Drogen, Waffen, Psychoterror: Die Familie eines Landarztes und ihr Kampf gegen Windmühlen
Foto mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Missbrauchsvorwürfe

Drogen, Waffen, Psychoterror: Die Familie eines Landarztes und ihr Kampf gegen Windmühlen

Eduard L. soll unter Drogeneinfluss als Arzt gearbeitet, mit Waffen hantiert und seine Kinder gequält haben. Die Familie fühlte sich von den Behörden jedoch nie ernst genommen.

An diesem Sonntag im Sommer ist es ruhig in einer knapp 2.700-Einwohner-Gemeinde in der Steiermark. Kaum ein Auto ist unterwegs, hin und wieder bellen Hunde, ein paar Windspiele klimpern.

"Dort oben steht er manchmal stundenlang und beobachtet das Haus", sagt Miriam L. und zeigt auf den 200 Meter entfernten Fußballplatz. Mit "er" meint sie ihren Vater Eduard, der seit bald fünf Jahren nicht mehr mit ihr, der Mutter und den Geschwistern Stephanie, Madlen und Josef im Haus wohnt.

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"Dort hat er mich auch gefragt, ob ich ihm helfen würde, das Haus in die Luft zu sprengen", erzählt Monja H. Sie ist Eduards Ex-Geliebte, die mittlerweile sehr gut mit der Familie befreundet ist. "Ohne sie hätte ich mich damals wohl umgebracht", sagt die 27-Jährige, die sich ebenfalls als Opfer von L. sieht.

Ein paar Kilometer entfernt betreibt Eduard L. eine Praxis für Allgemeinmedizin; in der Nachbargemeinde noch eine zweite. Er war der hoch angesehene und beliebte Hausarzt für den Großteil der Bevölkerung. Auch die Familie L. und Monja H. waren Patienten.

Derzeit darf er aber nicht praktizieren. Das Land Steiermark hat ihm im Jänner ein Berufsverbot erteilt. Dieses soll zumindest aufrecht bleiben, bis es ein rechtskräftiges Urteil im Strafverfahren gibt, in dem er seit Oktober 2016 in vier Punkten angeklagt ist. Schuldig bekennt er sich allerdings nur zum letzten Punkt – zum unbefugten Schusswaffenbesitz.

Laut Anklage soll Eduard L. seine Kinder jahrelang psychisch und körperlich gequält, ihnen mit Suizid gedroht und sich vor ihren Augen selbst verstümmelt haben.

Die erste Hauptverhandlung fand am 13. Jänner 2017 am Straflandesgericht in Graz statt. Nach der eineinhalbstündigen Vernehmung des Beschuldigten wurde sie vertagt: Ein psychiatrisches Gutachten muss her. Beauftragt wurde damit die prominente Psychiaterin Adelheid Kastner, die damals auch Josef Fritzl begutachtete.

Wesentlich schwerer wiegen die Vorwürfe des Quälens seiner damals noch minderjährigen Kinder. Eduard L. soll sie laut Anklage über Jahre hinweg psychisch und körperlich gequält und gedemütigt haben. Seinen Kindern zufolge soll er ihnen immer wieder mit Suizid gedroht und sich vor ihren Augen selbst verletzt und verstümmelt haben.

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Den Töchtern Madlen und Miriam soll er wiederum laut Anklage unkontrolliert starke Schmerz- und Schlafmittel gegeben haben, sodass es bei beiden zu einer Abhängigkeit mit krankhaften Entzugssymptomen kam, während derer er keine Hilfestellung leistete. Dies erfülle den Tatbestand der Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen . Josef, dem Sohn, soll er Marihuana gegeben haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Eduard L. soll selbst medikamentenabhängig gewesen sein, sich fast täglich Beruhigungs- und Narkosemittel in starken Dosen gespritzt und häufig in diesem Zustand gearbeitet haben. Der gesamte Akt liegt VICE vor. Aufgrund der vielen Narben kann er zumindest diesen Teil der Vorwürfe auch nur schwer abstreiten. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten", sagt er gegenüber der Polizei.

