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Unsichtbar werden für unter 80 Euro

Mit vier ganz gewöhnlichen optischen Linsen haben Forscher an der Universität Rochester ein System entwickelt, das Objekte verschwinden lässt. Und das Beste: Du kannst es einfach selbst nachbauen.
Bild: Screenshot Youtube | UniversityRochester

Wenn es mal wieder Neuigkeiten zur praktischen Umsetzung von Unsichtbarkeit gibt—und die gibt es oft—dann ist die Technik dahinter meistens eher theoretisch oder funktioniert nur unter Laborbedingungen in mikroskopischen Maßstäben. Der neue und viel diskutierte „Rochester-Tarnumhang" jedoch ist anders: Auch ein nicht von der Rüstungsindustrie gesponserter Hobby-Wissenschaftler kann sich selbst solch ein Wunderding bauen und Objekte verschwinden lassen.

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Das System wurde von Forschern am Labor für Quantenoptik an der Universität Rochester, im Staat New York, entwickelt und funktioniert mit vier herkömmlichen optischen Linsen, von denen eine bei Amazon ab 20 Euro zu haben ist. Hierbei biegen die Linsen das Licht um das zu verhüllende Objekt herum, welches durch die optische Illusion unsichtbar wird. Der Trick klappt sogar aus verschiedenen Blickwinkeln. Laut den Forschern könnte die Technik auch einfach auf riesige Linsen hochskaliert werden und so ziemlich alles und jeden verhüllen.

„Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, einen Container auf der Ladefläche eines Trucks unsichtbar zu machen, damit der Fahrer direkt hinter sich schauen kann", sagte Joseph Choi, Masterstudent an der Universität Rochester und Mitentwickler der Technik, in einem Interview mit Reuters. „Wir könnten es in der Chirurgie, im Militär, zur Gestaltung von Räumen und in der Kunst einsetzen." Eine willkommene Abwechslung zu den Anwendungen auf dem Schlachtfeld, für die Tarnsysteme normalerweise exklusiv entwickelt werden.

Die Forscher geben selbst in einem längeren Erklärvideo zu, dass solche Tarn-Entwicklungen natürlich schon seit Jahren betrieben werden. Die Methode des Rochester-Teams stellt eine Alternative zu den Hightech-Ansätzen dar, mit denen sonst an Tarnkappentechnologie geforscht wird.

Netterweise haben die Entwickler der Uni Rochester ein Tutorial gepostet, mit dem du dir dein eigenes Tarnsystem basteln kannst. Die Seite ist momentan leider nicht erreichbar–vielleicht auch, weil sie von Physiklehrern und anderen Unsichtbarkeits-Enthusiasten überlaufen ist. Wenn sich der Ansturm etwas gelegt hat, und die Seite wieder online ist, dann nutz es aus: Quantenoptik lässt sich selten so einfach im Hobbykeller nachbauen. Mehr zu den mathematischen Mechanismen, mit denen die Forscher das Licht um das Objekt herumleiten, findet sich in diesem Paper.