschluss zwischen der Kölner Ultra-Gruppierung „Boyz" und dem 1. FC Köln kam es noch vor dem Anpfiff des ersten FC-Heimspiels der Saison gegen den VfL Wolfsburg zu Ausschreitungen unter Beteiligung verschiedener „Boyz"-Vertreter.

FC-Fans haben sich am Gästeeingang mit VfL-Fans eine Schlägerei geliefert. Die Polizei nahm daraufhin ingesamt 17 Köln-Anhänger (und einen Wolfsburg-Fan) fest, darunter mehrere Mitglieder der „Boyz".

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Arnold Plickert, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, sagte gegenüber der Bild-Zeitung: „Ich hätte mir gewünscht, ich hätte nicht recht behalten, dass es nur ein halbherziges Lippenbekenntnis der Boyz war, sie sich in Wirklichkeit nicht von Gewalt distanzieren. Ich bin allerdings entsetzt, mit welcher Dreistigkeit sie nur vier Tage nach diesem vermeintlichen Friedensschluss wieder losschlagen."

Wer ist eigentlich 1. FC Köln-Fan?

Erst am Dienstag—also gerade mal vier Tage vor dem Zwischenfall—hatte der FC Stadionverbote gegen mehrere „Boyz"-Mitglieder aufgehoben. Die wurden aus Vereinssicht nötig, nachdem es beim Rheinderby im vergangenen Februar bei Borussia Mönchengladbach zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Neben dem Abbrennen von Pyrotechnik und dem Entzünden von Böllern hatten mehrere vermummte „Boyz"-Mitglieder den Platz gestürmt . Die Ultra-Gruppierung reagierte damals mit großem Unverständnis auf ihren Ausschluss aus der AG-Fankultur und bemängelte vor allem die „kollektive Bestrafung". So soll die Hälfte der mit Stadionverboten belegten „Boyz" nachweislich gar nicht im Borussia-Park gewesen sein. Schuld daran soll die Tatsache gewesen sein, dass die Stadionverbote auf Grundlage einer rund fünf Jahre alten Mitgliederliste verhängt wurden. Als Reaktion auf das rigorose Vorgehen blieb die Südtribüne im RheinEnergieStadion bis zum Saisonende weitestgehend leer, weil die beiden anderen Kölner Ultra-Gruppen, „Wilde Horde" und „Coloniacs", aus Solidarität ebenfalls den Köln-Heimspielen fernblieben. Die Strafe wurde in der Ultraszene, und das nicht nur in Köln oder bei den befreundeten „Desperados" vom BVB, als überzogen angesehen, mit dem Hinweis, dass man an den „Boyz" augenscheinlich ein Exempel statuieren wolle.

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je suis stadionverbot für immer #vfbbvb pic.twitter.com/SKNVoHNCJX
— Dirk Benninghoff (@neuigkeitenchef) 20. Februar 2015

Doch in den darauffolgenden Monaten kam es wieder zu einer schrittweisen Annäherung zwischen den „Boyz" und der Vereinsführung bzw. der AG Fankultur. Nachdem man die Ultras im Juli wieder in die AG Fankultur aufnahm und letzten Dienstag das allgemeine Stadionverbot aufgehoben wurde, schien der Weg für einen Neuanfang frei zu sein, zumal der FC von einem „intensiven" Dialog mit den „Boyz" und von „glaubwürdigen strukturellen Veränderungen" bei der Ultra-Gruppierung sprach.

Diesen Vertrauensvorschuss haben am Samstag leider mehrere „Boyz"-Mitglieder verspielt, sehr zum Entsetzen der Kölner Chefetage, aber auch der aktiven FC-Fanszene, die erst kurz zuvor mit einem „Verbundbrief" an die Öffentlichkeit getreten war. Gegen die Randalierer vom Wolfsburg-Spiel sollen Stadionverbote verhängt werden.

Natürlich sollte man nach den Geschehnissen vom Samstag nicht alle „Boyz" über einen Kamm scheren. Doch nach dem x-ten Vorfall mit „Boyz"-Beteiligung fällt es schon ziemlich schwer, Vertrauen in diese Ultra-Gruppierung als Ganzes aufzubauen.

Doch auch die FC-Führung musste sich Kritik anhören, und zwar von Polizeiseite. Der Klub hatte nämlich in der Halbzeit eine „Boyz"-Choreo erlaubt, obwohl die Vorfälle vor Spielbeginn schon bekannt waren. Plickert: „Trotz der Vorkommnisse der Boyz eine Schau unter dem Motto zu erlauben, wir sind wieder da, ist das absolut falscheste Signal an die Gewalttäter in der Kurve!"

Foto: Imago/Thilo Schmülgen

Neben „Wir sind wieder da" hatten die „Boyz" in ihrer Choreo noch eine weitere Botschaft an Fußball-Deutschland vorbereitet: „Ohne uns ist Kölle nur die Hälfte wert." Das könnten viele FC-Fans durchaus anders sehen.