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Abstimmung

Heulsuse der Woche: Gerhard Schröder vs. Wildpinkler

Gerhard Schröder sieht sich als Opfer einer Pro-Merkel-Kampagne und ein Wildpinkler rastet am Bahnhof Gießen aus und spuckt einem DB-Mitarbeiter ins Gesicht – der muss daraufhin kotzen.
Foto: imago | Steinach

In dieser Woche konnte keiner unserer beiden Kandidaten an sich halten. Es treten in den Ring: Gerhard Schröder und ein Typ, der beim Pinkeln erwischt wurde. Beide wurden bei ihrer Selbstverwirklichung gestört. Nur einer wird als Gewinner aus diesem Kampf der Giganten hervorgehen. Welche Heulsuse hat den schönsten Titel Deutschlands verdient?

Heulsuse #1: Gerhard Schröder

Foto: imago | DeFodi

Der Vorfall: Wenn Reality-TV-Stars keine Jobs bekommen, krallen sie sich einen reichen Partner, ziehen sich aus oder werden DJ. Auch Gerhard Schröder legt Wert auf seinen Cashflow und seine berufliche Selbstverwirklichung. Er suchte sich dabei seine Partner in Russland (wir erinnern: "Putin ist ein lupenreiner Demokrat."). Nach sieben Jahren im Kanzleramt, seiner Arbeit als Anwalt, als Aufsichtsrats-Boss von Hannover 96 und Aufsichtsratsvorsitzender einer Tochterfirma von Gazprom will er nun in den Aufsichtsrat des russischen Erdölkonzerns Rosneft. Die EU hat den halbstaatlichen Konzern wegen der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim mit Sanktionen belegt. Dass Schröder nun an der Seite von Dmitri Medwedew und Wladimir Putin in einem halbstaatlichen Ölkonzern mitwirken will, gefällt – Überraschung – nicht jedem. Der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer bezeichnete ihn als "bezahlten Diener der Politik Putins". Selbst Kanzler-Kandidat Schulz schrieb auf Facebook ernüchtert: "Ich würde das nicht tun." Die angemessene Reaktion: Der Versuch, Russland "in die Weltwirtschaft zu integrieren" (Schröder zu Blick), mag für einen Sozialdemokraten eine nette Idee sein. Aber das geht auch, ohne mit russischem Erdöl wie mit Fuffies im Club um sich zu werfen. Wir hätten da einige Vorschläge: Er könnte sich gegen die russische Tolerierung von Giftgas-Angriffen in Syrien einsetzen; versuchen, das Verbot von "homosexueller Propaganda" aufheben zu lassen, oder eine Diskussion über die Pressefreiheit anstoßen.

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Die tatsächliche Reaktion: Gerhard Schröder zeigt sich empört. Dass sein Engagement in russischen Energiekonzernen nicht gut ankommt, überrascht ihn zwar nicht wirklich. Trotzdem findet der ehemalige Kanzler auf Lobby-Abwegen die Kritik an seinem Mandat scheiße. Und was macht ein machtverwöhnter Macho, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt? Er basht die nächstbeste mächtige Frau: "Es ist eine politische Kampagne zugunsten von Frau Merkel. Man will ihr über die Diffamierung meiner Person helfen." Sit down, try again.

Heulsuse #2: Wildpinkler

Der Vorfall: Zwei Typen urinierten am Dienstagnachmittag am Bahnsteig des Gießener Bahnhofs. Zwei andere Typen beobachteten das und schritten ein – weil sie Mitarbeiter der Bahn sind und öffentliches Pinkeln verboten ist (Bußgelder bis zu 5.000 Euro, in besonders schweren Fällen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe). Die Bahnmitarbeiter wollten anschließend die Personalien der Wildpinkler aufnehmen. Dazu kam es nicht mehr.

Die angemessene Reaktion: Einsehen, dass nicht jede freie Fläche mit Urin begossen werden muss, abschütteln, den Penis wieder einpacken. Beim nächsten Mal vorher nach der nächsten Toilette fragen.

Die tatsächliche Reaktion: Einer der auf frischer Tat ertappten Pinkelprinzen attackierte einen der Bahnmitarbeiter und spuckte diesem ins Gesicht. Der Bespuckte musste vor Ekel kotzen. Der Spucker und sein Kumpane flüchteten, die Bundespolizei Kassel hat die Ermittlungen aufgenommen.

Wer ist eure Heulsuse der Woche? Stimmt ab:*

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