Alles ist vergänglich – außer peinliche Familien- und Schulfotos, die verfolgen dich dein verdammtes Leben lang. Im Treppenaufgang eurer Eltern hängen die eingerahmten Schnappschüsse, die euch für immer und ewig und mit hämischen Grinsen an all die verkackten Schulfotografen erinnern, an eure Zahnspange, den Oberlippenflaum, den Ein-Meter-Iro (das ist keine Phase, Mama, das ist Punkrock!) und an die Hochzeit eures volltrunkenen Onkels. Früher war eben doch nicht alles besser. Zumindest nicht die gestellten Fotos vom Fotografen. Genau die feiert Tommy Cash aber mit seinem Musikvideo zu "Little Molly".
Estlands bekanntester Rapper will mit dem Video beweisen, dass das Perfekte in der Unperfektheit liegt und man sich genau diese zu eigen machen soll. Deshalb setzt der ehemalige Backgroundtänzer in "Little Molly" seinen Kopf auf wirklich jede trashige Fotovorlage, die ihr seit den Neunzigern verdrängen wollt. Dabei ist ihm kein Hintergrund zu kitschig, keine Frisur zu hochtoupiert und kein Gymnastik-Kostüm zu paillettenbesetzt. Und zu viel Ton-in-Ton-Denim kann man sowieso nicht tragen.
Der wohl enthusiastischste Adidas-Fan Osteuropas hat gerade seine Tour beendet und mit "Little Molly" heute erst die zweite Single dieses Jahres nach "Pussy Money Weed" veröffentlicht. Wann endlich ein neues Album des Ausnahmekünstlers kommt, bleibt abzuwarten.
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