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Anonymer Entwickler baut KI-Tool, das Genitalien in zensierte Porno-Mangas rechnet

Weil pornografische Aufnahmen von Genitalien in Japan illegal sind, bekommt kaum jemand unzensierte Porno-Mangas zu sehen. Ein Programmierer will das mit einem kostenfreien Programm ändern.
Ein Manga-Bild von einer Meerjungfrau
Bild: deeppomf | Shurajo & AVALANCHE Game Studio

Japan, das Land der unbegrenzten Sonderbarkeiten, ist auch in seinem Umgang mit Pornografie ungewöhnlich: Unzensiert dürfen Penisse und Vulven nicht gezeigt werden. Anders als zum Beispiel in Deutschland ist solche unzensierte Pornografie nicht nur mit einer Altersbeschränkung ab 18 Jahren belegt, sondern darf offiziell von keinem Bürger angeschaut werden. Seit den 1980ern sind Hunderte Menschen verhaftet worden, weil sie online Obszönes verbreitet hatten.

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Pornografische Anime und Manga, im Westen "Hentai" genannt, was in Japan eher "pervers" bedeutet, sind nur dann nicht strafbar, wenn sie eine schwarze Zensurleiste oder eine Verpixelung über die Genitalien legen. So investieren Illustratoren in Japan teilweise viel Zeit in Geschlechtsteile, die kaum jemand je zu sehen bekommt. Denn die unzensierten Versionen sind nicht nur in Japan illegal, sondern werden oft auch gar nicht ohne Verpixelung oder schwarze Balken exportiert. Diese Regelung hat sich vor allem deshalb etabliert, weil japanische Kunden ihre Porno-Mangas sonst im Ausland kaufen würden, was die Verlage wiederum viel Umsatz kosten würde.

Doch jetzt hat ein anonymer Programmierer und Entwickler von Machine-Learning-Programmen, der sich online Deeppomf nennt, ein Tool entwickelt, das die Porno-Manga-Zensur außer Kraft setzt. Dazu berechnet das Tool die zensierten Bildbereiche neu und ersetzt die Pixel oder schwarzen Balken durch computergenerierte Genitalien. Der Entwickler verwendet dafür sogenannte neuronale Netze. In Anlehnung an Deep Dream nennt er das Programm DeepCreamPy.


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Den Code hat deeppomf frei zum Download zur Verfügung gestellt. Auf Reddit ging das Tool viral, nachdem einige User Vorher-Nachher-Bilder gepostet hatten. Nutzer probierten den Algorithmus auch direkt an Porno-Mangas aus und präsentierten ihre Ergebnisse, die absolut nicht NSFW sind, auf verschiedenen Bild-Sharing-Plattformen.

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"Ich wollte der Zensur etwas entgegensetzen"

Bisher kann DeepCreamPy Penisse und Vulven in Standbildern entschlüsseln. Bei Videos oder anderen zensierten Körperteilen, wie einer Brustwarze oder einem Anus, funktioniert das Programm noch nicht. Um ein Bild zu entschlüsseln, müssen Nutzer in Photoshop grüne Linien auf den verdeckten Bereich malen und dann einfach das Programm den Rest der Arbeit erledigen lassen.

Der Algorithmus sieht Deeppomf als eine Reaktion auf die jahrzehntelange Zensur durch die japanische Regierung, antwortet er auf eine E-Mail-Anfrage von Motherboard. "Ich wollte damit der zunehmenden Zensur etwas entgegensetzen", erklärt der Reddit-Nutzer. Es sei nämlich klar, dass die Regierung nicht vorhabe, die Gesetze zu lockern. "Eine Veränderung müsste schon von außen angestoßen werden."

Der Algorithmus wurde mit 100.000 Porno-Manga-Bildern trainiert

Im Sommer 2016 sei ihm die Idee gekommen – doch Deeppomf betont, dass vor ihm schon andere den Einfall hatten, neuronale Netze einzusetzen, um Porno-Manga zu entschlüsseln. "Ich war nur der erste, der motiviert genug war, das weiter zu verfolgen", schreibt der Redditor. "Ich hatte das nötige Wissen, um die Daten zu sammeln und ein neuronales Netz zu trainieren, und war außerdem nicht ambitioniert genug, um an etwas zu arbeiten, das man sich in den Lebenslauf schreiben kann."

Um den Algorithmus zu trainieren, sammelte Deeppomf über mehrere Monate hinweg mehr als 100.000 unzensierte Porno-Manga-Bilder. Darunter waren Bilder aus den Kategorien Yaoi (schwule Protagonisten), Yuri (lesbische Protagonistinnen), Futa (Frauen mit Penissen) und "andere, ungewöhnlichere Fetische", so Deeppomf. Fäkal- und Folter-Pornos habe er außen vor gelassen, weil sie die Ergebnisse verfälscht hätten.

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"Ich habe ja keine private Pornosammlung aufgebaut, also waren meine eigenen Vorlieben dabei egal", erklärt er. Laut eigenen Angaben habe der Programmierer aber 95 Prozent der Bilder gar nicht selbst gesichtet, das wäre zu zeitaufwändig gewesen.

Die Beispiele, die Nutzer bisher gepostet haben, zeigen einen durchwachsenen Eindruck, was die Leistungsfähigkeit des Programms angeht. Die kleinen schwarzen Balken entfernt der Algorithmus ganz gut, die Ergebnisse bei verpixelten Stellen sind weniger überzeugend. Als nächstes hat Deeppomf vor, ein neues User Interface zu entwerfen und die Funktion des Algorithmus auf Schwarz-Weiß-Bilder auszuweiten. Der Vorstoß der künstlichen Intelligenz in die Porno-Industrie fange gerade erst an, sagt der Entwickler. "Ich bin gespannt, was noch kommt."

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.