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Ein unaufhaltsamer Pilz könnte dazu führen, dass Bananen aussterben

Kolumbien hat bereits den Notstand ausgerufen.
Bananen im Supermarkt
Bananen | Foto: Pexels | gemeinfrei

Stell dir mal vor, du sitzt in 40, 50 oder meinetwegen 60 Jahren mit deinen Enkelkindern zusammen und erzählst ihnen von damals. Große Augen schauen dich an, wenn du ihnen zu erklären versuchst, was ein Gletscher war. Skeptisches Stirnrunzeln, wenn du ihnen erzählst, dass Millionen Menschen freiwillig The Big Bang Theory geguckt haben, und bodenloses Staunen, wenn du von der Cavendish-Banane erzählst.

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Vergangene Woche rief Kolumbien den Notstand aus, nachdem ein Ableger der sogenannten Panamakrankheit auf fast 180 Hektar Farmland festgestellt worden war. Laut dem Wissenschaftsmagazin Science ist es das erste Mal, dass der Schlauchpilz der Gattung Fusarium, bekannt als Panama Disease Tropical Race 4 oder kurz TR4, in Südamerika festgestellt wurde. Und das sind wirklich schlechte Nachrichten für die Banane, wie wir sie kennen.


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Kolumbien ist der viertgrößte Bananenexporteur Südamerikas und die Frucht ist nach Kaffee und Blumen der drittwertvollste Agrarexport des Landes. Kein Wunder also, dass man die Pilzbedrohung dort ernst nimmt. Deyanira Barrero León, Leiterin des kolumbianischen Agrarinstituts ICA, sagte, dass Polizei und Militär dabei helfen, die betroffenen Plantagen unter Quarantäne zu stellen. Einige Pflanzen ständen sogar unter ständiger Beobachtung. "Wir reagieren mit allem, was wir haben", sagte Barrero León.

National Geographic berichtet, dass TR4 zum ersten Mal in den 1990ern in Taiwan im Boden entdeckt wurde. Lange hatte man angenommen, dass sich der Pilz nicht über Asien und Australien hinaus verbreitet hatte, dann wurde er 2013 in Afrika und im Nahen Osten entdeckt. "Sobald man ihn sieht, ist es zu spät. Dann hat er sich wahrscheinlich schon unerkannt außerhalb des Gebiets ausgebreitet", sagte Gert Kema, ein niederländischer Experte für tropische Pflanzenkrankheiten, dem Magazin.

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Es gibt keine Kur für Stauden, die mit TR4 infiziert sind. Bevor sie komplett absterben, hören die Pflanzen auf, Früchte zu bilden. Auch wenn die Banane tot ist, kann der Pilz noch 30 Jahre in der Erde überdauern. Entsprechend risikoreich ist es, erneut Stauden auf dem Land zu pflanzen.

Das Auftauchen von TR4 in Südamerika und die damit drohende Ausrottung der Bananensorte Cavendish ist für Forschende so verstörend, weil es das alles schon einmal gab. Vor Cavendish war die verbreitetste Bananensorte in den Vereinigten Staaten und Europa die Gros Michel. Wohlgemerkt: war. Gros Michel, die größer und aromatischer als Cavendish ist, wurde nämlich fast komplett von einer früheren Variante der Panamakrankheit ausgerottet. Also sattelte die Bananenindustrie auf Cavendish um, die bis in die 90er als immun gegen die Panamakrankheit galt.

Übung gegen Ausbreitung von Fusarium

Eine Übung zur Verhinderung der Ausbreitung von TR4 in Costa Rica, Juli 2019 | Foto: imago images / ZUMA Press

"Cavendish ist extrem wichtig. Die Sorte stellt knapp die Hälfte aller Bananen weltweit", sagte Randy C. Ploetz, Pathologe für Tropenfrüchte der Universität von Florida, 2015 gegenüber VICE. "Etwa 45 Prozent der ganzen Bananenproduktion sind Cavendish. Auch wenn diese Fusarium-Variante sonst nichts befällt, wäre das eine große Sache."

Laut National Geographic gibt es bislang keine alternative Sorte, die Cavendish ersetzen könnte. Agrarforschende konnten bislang noch keine Sorte züchten, die gut schmeckt, die langen Transportwege von Süd- und Mittelamerika überlebt und dazu noch halbwegs immun gegen TR4 ist. In Australien hat man anscheinend schon an einer genveränderten Variante der Cavendish gearbeitet, aber man befürchtet, dass diese Variante im Supermarkt nicht gut ankommt.

Vor einigen Jahren bereits hatte Dan Koeppel, Autor von Banana: The Fate of the Fruit That Changed the World, gegenüber VICE gesagt: Wenn TR4 Südamerika erreicht, "ist das Spiel aus". Vielleicht machst du beim nächsten Einkauf besser ein paar Fotos. Du weißt schon, für die Enkelkinder.

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