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Ethik

Von fischessenden Vegetariern

Ich habe nie verstanden, warum manche Vegetarier es in Ordnung finden, Fisch zu essen, bis ich realisierte, dass Fischgehirne wie Bohnen aussehen und ihnen der Neokortex fehlt, wodurch sie kein Schmerzempfinden haben.

Der Wasserpegel steigt und das kleine Opfer meines ersten Fischerausflugs seit zehn Jahren starrt mich an, während ich mich mental darauf vorbereite, ihm mit einem Hammer zwischen die Augen zu schlagen.

Die Humane Society of the United States schreibt in „Welfare of Farmed Fish at Slaughter", dass ein Schlag auf den Kopf „sofortige und irreversible Unempfindlichkeit" hervorruft und zu „weniger Schmerz, Stress und ungerechtfertigtem Leiden" führt. Leichter gesagt, als getan: Ein Brandungsbarsch ist glitschig und erschreckend lebendig, wenn man ihm nahe kommt.

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Ich habe mich an den Strand von Malibu begeben, um herauszufinden, ob hinter Pescetarianismus—einer Ernährungsweise, gekennzeichnet durch Verzicht auf Fleisch, aber nicht auf Fisch—mehr steckt als nur Sushi schlemmen ohne Schuldgefühle. Wir kennen sie alle, die Vegetarier, die nebenbei erwähnen, dass sie hin und wieder Fisch essen. Logik mal beiseite, es handelt sich dabei um eine recht weit verbreitete Einstellung mit Argumenten, die auf Ethik, Umweltbewusstsein und Gesundheit basieren.

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Für die Vertreter eines Pro-Fisch-Standpunktes, die ihre Haltung mit ethischen Argumenten begründen, fängt es meistens mit der Biologie an. Fischgehirne sind strukturell anders als unsere eigenen aufgebaut. Sie Sehen aus wie Bohnen und ihnen fehlt der entwickelte Neokortex, der bei Säugetieren (wie uns Menschen) für das Schmerzempfinden verantwortlich ist. Schmerzrezeptoren, die auf körperlichen Schaden reagieren, sind in Fischen sehr selten oder gar nicht vorhanden, besonders bei Spitzenprädatoren wie Haien. Obwohl Fischhirne auf Verletzungen und Schaden auf bekannte Art reagieren, weicht ihr Empfinden von unserer anthropozentrischen Vorstellung von „Schmerz" ab.

Wir kennen sie alle, die Vegetarier, die nebenbei erwähnen, dass sie hin und wieder Fisch essen. Logik mal beiseite, es ist eine recht weit verbreitete Einstellung mit Argumenten, die auf Ethik, Umweltbewusstsein und Gesundheit basieren.

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Als Forscher der norwegischen Universität Tromsø atlantischen Kabeljau Elektroschocks verpassten, fanden sie heraus, dass die Reize „für Fische aversiv waren aufgrund des allgemeinen Aufbaus ihres Nervensystems".Der Kabeljau reagierte mit „ „Schwanzzuckungen" und „Reiben"—Verhalten, das wir mit Schmerz assoziieren—, aber kurz darauf normalisierte sich ihr Verhalten wieder.

Leiden—verwandt mit Schmerz, aber nicht das Gleiche—hängt von einem Grad der Selbstwahrnehmung ab, den Fische nicht besitzen. Sehr vereinfacht gesagt, müsste sich ein Fisch denken: ‚Das find ich nicht gut', um Leid zu empfinden und es gibt keine Beweise, dass das der Fall ist. Man muss sich einen Fisch stattdessen wie einen Computer vorstellen, der auf einen konstanten Strom von Reizen auf bestimmte Arten reagiert.

Im Grunde sind Fische anders. Nicht wirklich Tiere, ohne Selbstwahrnehmung oder ohne Schmerzempfinden. Es ist ein Argument mit historischen Wurzeln: Sowohl das Judentum als auch der Katholizismus regeln Fisch separat von Fleisch. Indem sie sie nicht in eine Kategorie mit anderen Tieren stecken, argumentieren Pescetarier, dass es moralisch vertretbarer ist, einen Fisch zu töten als ein Huhn.

