So sexistisch geht es beim Erotikwettbewerb im Nudistencamp zu
Alle Fotos: Caroline Tompkins

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So sexistisch geht es beim Erotikwettbewerb im Nudistencamp zu

Alte Männer, ekelhafte Anmachsprüche und ein Preis für die Frau, die den besten Orgasmus vortäuscht.

Auf den ersten Blick wirkt das Nudes-A-Poppin'-Festival wie ein normales Sommerevent. Am Eingang werden Tickets abgerissen und ein Hit von Rihanna dröhnt irgendwo in der Ferne aus den Boxen. Die schmierigen Kommentare und Anmachsprüche, die mir aus der Menge entgegenschallen, machen jedoch deutlich, dass es hier etwas anders zugeht. Ständig halten mich Männer an, die ein Foto mit mir machen wollen. Wenn ich zusage, dann legen viele von ihnen ihre Arme um meinen Oberkörper und versuchen, mein Oberteil hochzuziehen. Außerdem stellen mir die Typen unangenehme Fragen wie "Solltest du nicht auf der anderen Seite der Kamera sein?", "Wann stehst du auf der Bühne?" oder "Ich hab dir gezeigt, was ich habe. Willst du den Gefallen nicht erwidern?".

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Das Nudes-A-Poppin' ist eine jährliche Nudisten-Veranstaltung, bei dem Frauen (und auch ein paar Männer) in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten. So wird zum Beispiel gekürt, wer besonders sexy an der Stange tanzt, wer im nassen T-Shirt am besten aussieht oder wer am überzeugendsten einen Orgasmus vortäuschen kann. Der ultimative Preis ist jedoch die "Miss Nude Galaxy"-Auszeichnung.

Ponderosa Sun Club heißt das Nudisten-Resort im US-Bundesstaat Indiana, wo die Veranstaltung stattfindet. Normalweise geht es dort eher familienfreundlich zu, aber die Mitglieder dulden das Erotik-Wochenende, weil es ihnen ordentlich Geld bringt. Sie müssen ja nicht mitmachen.


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Ein Mann erzählt mir, dass es beim Nudismus um Zusammengehörigkeit und Offenheit gehe, bei der Sexindustrie dagegen um Voyeurismus. Der Unterschied läge im Hin- und im Wegschauen. Bei den Resort-Besuchern zeigt sich dieser Unterschied während des Festivals deutlich: Ein Teil der Anwesenden liegt fernab vom ganzen Trubel in der Sonne, während sich der Rest mit Kameras um die Bühne schart. Auf dem Flyer zum Event wird ausdrücklich dazu aufgefordert, Fotoapparate mitzubringen, und deshalb sind viele Männer auch schon extra früh da, um sich den besten Blick auf die nackten Frauen zu sichern. Einige von ihnen bieten mir einen Tauschhandel an: ihr Platz für einen Blick auf meine Brüste. Ich lehne ab.

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Niemand geringeres als Ron Jeremy führt durch die Veranstaltung. Zusammen mit Flavor Flav und Sunny Lane spult der Pornostar ganz routiniert sein Programm ab. Als ich endlich die Chance habe, ihn zu fotografieren, tritt genau das ein, wovor man mich gewarnt hat: Jeremy küsst meinen Hals und meine Wange und sagt, dass ich alles mit ihm anstellen könne. Etwas später wirkt er weniger beschäftigt und ich frage, ob ich noch ein besseres Bild von ihm machen dürfe. "Nur, wenn du nackt bist", antwortet er.

Als sich der zweite Tag des Events dem Ende neigt, ist der Swimmingpool des Resorts voller Glitzer und Konfetti und eine ölige Schicht zieht sich über die Wasseroberfläche. Die Wettbewerbsteilnehmerinnen – meistens Stripperinnen, die für ihre Etablissements an den Start gehen – verteilen Visitenkarten. Bevor die Trophäen verliehen werden, packen die meisten Anwesenden schon ihre Sachen zusammen. Als auch ich das Gelände verlasse, habe ich lediglich einen einzigen Gedanken im Kopf: "Ich will nie wieder auch nur einen Schwanz sehen."

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Pornodarsteller Ron Jeremy