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YouTuber experimentiert für ein paar Views mit extrem reaktionsfreudigem Metall

Für den Ruhm als DIY-Chemiker opfert er bedenkenlos seinen Gartentisch.

Caesium ist das Element mit der niedrigsten Ionisierungsenergie. Beim Kontakt mit Sauerstoff entzündet es sich sofort, in Verbindung mit Wasser verhält es sich hochexplosiv. Nur Francium ist reaktionsfreudiger—allerdings auch radioaktiv, weshalb es YouTuber Thoisoi nicht für seine DIY-Experimente nutzen kann. Stattdessen macht der 25-jährige Este mit dem ungiftigen, aber unberechenbaren Caesium all das, was man eigentlich nicht tun sollte.

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Das in hochreinem Zustand silbrig glänzende Alkalimetall wird aufgrund seiner heftigen Reaktionsfreudigkeit ausschließlich in abgeschmolzenen Glasampullen unter dem sehr reaktionsträgen Inertgas aufbewahrt. Eingesetzt wird es höchst selten; wenn dann meistens in hochpräzisen Atomuhren, in denen Caesium als Frequenz bestimmendes Element die Basis für die koordinierte Weltzeit bildet. In der Vergangenheit wurde es außerdem von der Raumfahrt für den Ionenantrieb genutzt.

Anno 2016 wird Caesium nun aber auch als View-steigerndes YouTube-Element eingesetzt und wird von Thoisoi stolz als das Material, das „teurer als Gold" sei, angekündigt (dass er es sich selbst aber von MEL Science, einer Bildungsinitiative im Bereich Chemie, sponsorn ließ, erwähnt er erst gegen Ende des Videos). Tatsächlich nimmt es die Farbe von Gold an, sobald es geringe Sauerstoffspuren aufweist und kann sich noch in der Ampulle zu wunderschönen Kristallen verhärten, wie Thoisoi nicht ganz ohne Stolz demonstriert. Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von Caesium ist nämlich sein für ein Metall extrem niedriger Schmelzpunkt von 28,7° Grad Celsius, so dass Thoisoi das Metall schon allein durch die Wärme seiner Hände nach Belieben zwischen den Aggregatszuständen hin- und herspringen lassen kann.

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Doch Thoisoi hat natürlich nicht vor, seine 50 Gramm Caesium in den Ampullen zu lassen. Stattdessen lässt er es von oben herab in ein Glas voll Kerosin—keine gute, aber zumindest eine effektvolle Idee, wie im Video ab

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02:12

zu sehen ist. Nachdem er sich einen neuen Tisch besorgt hat, beschließt er nun, das Caesium direkt mit dem Kerosin zu mischen, ohne Umwege über die Luft. Das Ergebnis ist weniger explosiv, aber nicht minder faszinierend: Das Caesium stellt hier eindrucksvoll unter Beweis, dass es das weicheste Metall der Welt ist. Es knallt erst wieder, als Thoisoi anschließend den gesamten Behälter an eine Wand schleudert—der perfekte Moment für die erste Zeitlupenwiederholung im Clip (

03:18

). Doch auch sie ist nur Vorspiel für einen historischen Moment: „Das erste Mal auf YouTube, das Cäsium geschnitten wird." Es folgen Cäesium auf Holz, Caesium auf Küchenrolle, Caesium auf Sand. Schließlich Cäsium mit Mangansulfat, und es geht schier endlos weiter.

„It was all done for science", schließt Thoisoi in seinem sympathischen Akzent, der dem des Crazy Russian Hacker nicht unähnlich ist. Und wir haben nicht nur eine unglaubliche Bandbreite verschiedenfarbiger Flammen und Explosionen gesehen, sondern am Ende sogar ein bisschen was über Caesium gelernt.