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Berlin

Immer wieder Mittwochs: TRADE bricht mit dem Techno-Mantra

Die Partyreihe TRADE ist der neueste Zuwachs einer alternativen Musikbewegung in Berlin.
Neben DJ-Sets bietet TRADE auch Raum für Live-Performances wie hier von Lyra. Foto: Camille Blake

Techno? House? Techhouse? Weder noch! In Berlin hat sich in den letzten Jahren eine neue Szene etabliert, die im Schatten des großen 4/4-Jutebeutel-Ganz-in-Schwarz-Mantras musikalische Krusten aufbricht. Batida Sounds aus Lissabon und Ballroom aus New York treffen hier auf Remixe von Rihanna-Hits und dystopische (manchmal auch utopische) Musikentwürfe einer durchdigitalisierten Zukunft. Dazu wird nicht gewippt oder gestampft, sondern getanzt. Ein internationales, mehrheitlich queeres Publikum schwitzt zu den Sounds von Labeln und Kollektiven wie PAN, Fade To Mind oder Staycore. Es ist eine vitale Bewegung, die sich in Form von Janus bis auf den Berghain Mainfloor bricht oder als theoretische und künstlerische Perspektiven offerierendes 3hd Festival langfristige Akzente setzt.

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Die Partyreihe TRADE der beiden Brüder Simon und Benjamin Kaiser ist seit einigen Monaten der neueste Fixpunkt der Szene, und für die eine ziemlich entspannt, für den anderen eher ungünstig auf einen Mittwoch gelegen. Mit Bookings wie Lotic, Toxe oder mobilegirl beweist man ein gutes Gespür für Künstler*innen, die international gerade den Ton angeben oder kurz davor sind. Hinzu kommt eine familiäre Atmosphäre: Wer an dem einen Abend auflegt, ist oftmals bei späteren Ausgaben wieder als Gast dabei. Bei den Kollegen von Amuse gilt TRADE auch deshalb bereits als eine der "besten Underground-Partyreihen Berlins".

Anfang September feierte man Einjähriges, heute findet TRADE ein letztes Mal vor der Winterpause statt. Mit einem Live-Set von Night Slugs' Jam City, dem Uruguayer Lechuga Zafiro aus dem gerade sehr umtriebigen mexikanischen NAAFI-Kollektiv und Locals wie Jackie, niclas und Simon selbst wird wieder ordentlich aufgefahren. 2017 wird man dann wieder aktiv werden, dann aber nur noch alle zwei Monate. Geht dem Format etwa schon die Luft aus? Wir haben nachgefragt.

Simon, Benjamin, mit welcher Vision seid ihr damals angetreten, als ihr TRADE ins Leben gerufen habt? Was sollte die Party dem reichhaltigen Nachtleben hinzufügen, was es vorher so noch nicht gab?
Wir wollten etwas Anderes in die Berliner Club Szene bringen und junge talentierte Künstler pushen. Clubmusik in Berlin ist stark von Techno und House geprägt, aber viele neue Künstler identifizieren sich mit anderen Musikrichtungen und genau diesen wollten wir Raum bieten.

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TRADE hat es bereits in die Bestenlisten einiger Medien über Berliner Partyreihen geschafft. Wie fällt nach einem Jahr euer eigenes Fazit aus?
Wir sind sehr zufrieden und überwältigt wie sich alles entwickelt hat. Wir sind allen dankbar die dabei beigetragen haben dies möglich zu machen!

Was war für euch ein nahezu perfekter und idealtypischer TRADE-Moment?
Zum Beispiel der TRADE-Geburtstag im September. Wenn man all die Menschen sieht, die unter der Woche rauskommen, um diese Nacht zu erleben, und man beobachten kann, wie diese dann glücklich wieder nach Hause gehen.

Wie seht ihr persönlich die Entwicklung der lokalen Szene? Der Abgesang auf Berlin ist mittlerweile fast schon wieder so alt wie der Hype selbst.
Wir sind froh, dass sich immer mehr Menschen für neue Musikszenen interessieren. Janus beispielsweise hat vor mehreren Jahren angefangen, neue und andere Parties ins Berliner Nachtleben zu bringen. Und Creamcake und BOO HOO sind weitere aktuelle Reihen, die in eine ähnliche Richtung wie TRADE gehen.

Jetzt geht es in die Pause, nächstes Jahr kommt ihr als zweimonatiges Format zurück. Was steckt hinter diesem Sinneswandel?
Wir wollen vor allem große Lineups bringen, diese natürlich weiter mit neuen aufstrebenden Künstlern kombinieren. Für den Anfang war es sehr gut ein monatliches Format zu haben, um den Namen TRADE und damit die Party bekanntzumachen. Jetzt ist es Zeit, die Party weiterhin interessant und spannend zu halten und immer wieder Neues zum Nachtleben beitragen zu können.

TRADE findet fast ausschließlich Mittwoch Nachts statt. Für Leute, die nicht so im Geschäft drinstecken: Was sind die besonderen Rahmenbedingungen, die eine Party unter der Woche mit sich bringt? Ist es zum Beispiel einfacher, Acts zu buchen? Kommen andere Gäste?
Einfacher ist bestimmt nichts. Vielleicht gibt es weniger Konkurrenz unter der Woche, aber es ist auch viel schwerer Leute aus dem Haus zu bekommen. Da unsere Party aber aus vielen Gästen besteht, die speziell für die Line-ups kommen, funktioniert das trotzdem gut.

Welche Rolle spielen eure beiden Venues, das Monarch und OHM für euch?
OHM ist einfach ein sehr guter Club für die Anzahl an Besuchern, das Soundsystem ist sehr gut und das Team unglaublich nett und hilfsbereit.
Monarch mit unserer Party REST ist eher eine Bar Nigh, wir wollten noch eine Nacht haben in dem Leute früher zusammen kommen, ein Bier trinken können, trotzdem gute Musik hören können und auch mal um 1 Uhr oder 2 nach Hause gehen.

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