L. sieht sich selbst als Opfer. Gemeinsam mit seiner Anwältin vertritt er vor Gericht die Ansicht, dass es seiner Familie nur um Geld gehen würde. Die Anwältin wollte gegenüber VICE keine Stellungnahme abgeben und spricht lediglich von einem "medialen Wahnsinn", den die Angehörigen betreiben würden.

Kürzlich gingen die Kinder mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. Der Presserat hatte zuvor Berichte in der Kronen Zeitung und dem Kurier rund um das Strafverfahren im Jänner 2017 kritisiert. Der Beschuldigte L. wurde damals nämlich mit vollem Namen genannt – auf ausdrücklichen Wunsch der Kinder. Die Familie glaubt, dass die Vorwürfe durch seinen prominenten Bruder, einem hohen ÖVP-Politiker im Nationalrat, jahrelang nicht ernst genommen worden waren. Im Schreiben von Anfang Juni listen sie dazu Punkte, die von politischen Interventionen bis zur Untätigkeit seitens der Ärztekammer reichen sollen.

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Weigerte sich die Bezirkshauptmannschaft, den Fall anzuzeigen?

Eine Zäsur des ganzen Falls stellt die Scheidung der Eltern im Jahr 2012 dar. Allmählich begannen die Kinder, sich ihrer frühen Traumatisierung bewusst zu werden. Im darauffolgenden Sommer vertrauten sie sich mit den Vorwürfen dann ihrer Mutter an. Diese sei angesichts der Schilderungen zusammengebrochen. Die Quälereien und Manipulationen durch den Vater habe sie nie mitbekommen, erklärt die Mutter.

Als dann zunächst Josef, das jüngste der Kinder, Anfang 2014 seiner Psychotherapeutin von der Traumatisierung durch den Vater erzählte, schickte sie ihn gemeinsam mit der Mutter zum Sozialreferat der Bezirkshauptmannschaft. Der Fall wurde dort im Oktober 2014 aufgenommen, einer Gefährdungsabklärung unterzogen und mit dem Anlass des Bekanntwerdens des Verdachts einer Straftat an den Bezirkshauptmann geschickt. Eine Anzeige wurde dringend empfohlen.

Im November fand eine Einvernahme der Mutter beim zuständigen Staatsanwalt Christian Kroschl in Graz statt. Familie L. war sich aber sicher, dass der Fall auch vom Bezirkshauptmann selbst angezeigt werden würde. Laut Strafprozessordnung besteht nämlich eine Anzeigepflicht, wenn eine Straftat einer Behörde bekannt wird. Laut der Mutter habe sich der Bezirkshauptmann im Gespräch mit ihr jedoch ausdrücklich geweigert. Der Behördenleiter war für VICE mehrere Tage lang nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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Im November 2014 wandte sich wiederum Monja H., die sich Monate zuvor von Eduard getrennt hatte, aus Angst an das Gewaltschutzzentrum in Graz. Sie schilderte ihre Erlebnisse sowie die der Familie L., mit der sie zu diesem Zeitpunkt schon in Austausch stand, da sie nicht wusste, mit wem sie sonst darüber hätte reden sollen.

H. erzählte von einer Waffe, von Sprengstoff, von Drogen, von seinem Wunsch, gemeinsam in den "Tod der Liebe" zu gehen und von Sexualpraktiken, zu denen er sie gedrängt hätte. Seit sie ihn zuvor wegen Vergewaltigung angezeigt hatte – das Verfahren wurde eingestellt – habe sie Drohungen erhalten. Aufgrund der Aussagen von H. sah das Gewaltschutzzentrum dringenden Handlungsbedarf und schickte eine Stellungnahme samt Gefährlichkeitseinschätzung und U-Haft-Empfehlung an die Staatsanwaltschaft in Graz. Das Gewaltschutzzentrum war es dann auch, das die Anzeige der Kinder, gemeinsam mit ihnen, Ende 2014 einbrachte.

Eine Untersuchungshaft wurde bis heute nicht verhängt. Die Staatsanwaltschaft stellte keinen Antrag diesbezüglich, obwohl sowohl das Sozialreferat der Bezirkshauptmannschaft als auch das Gewaltschutzzentrum von einer Gefährdung der Kinder sowie Monja H. ausgeht. Eduard wohnt nach wie vor in der Nachbarschaft. "Es reicht, wenn ich meine Kinder eine Minute lang nicht erreiche", sagt H. "Dann denke ich, jetzt ist etwas passiert." Das Wort, das an diesem Sonntagnachmittag am häufigsten fällt, ist Angst.

