Wie ich vom Olympialäufer zum DIY-Sushimeister wurde
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Upstream Foods

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Sushi

Wie ich vom Olympialäufer zum DIY-Sushimeister wurde

Um meine sportliche Leistung zu optimieren, stellte ich meine Ernährung um und aß nur noch Sushi. Weil mir das irgendwann zu teuer wurde, rief ich meine eigene Dinner-Serie ins Leben.
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Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Upstream Foods

Es gibt in der Welt des Ausdauersports einen großen Irrtum. Die meisten denken sich etwas in die Richtung: Ich kann essen, was ich will, ich verbrenne die Kalorien sowieso wieder.

Von einem eitlen Standpunkt, klar, du siehst wahrscheinlich nicht viel anders aus, aber wirst du deine sportliche Leistung wirklich optimieren, wenn du dich so ernährst? Diese Werbungen mit Michael Jordan, der Gatorade trinkt, und Lebron James, der bei McDonald's isst, tragen sicherlich noch zu diesem Denken bei.

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Als ich einer der schnellster Läufer der USA war, fing ich an, mir mehr Gedanken über Essen zu machen. Ich kam zu dem Schluss, dass die japanische Küche für Athleten ideal ist. Und schon bald ging ich nur noch in Sushi-Restaurants essen. Ich hatte ein Vollstipendium für mein Studium an der Standford University, aber das Geld reichte nicht annähernd aus, um für meine Ernährung aufzukommen. Dann dachte ich mir: Wie bekomme ich den hochwertigen Fisch ohne die typischen japanischen Sushipreise? Alles, was nicht unbedingt notwendig war, wollte ich eliminieren.

Und so entstand mein winziges Sashimi-Restaurant, wo es den exakt gleichen, extrem teuren Fisch gab wie in den besten Sushi-Restaurants. Ich nannte es Upstream Foods.

Upstream Foods chef

Ich sah mich um und war überrascht, wie schwierig es war, die gleiche Qualität für kommerzielle Zwecke zu bekommen. Damit wollte ich mich aber nicht abfinden, also nahm ich mein Sushi-Restaurant um die Ecke genauer unter die Lupe. Ich wartete vor dem Restaurant, bis der Lieferant mit seiner Ware ankam und fragte den Fahrer, „Hey, kann ich dir Fisch für 40 Dollar abkaufen? Ich brauche den Fisch, den du in deinem Lieferwagen hast und ich kann es mir nicht mehr leisten, in diesem Restaurant zu essen." Der Typ antwortete: „Klar."

upstream foods sashimi with veggies

Ich kaufte ihm einen mehr als sechs Kilo schweren Königslachs ab und kochte schon bald für all meine Freunde und Bekannten in meiner Studentenwohnung. Wir schnitten den Fisch mit einem Buttermesser auf und aßen die dicken Scheiben einfach mit ein bisschen Sojasauce. Am Ende waren wir alle so satt und mir wurde klar, dass sich gerade zehn Personen an Waren im Wert von 40 Dollar satt gegessen hatten. Also rief ich den Fischlieferanten an und sagte: „Hey, nächste Woche bringe ich 500 Dollar mit, können wir uns bei einer anderen Adresse treffen?" Von da an machte ich das einmal pro Woche, fünf Jahre lang. Ich nahm die Sushiernährung und den Sashimi-Lifestyle sehr ernst und schaffte es fünf Jahre später als Leichtathlet in die amerikanische Olympiaauswahl.

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Vor drei Jahren beschloss ich, Upstream Foods neues Leben einzuhauchen und brachte drei Millionen Dollar auf, um ein fixes Restaurant in Los Angeles oder New York zu eröffnen. Ich wollte aber weiterhin nur Abendessen anbieten und es in kleinem Rahmen halten. Wir haben genau die gleichen Lieferanten und Ware wie die teuersten Sushi-Restaurants, aber bei uns bekommt man viel mehr, dafür verzichten wir auf viele traditionelle Dinge, die mit Sushi assoziiert werden.

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Ich habe nichts gegen die Sushi-Welt per se, aber wenn man mit rohem Fisch arbeitet, bestehen viele Barrieren—im Hinblick auf Geschlecht oder Ethnie—, die ich nicht gut finde. Viele traditionelle Sushiköche sind beispielsweise der Meinung, dass Frauen kein Sushi zubereiten können, weil ihre Hände zu kalt und ihr Blut zu warm ist. Aber zu behaupten, dass jemand aufgrund seines Geschlechts ein körperliches „Defizit" hat, durch das die Person kein Sushireis kochen kann, ich einfach nur dumm. Zu dieser Meinung stehe ich.

upstream foods uni and cocktail

Meine entspannte Dinner-Reihe macht Leuten Angst, weil wir eine neue Art Esskultur um Sushi herum schaffen, in der auch erstklassige Cocktails eine Rolle spielen. Die Grenzen auszuloten, ist als junger Koch sehr aufregend. Es ist ein extrem anspruchsvolles Projekt, aber es lohnt sich, solange ich an der Vorstellung der Leute, wie Sushi aussehen sollte, rütteln kann und sie Spaß dabei haben.

Aufgezeichnet von Javier Cabral