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4 Frauen über ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Nase

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Seit ich denken kann, ist meine Nase meine größte Unsicherheit. Ich bin Irakerin, aber mir wird oft gesagt, man würde mir meine Herkunft nicht ansehen. Bis auf meine Nase. Ich habe das, was man eine typisch arabische Nase nennt: prägnant mit einem Höcker auf dem Nasenrücken.

Mit elf habe ich das erste Mal über eine Nasen-OP nachgedacht. Als Teenagerin habe ich mich oft gefragt, warum ich nicht so aussehe wie meine weißen Freundinnen. Ich bin in einem sehr weißen Umfeld aufgewachsen. Eine schöne Nase bedeutete eine kleine, süße Nase.

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Ich bin eine stolze Araberin. Ich möchte meinen Hintergrund wertschätzen. Dazu gehört alles, was er mit sich bringt. Dennoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Unsicherheiten über meine Nase heute weg seien.

Porträt einer jungen Frau mit langen dunklebraunen Haaren im Profil
Die Autorin

Doch ich bin nicht die Einzige mit diesem Problem: Bella Hadid hatte im Alter von 14 Jahren ihre erste Nasen-OP. Hadid hat palästinensische und niederländische Wurzeln. Im Interview mit Vogue hat sie kürzlich zugegeben, dass sie den Eingriff bereut. “Ich wünschte, ich hätte die Nase meiner Vorfahren behalten”, sagt Hadid heute. “Ich glaube, ich hätte mich an sie gewöhnt.”

Ich bin heute 25 Jahre alt und hatte noch keine Nasen-OP. Ganz gewöhnt habe ich mich noch nicht an mein Aussehen: Insgeheim wünsche ich mir noch immer eine andere Nase. Aber noch viel mehr als das wünsche ich mir, dass ich mich nicht mehr schlecht fühle, wenn ich mich im Spiegel sehe. Das und Hadids Interview haben mich zum Nachdenken gebracht. Wenn ich meine Nase operieren lassen würde – würde ich dann einen Teil meiner Identität verlieren?

Ich habe mit drei Frauen aus meiner Social-Media-Bubble über ihre Nasen, OPs und kulturelle Identität gesprochen.

Dima Akkash, 21: “Wenn ich die OP ungeschehen machen könnte, würde ich das tun.”

Porträt einer jungen Frau mit glatten braunen Haaren
Dima

“‘Hexennase’, ‘Krähe’ oder irgendein anderes Tier mit großer Nase – so hat man mich früher genannt. Für mich war das ein Beweis, dass meine Nase tatsächlich sehr groß sein musste. Es gab nicht viele Leute an meiner Schule, die so aussahen wie ich.

Social Media hat mich noch mehr verunsichert. Als ich als Influencerin anfing, mit Marken zusammenzuarbeiten, fing ich an, meine Nase auf Bildern zu bearbeiten. Irgendwann war ich so besessen, dass ich für eine Nasen-OP in die Türkei geflogen bin. Ich bat den Arzt um das komplette Gegenteil von meiner natürlichen Nase: eine kleine Babynase.

Der Eingriff hat mich zu einer anderen Person gemacht. Ich bin Syrerin. Vor meiner OP konnten alle sehen, dass ich Araberin bin. Heute denken die Menschen, ich sei Europäerin. Wenn ich die OP ungeschehen machen könnte, würde ich das tun.

Wenn ich Araberinnen mit einem Nasenhöcker oder einer Hakennase sehe, beneide ich sie. Meine neue Nase passt überhaupt nicht zu meinem Gesicht. Ich habe mittlerweile verstanden, dass wir alle mit dem Aussehen auf die Welt kommen, das wir haben sollen. Ich bereue es so sehr, dass ich das nicht früher wusste. Wenn ich heute alte Fotos von mir sehe, denke ich: “Dima, du sahst so schön aus damals.”

Ich habe eine relativ hohe Reichweite auf Social Media, da fragen mich viele nach dem Eingriff oder wollen meine Meinung zu ihren eigenen OP-Plänen hören. Ich mache so was nicht. Ich bin Muslimin und kosmetische Eingriffe sind im Islam eine Sünde. Ich schäme mich für die OP und möchte nicht, dass andere junge Frauen meinen Fehler kopieren. Wer seine Nase operativ verändert, kann das nie wieder rückgängig machen.

Ironischerweise haben mich die Leute damals mit den gleichen Argumenten gewarnt. Sie haben mir versichert, dass ich mit meiner größeren Nase schön bin. Die Realität ist: Die ganze Welt kann dir sagen, wie schön du bist. Wenn du diesen Gedanken nicht selbst verinnerlicht hast, wirst du es niemals glauben.”

Farrah Nousha, 29: “Irgendwann habe ich meine Nase kleiner gephotoshoppt. Endlich war ich schön.”

