FYI.

This story is over 5 years old.

Festivals

So viele Menschen hat die Polizei bei der Fusion mit Drogen gebustet

Ein Typ hat seinen Rucksack verloren. Die Polizei hat ihn zurückgebracht. Das Dope haben sie behalten.
Symbolfoto: sichergestellte Drogen nach einer Großrazzia im deutschen Nordrhein-Westfalen im Januar dieses Jahres | imago | Reichwein

Am Ende eines jeden Festivals hängen an irgendeinem Zaun kleine Zettel, mit deren Hilfe Druffis nüchterne Menschen suchen, die willens, bereit und in der Lage sind, ihr Auto zu lenken. Nach Berlin oder so. Jedenfalls nach Hause. Hauptsache vorbei an den routinemäßigen Polizeikontrollen, die ganz sicher irgendwo lauern. Über die Erfolgsquote solcher Zettel gibt es keine Statistik. Ein paar Zahlen veröffentlicht die Polizei aber regelmäßig.

Anzeige

Auch bei VICE: High Under: Auf der Suche nach Drogen im australischen Regenwald


Beim diesjährigen Fusion-Festival in Mecklenburg-Vorpommern waren demnach mehr als 200 Einsatzkräfte damit beschäftigt, die rund 70.000 Festival-Besucherinnen und -Besucher vor allem bei der An- und der Abreise zu kontrollieren. Die Bilanz: In über 100 Fällen wurden Drogen einkassiert, bei etwa 190 Autofahrern und -fahrerinnen wurden welche im Blut nachgewiesen. Insgesamt gab es 263 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Werte liegen in etwa auf dem Niveau von 2016. Im vergangenen Jahr gab es keine Fusion, die Organisierenden gönnten sich eine Kreativpause.

Ob das jetzt viel oder wenig ist und ob all diese Polizeiarbeit Sinn macht, ist Auslegungssache. Viele kritisieren, dass meistens nicht klar ist, wie viel Geld für die Fahndungen ausgegeben wird. Die Bundestagsabgeordnete Caren Lay von der Linken hat jahrelang versucht herauszufinden, wie teuer solche Kontrollen sind. Das Ergebnis: Allein rund um das Garbicz-Festival in Polen, nahe der deutschen Grenze, haben sie im August 2017 fast 132.000 Euro gekostet.

Bei der Fusion hat die Polizei in diesem Jahr nicht nur Drogen gefunden, sondern beispielsweise auch einen jungen Mann gestellt, der kurz vor einer Regionalbahn über die Gleise gelaufen war. Der Zugführer musste eine Notbremsung einleiten. Besonders blöd lief es für einen 27-Jährigen, der seinen Rucksack am Bahnhof Neustrelitz vergessen hatte. Die Polizei fand ihn und brachte ihn dem Mann – ohne das Marihuana, dass der Mann in seinem Rucksack hatte. Das hat die Polizei dann doch behalten.

Kritisiert werden die Kontrollen vor allem, weil dabei in der Regel nur Konsumenten und Konsumentinnen erwischt werden. Die Leute, die die Drogen verkaufen, wissen natürlich um die gefährlichen Tage und bringen ihre Ware schon lange vorher an den Festivalort. Da ganze Regionalbahnen und Reisebusse voller potentieller Drogenkonsumierenden der Polizei aber viele Gelegenheiten bieten, gibt es auch die groß angelegten Razzien Jahr für Jahr. Wie die Festivals selbst. Und die kleinen Zettel, auf denen nach nüchternen Menschen gesucht wird.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.