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Rio Ferdinand schildert sein überfordertes Leben als Witwer

Vor zwei Jahren verlor die United-Ikone seine Frau durch Krebs. Zurück blieb ein überforderter Vater von drei Kindern. Der BBC hat er erzählt, warum sogar ein Arzttermin zur Hürde wurde.

Being Mum and Dad. Für ihren Dokumentarfilm über das Leben von Rio Ferdinand nach dessen Karriereende hat die BBC einen Titel gewählt, der erstmal harmlos klingt, aber doch die ganze Härte menschlichen Schicksals schonungslos auf den Punkt bringt. Am 2. Mai 2015 starb Ferdinands Frau Rebecca Ellison nach kurzer und schwerer Krankheit mit nur 34 Jahren an Brustkrebs. Die junge Frau hinterließ neben ihrem Mann drei gemeinsame Kinder. Und Ferdinand war mit einem Mal gezwungen, Mutter und Vater zu sein – being Mum and Dad. Am 28. März wird die einstündige Doku bei der BBC ausgestrahlt.

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Der 2. Mai 2015 war gleichzeitig der Auftakt eines Abstiegs in die Hölle für die Manchester-United-Ikone und den 81-fachen englischen Nationalspieler. Wenige Tage später verkündete Ferdinand – der seit 2014 für die Queens Park Rangers spielte – seinen Rücktritt vom Profifußball. Das sollte sein Leben aber nicht leichter, sondern nur noch schwerer machen, wie er der englischen Tageszeitung The Independent in einem Interview erklärte.

Das Schicksal von Ferdinand berührte damals die englische Öffentlichkeit. Was aber die wenigsten bis vor Kurzem wussten: Der Tod seiner Frau, die er Ende der 90er während seiner Zeit bei West Ham United kennengelernt hatte, stürzte ihn nicht nur in tiefe Einsamkeit und Trauer, sondern ließ ihn komplett hilflos, denn vom Alltag überfordert, zurück. Es folgte der Moment der Einsicht, dass einem als Profi die normalsten Pflichten abgenommen werden – und man vom eigentlichen Leben keinen blassen Schimmer hat. So stand er nun da, frisch verwitwet und Vater dreier Halbwaisen, und verstand nicht, wie das eigentlich mit Arztterminen so richtig funktioniert: „Ich wusste nicht mal, wie man zum Doktor geht, wenn man krank ist. Bis dahin hatte ich ja immer nur den Klubarzt gesehen", gesteht Ferdinand.

Die Privilegien eines Profifußballers wurden so zum Hemmschau im neuen Leben der Privatperson Rio Ferdinand:

„Im Fußball musst du keinen Finger rühren. Wenn du in die Umkleide kommst, liegen deine Sachen schon auf deinem Platz. Wenn du dich umziehst, schmeißt du deine Sachen einfach auf den Boden, irgendjemand kommt dann schon und räumt sie weg. Wenn deine Schuhe schmutzig sind, macht sie jemand für dich sauber. Er fragt dich sogar: Sind die sauber genug? Und du kannst dann ohne Skrupel mit ‚Nein, sind sie nicht' antworten."

Vor allem die Erziehung seiner Kinder stellte ihn nach dem Tod seiner Frau vor große Probleme.

„Das erste Mal, dass sie in die Schule zurückkehrten, so rund drei bis vier Tage danach, wachte ich am Morgen auf und lief hilflos durchs Haus. Sie waren zu spät. Sie waren zum allerersten Mal überhaupt zu spät, weil ich eine Panikattacke hatte. Eines meiner Kinder meinte dann im Auto zu mir: ‚Bei Mama wäre das nicht passiert.'"

Seine Trauer versuchte Ferdinand mit Alkohol runterzuspülen, vor allem in der Nacht, als seine Kinder schon schliefen. Dass er nicht zu noch schlimmerem Mitteln der Selbstzerstörung griff – Stichwort Suizid –, habe an seinen zahlreichen Freunden und Bekannten gelegen, die Ferdinand so gut es ging auffingen.

Am 28. März werden wir noch mehr erfahren über das zweite Leben des Rio Ferdinand. Für uns schon jetzt ein klarer Sehbefehl.