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Überfischung

Arapaima: Riesig, köstlich und vom Aussterben bedroht

Der Arapaima gehört zu den ältesten Fischen im Amazonas und schmeckt so köstlich, dass seine Bestände aufgrund von jahrelanger Überfischung massiv zurückgegangen sind.
Foto: Jeff Kubina | Flickr | CC BY 2.0

Der Arapaima erinnert mehr an einen prähistorischen Torpedo als an das, was er eigentlich ist: ein Fisch. Es handelt sich um den größten Süßwasserfisch Südamerikas, der eine Länge von zwei Metern erreichen kann und dabei über hundert Kilo auf die Waage bringt. Da er gewöhnlich in sauerstoffarmen Flüssen anzutreffen ist, nimmt er atmosphärische Luft auf, indem er sich einer primitiven Lungenform bedient. Ja, du liest richtig, Sportsfreund, dieser Fisch atmet nicht durch Kiemen. Er ernährt sich von anderen Fischen, und wenn ihm nach ein bisschen kulinarischer Abwechslung ist, springt er auch schon mal aus dem Wasser und sichert sich so einen leckeren Snack in Form eines Vogels oder eines kleinen Landsaugers. Seine massiven Schuppen, die wie ein Schutzschild gegen bisswütige Piranhas wirken, dienen den Bewohnern im Amazonas-Gebiet zudem als Nagelfeilen. Ach so, und bevor ich es vergesse: Dieser Fisch hat sich in den letzten fünf Millionen Jahren kaum verändert.

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Und der alte Knochen schmeckt auch noch deliziös.

Das Fleisch des Fisches—auch bekannt unter paiche oder pirarucu—hat keine Gräten, ist geruchlos und mild im Geschmack, weswegen der Arapaima bei einheimischen Fischern und ausländischen Köchen gleichermaßen ein äußerst beliebter Fang ist. Auch in vielen Kochshows war der schuppige Senior schon zu Gast.

Da der Arapaima zu den von Überfischung bedrohten Fischarten gehört, stammen seine Vertreter auf unseren Tellern oft aus Fischfarmen in Brasilien, Peru oder Thailand. Dennoch geht die Wildpopulation immer weiter zurück.

Einer vor Kurzem veröffentlichten Studie zufolge ist der Arapaima in vielen vom Fischfang lebenden Gemeinden im brasilianischen Bundesstaat Amazonas bereits ausgestorben, und seine Bestände in der Hälfte der anderen untersuchten Gemeinden stehen ebenfalls vor dem Zusammenbruch. Und durch den Einsatz von Kiemennetzen werden zu allem Überfluss auch noch Arapaima-Jungfische gefangen.

Kommerzieller Arapaima-Fang ist in Brasilien zwar verboten, dennoch werden auf lokaler Ebene die Netze aufgrund fehlender Kontrollen weiter fleißig ausgeworfen. Dass der Arapaima von Sauerstoff aus der Luft abhängig ist, macht ihn nur zu einem noch leichteren Fang—alle 15 Minuten taucht er an die Oberfläche und genau dann kann er leicht mit einer Harpune oder einem Netz gefangen werden.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass einige Gemeinden endlich weitere Fischereiregeln für den Arapaima aufgestellt haben. Zu diesen Bestimmungen gehören etwa das Verbot von Kiemennetzen sowie die Einführung von einzuhaltenden Mindestgrößen für den Fang. Die ergriffenen Maßnahmen haben zu einer Erholung der Fischbestände geführt. Ohne Unterstützung—und Druck—vonseiten der Regierung fehlt es jedoch an Anreiz, solche Programme ins Leben zu rufen.

Diese Art von Programmen—neben denen, die nachhaltige Fischzucht fördern—sind für den Fortbestand der verschiedenen Arapaima-Arten unerlässlich. (Einer der Koautoren der oben erwähnten Studie, Donald J. Stewart, hat darauf hingewiesen, dass drei der fünf bekannten Arten schon seit Jahrzehnten nicht mehr in der freien Wildnis gesichtet wurden.) Und es gibt durchaus Grund zur Hoffnung: Die Regierung in der peruanischen Region Ucayali hat beispielsweise 2012 erklärt, dass die dortigen Bestände „nicht länger vom Aussterben bedroht sind, da die Einheimischen davon überzeugt werden konnten, Aquakulturen zu errichten, anstatt Koka-Pflanzen für die Kokainherstellung anzubauen.

In Brasilien wird mindestens ebenso viel Einsatz erforderlich sein, um diesen urtümlichen Fisch vor dem Aussterben zu retten. Und wer braucht schon die Taschen voller Schnee, wenn er stattdessen einen fünf Millionen Jahre alten Fisch auf den Teller bekommen kann?

Oberes Foto: Jeff Kubina | Flickr | CC BY 2.0