Porträt einer jungen Frau mit langen schwarzen Haaren
Farrah

“Meine Freunde, meine Mitschülerinnen und sogar meine Familienmitglieder haben mich wegen meiner Nase gemobbt. Jeder hat sie erwähnt, und irgendwann war ich überzeugt, dass meine Nase wirklich sehr hässlich sein muss. So eine Unsicherheit kostet viel Energie.

Immer wenn ich mich mit jemandem unterhalten habe, habe ich die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie ich mich hinstellen oder mein Gesicht drehen könnte. Niemand sollte sehen, dass ich eine große Nase habe.

Irgendwann habe ich meine Nase kleiner gephotoshoppt. Endlich war ich schön. Ich habe damals schon oft über eine Nasen-OP nachgedacht. Aber während ich meine bearbeiteten Fotos bewunderte, dachte ich auch: ‘Wenn ich schon meine Nase machen lasse, dann will ich auch ein neues Kinn.’

Vor ein paar Jahren habe ich mich für ein Visum im Iran beworben. Ich wollte dort meine Nase operieren lassen. Alle Dokumente waren vollständig, doch aus irgendeinem Grund haben die Behörden mein Visum immer abgelehnt. Als ich es schließlich doch bekam, bin ich nicht hingereist.

Meine Mutter hatte damals zu mir gesagt: ‘Wenn du eine neue Nase bekommst, bist du nicht mehr meine Farrah.’ Wenn ich schon nicht mehr die gleiche Farrah für meine Familienmitglieder bin – bin ich dann noch die gleiche Farrah für mich selbst? Ich hatte Angst, dass ich mich nie gut genug fühlen würde. Heute weiß ich, dass ich immer gut genug sein werde. Genau wie meine Nase.


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Eine Nase ist Teil eines Charakters. Sie macht ein Gesicht einzigartig. Ich verurteile niemanden, der sich seine Nase operieren lässt. Nur: Ich selbst werde es nicht tun. Im Sommer 2021 habe ich ein Fotoshooting gebucht, etwas Make-up aufgetragen und mich fotografieren lassen. Seither finde ich meine Nase schön. Ich habe sogar damit aufgehört, bearbeitete Fotos von mir zu posten.

Ich tue das eigentlich nicht, um andere zu inspirieren. Dennoch bekomme ich jeden Tag Nachrichten, in denen sich Fremde bei mir bedanken. Sie schreiben, sie würden ihre Nasen jetzt mehr akzeptieren. Einige behaupten sogar, wegen mir würden sie sich jetzt doch nicht operieren lassen. Das macht mich glücklich.

Auch blöde Kommentare machen mir heute nichts mehr aus. Eine Person, mit der ich mal gearbeitet habe, sagte letztens zu mir: ‘Du siehst echt gut aus, aber an deiner Nase müsstest du etwas machen lassen.’ Ich mag es auch nicht, wenn Leute über meine Nase sagen, ich müsse meine Makel lieben lernen. Meine Nase ist kein Makel. Ich bin Berberin. Wir haben große Nasen. Und ich bin stolz auf meine.”

Biljana Pupovac, 29: “Was denkst du, wer du bist – mit so einer Nase?”

Porträt einer jungen Frau mit langen blond-braunen Haaren

“Wenn mich als Jugendliche ein Typ angesprochen hat und ich nicht interessiert war, hörte ich oft den Spruch: ‘Was denkst du, wer du bist – mit so einer Nase?’ Das und die ganzen Kommentare in der Grundschule haben mich sehr verunsichert. Ich habe früh damit angefangen, meine Nase auf Fotos zu bearbeiten. Das habe ich meinen Followerinnen und Followern auch ehrlich gesagt.

Mit 27 Jahren hatte ich genug Geld für eine OP in der Türkei und habe meine Nase machen lassen. Ich glaube nicht, dass ich durch den Eingriff einen Teil meiner Identität verloren habe. Ich sehe noch immer so aus wie davor. Meine Nase ist nicht ‘perfekt’, aber der Höcker ist weg. Und ich fühle mich besser.

Ich bin Content Creatorin. In meinem Job bin ich oft auf PR-Events, wo ich unbemerkt fotografiert werde. Früher hatte ich damit ein Problem. Dank der OP ist es mir egal. Ich gehe auch offen mit dem Eingriff um: Auf meinem Instagram-Channel habe ich ein Q&A zu dem Thema gemacht.

Auch meine Eltern wussten von meiner Unsicherheit. Obwohl sie mir immer gesagt haben, dass ich schön sei, wollten sie, dass ich glücklich bin. Auch wenn das in meinem Fall bedeutete, dass ich etwas an meinem Gesicht verändern würde. Ich versuche, das bei meinem eigenen Kind auch so zu machen. Ich werde meinen Sohn nicht zu Eingriffen ermutigen. Aber wenn er je ein Problem mit seinem Aussehen haben sollte, werde ich mich ihm nicht in den Weg stellen.”

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