Fisch ist verdammt gut für dich: 2008 wurde in einem Artikel im British Medical Journal erklärt, dass „eine mediterrane Ernährung mit einer deutlichen Verbesserung des Gesundheitszustandes assoziiert" wird. Normalerweise bekommen Ernährungsweisen nicht so viel Befürwortung von medizinischer Seite, aber Forscher legten fest, dass eine solche Ernährungsweise die Sterblichkeit, das Krebsrisiko und degenerative Hirnkrankheiten um fast zehn Prozent verringert.

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Diese Ernährung entstand vor 200 Jahren auf Sardinien aus der Not. Heute ist es ein Weg, abzunehmen und den Tod hinauszuzögern. Janis Jibrin, Autorin von The Pescetarian Plan, schreibt: „Iss Fisch und du schützt dein Herz … sei smarter und glücklicher und—kein Scherz—hab ein besseres Sexleben." Scheinbar soll die Ernährung gegen Erektionsprobleme helfen.

„Amerikaner ringen mit den beiden Epidemien Adipositas und Typ-2-Diabetes. Die Hauptursache dieser Krankheiten sowie von Darmkrebs und anderen Krebsarten ist eine ungesunde Ernährung … Pescetarianismus trägt nicht nur dazu bei, diesen Krankheiten vorzubeugen, sondern sie sogar ins Gegenteil umzuwandeln", sagt sie.

Im Grunde sind Fische anders. Nicht wirklich Tiere, ohne Selbstwahrnehmung oder ohne Schmerzempfinden.

Traditionell gesehen, war die Fischerei eine Alternative zum institutionellen Missbrauch der modernen Landwirtschaft. Die Fleischindustrie mit ihrer gewinnmaximierenden Produktionslinie ist eine gigantische Tragödie für Tiere, Arbeiter und Konsumenten. Aus dem ständigen Streben nach noch mehr Effizienz ist ein hochprofitables, zutiefst widerwärtiges System entstanden, das wir kennen und mögen.

Und es ist ein Alptraum für unsere Umwelt.

Satellitenbilder von Kuh-Feedlots sehen aus wie ein Meer von Scheiße, weil sie auch genau das sind. Abfallmanagement ist für die Besitzer ein unangenehmer Nebengedanke. Teiche von Fäkalien sickern in die umliegenden Ökosysteme und gegen Furzwolken von umweltzerstörendem Methangas wird nichts unternommen.

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Aber das „letzte wilde Nahrungsmittel" der Natur hat seine eigenen Probleme. Über die Überfischung, die für die verheerenden Schwund gesamter Bestände verantwortlich ist, wird in der Öffentlichkeit nicht gesprochen. Der gefährdete—und leckere—Blauflossenthun könnte noch zu unseren Lebzeiten aussterben, aber trotzdem ist es eine 220-Millionen-Dollar-Industrie. Tipp: Geh in die nobelste Sushibar, die du kennst, und bestell Blauflossen-Ōtoro, dann stell dir vor, du isst ein weißes Nashorn.

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Fortschrittliche Fischesser wissen, dass Aquakultur die Zukunft ist. Heute werden 50 Prozent aller Fische auf der Welt in Farmen gezüchtet. Manche bestehen aus riesigen Gehegen im offenen Wasser, andere aus Plastikröhren auf einem Bauernhof und einige sind eng eingegliederte und nachhaltige Ökosysteme. Die Aquakultur ist keine perfekte Branche, sie steckt noch in den Kinderschuhen, aber Zuchtfische sind besser darin, Futter in Fleisch umzuwandeln als jedes andere Tier und sie werden die Eiweißquelle der Zukunft für uns Menschen sein.

Am Strand, mit einem Hammer in der einen und einem toten Fisch in der anderen Hand, bin ich hin- und hergerissen: Fische leben, aber nicht auf dieselbe Art wie wir Menschen. Sie sind anders als andere Tiere, aber so anders dann auch wieder nicht. Sie lösen Probleme unsere Lebensmittelsystems und verursachen andere.

Wir Menschen sind jedoch fetter denn je und brauchen eine Erlösung von der miesen Ernährung und chronischen Krankheiten. Fische können helfen.