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Rechtsextremismus

Rechtsextreme wollten in Graz demonstrieren und wurden vom Schlossberg gewaschen

Das Wetter ist immer gut, sagt Handke. In Graz war es am Samstag zumindest passend.
Die 'Identitären' stehen im Regen, die Gegendemonstranten zurückgedrängt im Trockenen.

Die rechtsextreme "Identitäre Bewegung Steiermark" hatte für den 1. Juli eine Kundgebung am Grazer Schlossberg angekündigt. Feiern wollte sie Hackher zu Hart, der 1809 als Oberst die Festung im Grazer Zentrum gegen eine Belagerung hielt.

Eine grundsätzlich seltsame Sache, weil der liebe Major zu Hart den Schlossberg zwar tatsächlich verteidigt hat – aber nicht gegen "die Flüchtlinge" oder "den Islam", sondern den übermächtigen Napoleon Bonaparte. Was zumindest die Frage aufwirft, warum das Ganze mit den sogenannten "Identitären" und ihrer neurechten Ideologie zu tun haben soll – und das nicht nur, weil die Bewegung sogar aus Frankreich kommt.

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Auf dem Weg vom Schlossberg zum Freiheitsplatz schwenkte die zirka 50 Mann schwache Gruppe ihre Fahnen und grölte gegen eine offene Gesellschaft. Dabei wurde sie von einem Haufen Polizisten begleitet und von oben – als hätte sich das Grazer Wetter gemeinsam mit dem Rest der
Welt gegen sie verschworen – begossen.


Unser Video vom ersten "Identitären"-Aufmarsch in Wien aus 2014:


Eine geplante Gegendemonstration war untersagt worden; trotzdem stellten sich den Rechtsextremen einige Demonstranten entgegen. Sie wurden von der Polizei unter anderem in ein Kaffee abgedrängt – und war damit im Gegensatz zu den "Identitären" zumindest im Trockenen. Ob man das Ganze als Ironie oder Fügung sieht, hängt wohl davon ab, auf welcher Seite des Schlossbergs man an diesem Samstag stand.

Zuvor hatten Unbekannte in der Nacht von 30. Juni auf 1. Juli das Hackher-zu-Hart-Denkmal in ein pinkes Schüttkunstwerk verwandelt und beschrieben. Die schriftliche Ankündigung "Idis boxen" nahm Luca Kerbl wiederum zum Anlass, der Antifa auszurichten, er habe keine Angst vor Leuten, die keine Liegestütze machen können.

Der Mini-Aufmarsch setzt den konsequenten Abwärts-Trend der Bewegung jedenfalls fort. Mit ihren gut 50 "identitären" Demonstranten in Graz sind die Neurechten in der Steiermark zirka so zahlreich wie der steirische Sportverband für modernen Fünfkampf mit aktuell 78 Mitgliedern.

Ein sogenannter "Identitärer" muss zurückgehalten werden. Alle Fotos vom Autor.

Das beschriebene Denkmal.

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