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Warum wurde die Ärztekammer nicht aktiv?

Ein wesentlicher Kritikpunkt der Betroffenen richtet sich an die Österreichische Ärztekammer. "Diese reagierte nicht, trotz massiver Vorwürfe (auch die ärztliche Tätigkeit betreffend) und trotz vieler Opfer", beklagen die Kinder von L. in ihrem offenen Brief. Wie erwähnt wurde das mittlerweile bestehende Berufsverbot aber nicht durch die Kammer, sondern durch den Landeshauptmann verhängt. Der Schritt geschah erst, als L. bereits vor Gericht stand, nämlich am 31. Jänner 2017. Hätten die Behörden früher einschreiten müssen?

Monja H. gibt an, dass sie im Frühjahr 2015 erstmals an die Ärztekammer herangetreten war. Zu dieser Zeit liefen bereits mehrere Ermittlungen gegen L. Einerseits wegen der inzwischen fallengelassenen Vergewaltigungsvorwürfe seitens H., andererseits wegen der Anzeigen der Kinder.

Laut Ärztegesetz wird die Kammer über Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft automatisch informiert. Monja H. übermittelte der Ärztekammer damals ihre persönlichen Protokolle, die auch dutzende Vorwürfe hinsichtlich Patientenumgang und Verletzung der Verschwiegenheitspflicht beinhalteten. "Ich wollte wissen, ob man angesichts all der Vorwürfe tatsächlich noch als Arzt praktizieren darf", sagt sie gegenüber VICE. Nicht nur in den polizeilichen Einvernahmen der Mutter und der Kinder, auch von ehemaligen Angestellten wird der Arzt als "eingespritzt" bezeichnet und ihm ein "lockerer Umgang mit Medikamenten" unterstellt.

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Im Oktober 2015 erhielt die junge Frau schließlich eine Ladung, um ihre Beschwerden mündlich bei der Ärztevertretung einzubringen. Hier sei ihr zunächst vor allem Skepsis entgegengebracht worden, sagt sie. Als H. ihren Unmut äußerte und Teile der Akten und expliziter Fotos ihrem Ansprechpartner reichte, habe dieser dann gemeint, dass Eduard L. "ja mit sofortiger Wirkung suspendiert" gehöre. Wochen später, als sich H. bei der zuständigen Disziplinarkommission informieren wollte, sei sie dann aber schroff abgewiesen worden. Man werde ihr keinerlei Auskunft geben, soll es geheißen haben. H. habe daraufhin nur zu weinen begonnen und die Sache dabei belassen.

Die Bürgermeisterin der betroffenen Gemeinde soll den "beliebten und tüchtigen" Arzt verteidigt haben; außerdem sei bereits ein Ausbau seiner neuen Ordination geplant gewesen.

VICE-Recherchen zeigen, dass zu jenem Zeitpunkt noch kein Disziplinarverfahren gegen den Arzt eingeleitet worden war. Auch im darauffolgenden Jahr nicht. Erst gleichzeitig mit dem Berufsverbot durch das Land Steiermark im Jänner 2017, begleitet von ersten Medienberichten über den Prozess, wurde ein derartiges Verfahren eröffnet. Ob das Disziplinarverfahren auch ohne mediale Aufmerksamkeit eingeleitet worden wäre, kann nur gemutmaßt werden.

Aus sicherer Quelle heißt es, dass man sich bei der Kammer sehr wohl in der Gemeinde zu den Vorwürfen umgehört hätte – es habe von offiziellen Stellen aber stets geheißen, dass L. ein wichtiger und beliebter Arzt der Region sei, der sich nichts zu Schulden kommen habe lassen. Die ganze Causa sei als Scheidungsfall gesehen worden, bei der einfach zweierlei Interessen im Raum stehen würden.

