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Sex

Wissenschaftler haben herausgefunden, wie viele Jugendliche Pornos gucken

Und wie oft sie darauf eigentlich gar keine Lust haben.
Foto: Grey Hutton

Das geht raus an alle Eltern: Falls ihr vorhattet, die zerlesenen Aufklärungsbüchlein eurer Jugend dem pubertierenden Nachwuchs unters Kopfkissen zu schieben, könnt ihr euch das sparen. Die Chancen stehen 50/50, dass eure Kinder eh schon alles über Vaginal-, Oral-, Anal- und Tentakelsex wissen. Aber nicht aus irgendwelcher halbprüden Literatur, sondern weil sie sich Hardcore-Pornos reinziehen.

Kommunikationswissenschaftler der Unis Hohenheim und Münster haben eine repräsentative Studie zum Thema "Jugend, Internet und Pornografie" erstellt. Dafür haben sie 1.048 Kinder und Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren zu ihrem Konsum von "Hardcore-Pornos" befragt. Darunter verstehen die Wissenschaftler Bilder oder Filme, bei denen entblößte Geschlechtsteile zu sehen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass sich fast jeder Zweite (46 %) in dieser Altersgruppe bereits Pornos angesehen hat. Bei den 14- bis 15-Jährigen ist es fast ein Drittel (32 %) – im Durchschnitt schauen die Jugendlichen mit 12,7 Jahren das erste Mal harte Onlinepornos.

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Der Browserverlauf von Kindern und Jugendlichen bewegt sich durchschnittlich mit 14 in eine nicht jugendfreie Richtung. In diesem Alter haben die Befragten laut Studie das erste Mal Kontakt mit Pornografie. Aufgeteilt nach Geschlecht hat ein Drittel aller weiblichen Befragten mindestens einmal im Leben Pornos gesehen. Bei den Jungs war es über die Hälfte, wovon wiederum ein Drittel seinen Konsum als regelmäßig bezeichnete.

Ficki-Ficki-Heftchen, Fernsehen oder DVDs haben bei den meisten ausgedient. Nur 30 Prozent nutzen sie noch. Alle anderen Umfrageteilnehmer schauen sich Pornos am Laptop, Computer oder Smartphone an, die meisten tun das zu Hause. Anders als beim Klischee vom einsamen Wixer schauten 41 Prozent der Studienteilnehmer beim ersten Mal Pornos gemeinsam mit Anderen, meist aus dem Freundeskreis.

Alles schön und gut, kann man sich jetzt denken. Dass Jugendliche Pornos schauen, dürfte nicht der Schock des Jahrhunderts sein. Problematischer ist allerdings, dass es oft ungewollt passiert. Damit meinen die Forscher, dass jemand im Netz zufällig auf die Inhalte stößt oder Freunde sie einem zeigen, ohne dass man das will. Bei 59 Prozent der Mädchen ist das so, aber nur bei 37 Prozent der Jungs.

Doch auch wenn sich Jugendliche selbst mit Hardcore-Pornos eindecken, kann das – besonders wenn diese mit der Realität wenig gemeinsam haben – echte Aufklärung nicht ersetzen. Laut der Studie bespricht zwar ein Drittel der Kinder und Jugendlichen die erste Porno-Konfrontation mit Freunden, aber nur vier Prozent gehen damit zu ihren Eltern oder Lehrern. Die Bereitschaft, überhaupt darüber zu reden, sei dann am höchsten, wenn sich die Befragten beim Porno-Konsum unwohl, belustigt oder angeekelt fühlten. Waren sie erregt, behielten sie die Erfahrung meistens für sich. Auch das zeige, schreiben die Wissenschaftler, dass Pornografie in der Gesellschaft immer noch zu sehr tabuisiert wird. Dabei sei es durchaus wichtig, Kindern und Jugendlichen zu helfen, das Gesehene einzuordnen. Für Eltern heißt das, dass sie noch intensiver mit ihren Kindern über Sex reden müssen – auch wenn es noch so unangenehm ist.

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