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Zucker

Weniger Zucker macht alles nur noch süßer

Zucker ist die Wurzel allen Übels und wir ertrinken regelrecht in Saccharose und Fructose. Aber auch wer versucht, die Zuckerzufuhr zu reduzieren, bändigt damit nicht seine Lust auf Süßes—und es schmeckt nur noch süßer.

Zucker—die Wurzel allen Übels.

Zucker macht süchtig und fett. Zucker verursacht Diabetes. Zucker kann sogar zum Alibi in einem Mordfall werden.

ARTIKEL: Warum Zucker so verdammt süchtig macht

Unsere steinzeitlichen Vorfahren mussten für den süßen Kick—meist in Form von Obst—lange suchen und hart kämpfen. Wir hingegen ertrinken fast in Saccharose und Fructose und frönen dem Zucker in den dekadentesten, ungesündesten und zugleich leckersten Formen.

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Aber auch wenn Zucker für alles der Sündenbock ist, wir brauchen ihn zum Überleben. Und unser Verlangen nach Zucker ist stärker als je zuvor.

Laut Wissenschaftlern am Monell Chemical Senses Center in Philadelphia kann jede noch so zuckerarme Ernährung—wenn sie auch gesünder ist—die hartnäckige Lust auf Zucker nicht bändigen. Nicht nur das: Wenn man weniger Zucker isst, schmeckt Süßes gleich noch süßer. Was ja per se nicht schlecht ist, sagt auch Paul Wise, Psychologe am Monell Chemical Senses Center.

In einer Pressemitteilung schreibt er: „Ein zu hoher Zuckerkonsum wird weithin mit Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten assoziiert, zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen. Wenn Menschen sich im Laufe der Zeit an eine zuckerärmere Ernährung gewöhnen könnten, ohne dass die Akzeptanz von Lebensmitteln darunter leidet, könnte man auch den Zuckerzusatz in Getränken und Lebensmitteln reduzieren, ohne dass das zur Ablehnung führt."

Zu diesem Schluss kamen die Psychologen, nachdem sie den Zuckerkonsum in einer Studie untersuchten. Die Kontrollgruppe mit 16 Teilnehmern ernährte sich „normal", die zweite Gruppe mit 13 Teilnehmern hatte einen strikten Ernährungsplan: 4o Prozent der Kalorien, die sie sonst über einfachen Zucker aufnahmen, mussten sie durch Fett, Eiweiß oder komplexere Kohlenhydrate ersetzen.

Während der Studie empfanden die Teilnehmer, die sich eher zuckerarm ernährten, bestimmte Produkte süßer als die Teilnehmer, die sich normal ernährten.

„Nach drei Monaten auf Zuckerentzug haben die Teilnehmer schnell wieder angefangen, genauso viel Zucker zu essen, wie vorher. Dieser schnelle Rückfall zeigt, dass der Mensch Veränderungen beim Zuckerkonsum nicht beibehält", so Paul Wise. Das widerspricht vorherigen Studien am Monell Center, die gezeigt haben, dass man nach einer zeitweise salzarmen Ernährung auch Lebensmittel mit weniger Salz bevorzugt.

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Offensichtlich sind diese Ergebnisse auch für den Gesundheitssektor von großer Bedeutung. Gary Beauchamp, Verhaltensbiologe am Monell Center und Mitautor der Studie, erklärt: „Die Bereiche, die unseren Appetit auf Zucker oder Salz steuern, sind natürlich unterschiedlich. Allerdings waren die Erkenntnisse aus der Salz-Studie Grundlage für neue amerikanische Ernährungsempfehlungen. Um den täglichen Salzkonsum zu runterzuschrauben, sollte langsam der Salzgehalt in Fertigprodukten reduziert werden—auch das Essen in Restaurants sollte nicht mehr so stark gesalzen werden. Heutzutage ernähren wir uns zu einem großen Anteil von Zucker—und da funktioniert die Strategie wahrscheinlich nicht."

Doch unsere Gesundheit ist nicht das Einzige, das die Initiatoren der Studie beschäftigt. Interessanterweise wurde sie teilweise von PepsiCo, Inc. mitfinanziert. Auch die großen Softdrinkhersteller wollen also hinter das Geheimnis der zuckersüßen Sucht kommen, die uns das Gehirn vernebelt und die sie jedes Jahr um Milliarden Dollar reicher macht.