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Noch im Jänner 2017 soll sich die Bürgermeisterin der betroffenen Gemeinde in einer nicht-öffentlichen Mail an die Ärztekammer für L. stark gemacht haben. Darin schreibt die ÖVP-Politikerin angeblich, dass ein "unbescholtener Arzt in einer medialen Hetzkampagne von einem sensationslüsternen Kriminalreporter hingerichtet werden soll". Die Bürgermeisterin habe sich deshalb etwa auch schon beim Chefredakteur der Kleinen Zeitung beschwert. Sie spreche nicht nur für sich, "sondern für die Bevölkerung der Gemeinde", wenn sie L. als "beliebten und tüchtigen" Arzt verteidige. Als Gemeinde wäre man auch gerade dabei gewesen, ihn beim Ausbau einer neuen Ordination zu unterstützen.

Wenige Wochen später erfolgte dann das Berufsverbot durch das Land. Auch bei einer Unterstützerliste für den Landarzt soll die Bürgermeisterin federführend gewesen sein. Bei der steirischen Ärztekammer will man die Mail nicht als direkte Intervention werten. Spannend ist aber, dass jene Kommunalpolitikerin noch in einen anderen Zusammenhang mit – wörtlich – "politischen Interventionen" gebracht wird.

Kam es zu politischen Interventionen?

Im September 2015 wurde der bekannte steirische Psychiater Manfred Walzl im Zuge der Ermittlungen mit einem Gutachten beauftragt, das die Glaubwürdigkeit der Kinder von L. beurteilen sollte. Drei Monate geschah nichts, als sich Walzl Ende Dezember plötzlich beim Staatsanwalt Kroschl meldete, um seine Enthebung zu beantragen. In einer Mail, die VICE vorliegt, erklärt er sich für persönlich befangen; außerdem sei von mehreren Seiten "politisch interveniert worden", wie er schreibt.

Auch er will dazu gegenüber VICE keine Stellungnahme abgeben. Recherchen der Familie ergeben aber, dass konkret zwei Politiker – nämlich ein früherer Landespolitiker sowie die bereits oben genannte Bürgermeisterin – beim Gutachter interveniert haben sollen.

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Die Anzeige wegen verbotener Intervention ist übrigens erst ein Jahr später seitens der Kinder von L. eingebracht worden. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich die Mail mit den wörtlichen "Interventionen" – adressiert an den Staatsanwalt – unbeachtet im Akt. Die Ermittlungen gegen "Unbekannt" seien noch nicht beendet, heißt es auf Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft.

Während der Landespolitiker, der aus der Region stammt, jede Beteiligung bestreitet, heißt es aus einer gut informierten Quelle, dass die Kommunalpolitikerin der ÖVP dem prominenten Bruder von L. wohl "einen Gefallen hätte machen wollen".


Auch auf VICE: Das Recht zu sterben


Sie selbst beharrt gegenüber VICE nach wie vor auf die Integrität des Mediziners: "Ich kenne niemanden, der sich über ihn als Arzt beschwert hat", sagt sie im Gespräch. "Alles andere ist seine Privatangelegenheit." Auf Nachfrage, ob man das denn trennen könne (insbesondere, wenn die vermeintliche "Privatangelegenheit" mit strafrechtlich relevanten Anschuldigungen zusammenhängt), erklärt sie, dass sie dazu nicht mehr sagen könne, es ihr aber leid tue, "dass die Situation so ist, wie sie ist".

Der Kärntner Gutachter, der nach der Enthebung Walzls beauftragt wurde, kam im Mai 2016 zu der Einschätzung, dass die Kinder für vollständig glaubwürdig anzusehen seien. Bei allen seien mehr oder weniger schwere posttraumatische Belastungs- und Angststörungen sowie Opiatabhängigkeiten bei Madlen und Miriam festgestellt worden.

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Für seinen Grazer Kollegen Peter Hofmann wiederum war das Grund genug, um ein "methodenkritisches Gutachten" – beauftragt durch die Anwältin von L. – über die Arbeit seines Kollegen zu erstellen, das ihr "erhebliche Schwächen" unterstellte. Hofmann hatte dafür allerdings nie mit den Kindern gesprochen.

