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Verbrechen

Jugendtrainer filmte Kinder nackt – und bekommt Bewährung

Bei dem Mann wurden außerdem "unvorstellbare" kinderpornografische Inhalte gefunden.
Symbolfoto: imago | Christian Thiel

Es ist gut zu wissen, dass es auch in Zeiten von AfD und #MeToo-Gegenwind noch Dinge gibt, auf die wir uns fast alle einigen können: Kinderpornografie ist schrecklich.

Umso schockierender ist der Fall eines Sporttrainers, der seine minderjährigen Schützlinge jahrelang heimlich beim Duschen, Umziehen und auf der Toilette filmte. Der 45-Jährige aus der Nähe von München war laut der Abendzeitung über mehrere Jahre als Einradtrainer beim TSV Gilching/Argelsried tätig. Zwischen 2007 und 2015 soll er dann angefangen haben, Minikameras in Umkleidekabinen, Duschen, Toiletten und Schlafräumen zu installieren. Damit die niemandem auffielen, versteckte der IT-Profi die Kameras unter anderem in Seifenspendern und Feuermeldern, berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung.

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Rund 500 Fotos und 1.000 Videoaufnahmen aus den Vereinsräumen soll der Trainer so über die Jahre angesammelt haben. Weder den Kindern noch den Jugendlichen und Erwachsenen, die die Umkleiden des Vereins ebenfalls nutzten, fielen die Kameras auf. Der 45-Jährige flog erst auf, als seine Lebensgefährtin 2015 durch Zufall auf die Dateien stieß. Neben den selbstgemachten Aufnahmen fanden sich auf dem Computer auch andere Bilder und Videos, auf denen laut SZ zu sehen ist, "wie Erwachsene kleine Kinder auf unvorstellbare Weise vergewaltigen".

Der Bayer wird wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen und Besitzes und Herstellung von Kinderpornografie angeklagt. Am 22. Januar 2018 vor dem Münchner Amtsgericht gesteht er alles. "Es tut mir leid, was ich gemacht habe, ich kann es nicht wieder gut machen", erklärte er laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks. Von der Süddeutschen Zeitung wird er außerdem mit einer Entschuldigung an die anwesenden Vereinsmitglieder und Eltern zitiert: "Ich weiß, dass ihr mir vertraut habt." Die Aufnahmen habe er nur für sich gemacht und sie nirgendwo hochgeladen, erklärt er. Trotzdem wisse er natürlich, dass seine Taten "unverzeihlich" seien.

Warum er es getan hat, erfahren die Prozessbeobachter an diesem Tag nicht. Der Großteil des Verhörs findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Was die Geschädigten und ihre Angehörigen allerdings erfahren: Der Mann, der ihre Kinder ausspioniert und sich dazu mutmaßlich sexuell befriedigt hat, wird nicht ins Gefängnis kommen. Das Amtsgericht verurteilt den 45-Jährigen zu zwei Jahren auf Bewährung, die Staatsanwalt hatte hingegen eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren gefordert.

Erst im August 2017 wurde ein ehemaliger Radtrainer verurteilt, weil er Kameras in Umkleidekabinen installiert und Unterwäsche junger Sportlerinnen gestohlen hatte. Der 57-Jährige kam mit einer Geldstrafe von 6.400 Euro davon.

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