Bilder vom Leben auf hoher See

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Bilder vom Leben auf hoher See

So sieht es aus, wenn du mit den gleichen Jungs monatelang auf einem Schiff festhängst.
Iulia Roșu
Bucharest, RO

Mein Vater war Seemann. In anderen Worten: Während meiner Kindheit verbrachte er mehr Zeit auf den Weltmeeren als zu Hause. Der Gedanke an das Leben auf hoher See und an die ganzen exotischen Häfen hat meine Fantasie dabei schon immer beflügelt. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass die Arbeit meines Vaters gar nicht so viel mit Piraten und verborgenen Schätzen zu tun hatte. Vor allem durch die Skype-Anrufe in den späteren Jahren verstand ich den Alltag und die Herausforderungen einer Schiffsbesatzung viel besser.

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Der rumänische Schiffsmechaniker und Fotograf Cezar Gabriel Popescu setzt sich auch über seine Familie hinaus dafür ein, dass andere Menschen einen Eindruck von den Aufgaben einer Schiffsbesatzung bekommen. Auf seiner Facebook-Seite My Life at Sea teilt er Bilder und persönliche Eindrücke seiner täglichen Routine mit seinen Kollegen auf einem Öltanker. Ich habe Cezar angerufen, als er gerade in der Nähe von Mexiko unterwegs war, um mit ihm über seine Fotos zu sprechen.


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VICE: Hey Cezar, bist du in erster Linie Seefahrer, Fotograf oder beides?
Cezar Gabriel Popescu: Ich fahre seit 18 Jahren zur See und bin momentan Chefmechaniker auf diesem Schiff. Obwohl ich erst vor sieben Jahren mit dem Fotografieren angefangen habe, verstehe ich mich nicht weniger als Fotograf als als Seefahrer.

Cezar Gabriel Poescu (Mitte) ist der Chefmechaniker auf dem Schiff

Was hat dich dazu motiviert, die Facebook-Seite zu starten?
Irgendwann fiel mir auf, dass mir Freunde und Familie immer die gleichen Fragen gestellt haben, wenn ich zurück nach Hause kam: "Was macht ihr in einem Sturm?", "Hast du Delfine gesehen?" oder "Was machst du den ganzen Tag?". Die meisten Menschen haben keine Ahnung vom Leben auf See, also wollte ich es ihnen mit meinen Fotos näherbringen.

Cezar fing damit an, im Urlaub Sonnenuntergänge zu fotografieren, jetzt macht er das auch bei der Arbeit

Wie wählst du deine Motive?
Ich will unseren Alltag so natürlich wie möglich zeigen. Da ich Mechaniker bin, enthalten die Bilder eine gute Portion meiner Arbeit, aber ich versuche, möglichst viele Aspekte des Schiffsalltags festzuhalten – vom Deck bis zur Kombüse.

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Wie viele Häfen hast du schon gesehen?
Schwer zu sagen, aber Australien, Japan und die amerikanische Pazifikküste sind die einzigen Orte, an denen ich noch nicht war. Das Schönste, was ich je passiert habe, war die Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas. Leider habe ich damals noch nicht fotografiert.

In der Kombüse

Was ist mit dem Klischee, dass Seefahrer frauenfeindliche Alkoholiker sind?
Das finde ich einfach nur witzig. Wir sind nicht alle grobe, betrunkene Widerlinge, die zu keinen echten Gefühlen fähig sind. Solche Seeleute gibt es bestimmt, aber die allermeisten Menschen, mit denen ich in den letzten 18 Jahren gearbeitet habe, sind total normal gewesen. Aber diese Arbeit kann dich schon hart machen. Du brauchst Disziplin, um auf einem Schiff zu arbeiten. Und wenn du so weit von zu Hause entfernt bist, kann es schwer sein, mit persönlichen Problemen umzugehen. Das heißt aber nicht, dass wir alle kaputt sind.

Cezar ist seit 18 Jahren Seefahrer

Was gehört zu den harten Seiten des Seemannlebens?
Wenn ein Sturm länger dauert als erwartet, kann das schon sehr hart sein. Dann müssen wir Essen und Wasser rationieren. Am schlimmsten ist aber definitiv, so lange von zu Hause weg zu sein. Wenn jemand in deiner Familie ein Problem hat und du nichts tun kannst, weil du so weit weg bist, fühlst du dich absolut machtlos. Das ist furchtbar.

Kommt es zu gefährlichen Situationen? Seid ihr schon mal von Piraten angegriffen worden?
Nein, wir fahren selten durch Gewässer, in denen Piraten unterwegs sind. Wir sind aber immer darauf vorbereitet, uns im Ernstfall zu verteidigen. Die meisten Schiffe haben heutzutage bewaffnete Sicherheitsleute an Bord und wir machen ständig Notfallübungen. Dafür gibt es Unfälle auf Schiffen – zum Glück habe ich noch keinen tödlichen erlebt. Einmal ist ein Schlauch gerissen und ich habe eine Chemikalie ins Gesicht bekommen. Ich konnte danach nichts sehen, aber langsam wurde es besser. Der Gedanke, vielleicht für immer blind zu werden, war grauenvoll.

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Ein Mechaniker erledigt Wartungsarbeiten

Was macht ihr auf dem Schiff, wenn ihr nicht arbeitet?
Vor ein paar Jahren sind immer alle im Speisesaal zusammengekommen und haben Filme geguckt oder Karten gespielt. Jetzt verbringen die meisten Kollegen fast alle Freizeit in ihren Kajüten im Internet oder gucken Filme auf ihren Laptops. Das ist super für die Bindung zu ihren Familien, aber gleichzeitig hat die Technologie an Bord einen vereinsamenden Effekt.

Hier sind noch mehr Bilder von Cezars Leben auf See.

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