Diese sehen das als reine Gefälligkeit gegenüber L. und als Angriff auf ihre Personen. Es ist nicht das erste Mal, dass Hofmann durch eine Ferndiagnose auffällt. 2011 attestierte er einer Frau, die einem hochrangigen Funktionär sexuelle Nötigung vorwarf, bezugnehmend auf einige von ihr verfasste SMS und E-Mails eine Borderline-Störung. Albert Steinhauser, zu dieser Zeit noch Justizsprecher der Grünen, forderte damals schon, Hofmann die Lizenz zu entziehen.

Bemerkenswert ist an dieser Vorgehensweise aber auch, dass über den Beschuldigten erst jetzt ein psychiatrisches Gutachten angeordnet wurde, aufgrund dessen die Verhandlung seit fast sechs Monaten unterbrochen ist. Und das, während die Kinder ihre Glaubwürdigkeit seit 2015 unter Beweis stellen müssen. Diese spezielle Form der Täter-Opfer-Umkehr kommt vor allem bei Fällen sexueller Gewalt häufig vor.

Ein Polizeibericht weist explizit auf eine politische Verbindung hin

Der prominente Bruder des Landarztes ist selbst Mitglied der ÖVP und sitzt im österreichischen Nationalrat. Eine persönliche Involvierung des Bundespolitikers wird von diesem in einer Stellungnahme im Spiegel bestritten. Interessant ist aber, dass seine persönliche Präsenz in der Sache zumindest den regionalen Behörden wichtig erscheint. Sie ist sogar aktenkundig.

Bereits im ersten Anlassbericht der Polizei an die Staatsanwaltschaft vom Oktober 2014 findet sich eine laut einigen Juristen recht unübliche Information. Es wird explizit darauf hingewiesen, wer der Bruder des Beschuldigten ist und welche politische Funktion er bekleidet. Auf Nachfrage waren weder die damals schriftführende Bezirksinspektorin noch die Medienstelle der Landespolizeidirektion Steiermark befugt, uns Auskunft zu geben.

Am Ende stellt sich die Frage, welches Interesse die angesprochenen Behörden daran haben sollten, derartige Vorwürfe gegen einen steirischen Landarzt nicht ernst zu nehmen und ihn sogar zu verteidigen, zu decken, für ihn zu intervenieren und ihn als Opfer eines Scheidungskriegs zu inszenieren, wenn nicht den Schutz seines Bruders Reinhold L.

"Ich will, dass das an die Öffentlichkeit kommt, weil ich glaube, dass Menschen, die sich in solchen Situationen befinden und von den Behörden keine Hilfe finden, in den Selbstmord getrieben werden."

Familie L. und Monja H. scheinen jedenfalls sicher zu sein, dass das der Grund dafür ist, warum ihnen so viele Steine in den Weg gelegt werden. "Ich will, dass das an die Öffentlichkeit kommt, weil ich glaube, dass Menschen, die sich in solchen Situationen befinden und von den Behörden keine Hilfe finden, in den Selbstmord getrieben werden", sagt H. Familie L. stimmt ihr zu. Sie wirken müde. "Das ist nicht normal", sagt Miriam L. über ihren Vater, den sie, wie die übrigen Geschwister, nur noch Eduard nennt.

Eine öffentliche Reaktion des Bruders von Eduard L., Reinhold L., gibt es nicht; auch eine entsprechende Anfrage von VICE wurde von seiner Pressesprecherin zurückgewiesen. Laut Madlen L. hatten die beiden Familien nie viel Kontakt gehabt, wobei seine Frau in den letzten Monaten das eine oder andere Mal bei der Mutter angerufen haben soll. Sie sei ungehalten gewesen über die Entscheidung der Kinder, die Medien um Hilfe zu bitten und äußerte Angst um die Karriere ihres Mannes.

Die neue Deadline für das Gutachten über L. ist der 10. Juli. Die Anwältin der Kinder geht davon aus, dass die Hauptverhandlung erst im September fortgesetzt wird. Madlen L. plant außerdem, den Sachverständigen Hofmann anzuzeigen. Monja H. hat einen Besuch bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft vor. Die Bewohner im Ort sind währenddessen gespalten. Wir berichten weiter.

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