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Tausende Furry-Porn-Bilder stehen dank löchriger Paywall gratis im Netz

Der Diebstahl treibt Künstler der Community in den Ruin. Gleichzeitig wirft der Fall große Fragen über die Sicherheit einer beliebten Crowdfunding-Plattform auf.
Bild: Screenshot, yiff.party

Alyssa ist Furry Porn Artist: Ein bisschen vorstellen kann man sich das, wie die "Ab 18"-Version eines Disney-Cartoons: Niedliche Tierwesen – Pferde, Füchse, Pandas – mit großen Kulleraugen, die sehr explizit Sex haben. Ihre Arbeit ist gefragt, die Motive von einer großen Community begehrt, die sich regelmäßig auch in der echten Welt auf Messen trifft.

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Auf der Crowdfunding-Plattform Patreon hingegen bezahlten noch bis vor wenigen Tagen monatlich hunderte Fans kleinere und größere Summen, um die Künstlerin zu unterstützen. Doch damit ist nun Schluss: Bots haben die Finanzierungsplattform infiltriert und veröffentlichen ihre Bilder gratis auf der externen Website Yiff.Party. Die dort einsehbaren Namenslisten legen nahe, dass dutzende Künstler wie Alyssa von dem Bilderdiebstahl betroffen sind. Und die Opfer sind offenbar nahezu wehrlos.

Es gibt keine effektive Vorsichtsmaßnahme gegen den digitalen Bilderklau

Alyssa ist Teil des dreiköpfigen Künstlerkollektivs "ScribbleQuirk Studios", das sich mit einem längeren Beitrag über die aktuelle Situation auf Patreon beschwert. Dabei kritisieren sie die Crowdfunding-Plattform vor allem dafür, dass sie betroffenen Künstlern nicht zur Seite steht. Zwar gebe es ein standardisiertes Meldeformular, doch habe das in noch keinem dem Studio bekannten Fall tatsächlich etwas gebracht. Andere Abwehrmaßnahmen gegen die Bots gibt es nicht, im Gegenteil, die grundlegende Funktionsweise von Patreon ist für die Arbeit der Diebe wunderbar geeignet. Denn: Wer einen Künstler unterstützen und seine gegebenfalls hinter einer Paywall versteckten Inhalte ansehen möchte, schließt eine Art monatliches Abonnement ab. Die Belohnungen, also eben die verborgenen Zusatzinhalte für Unterstützer, werden dann sofort freigeschaltet – der Geldbetrag wird hingegen erst zum Monatsende vom Konto des Unterstützers abgebucht.


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Die Bots müssen also nur passende Künstler und ihre Patreon-Seiten nach Furry-Porn oder anderen erotische Inhalte abscannen, melden sich dann automatisch bei ihren Opfern an und stellen schließlich einen kontinuierlichen Datenaustausch mit Yiff.Party her. Auf dieser externen Seite können User dann sogar ihre Lieblingskünstler markieren und erhalten in Zukunft E-Mail-Benachrichtigungen, sobald die Bots neue Inhalte heruntergeladen haben. All das ist mit einigen wenigen Klicks erledigt.

Es wäre ein leichtes an noch sensibleres Material als Furry-Porn zu kommen

Diese Praxis wird von den Daten-Dieben bereits seit etwa zwei Jahren ausgeübt und war vom verantwortlichen Admin ursprünglich als Experiment gedacht, das zunächst ausschließlich von der 8Chan-Community, ein berüchtigtes, unmoderiertes Forum, genutzt und diskutiert wurde. Via E-Mail erklärte dieser Admin, der anonym bleiben möchte, gegenüber Kotaku, dass er mit seiner Seite Bezahl-Inhalte auf Patreon gratis (für alle) zur Verfügung stellen will – das sei die Mission von Yiff.Party. "Unser Ziel ist es aber nicht, die Künstler in die Pfanne zu hauen oder ihnen Schaden zuzufügen," sagt er weiter. Er wolle lediglich ganz grundsätzlich einen technischen Weg finden, Paywalls, wie die von Patreon, zu umgehen. Der Admin sieht sich mit seiner Website also nicht als Datendieb, sondern vielmehr als Service-Anbieter – dass er etwas Falsches macht, Künstlern sogar schadet, das sieht er nicht ein und wird dementsprechend in absehbarer Zeit seine Arbeit auch nicht einstellen.

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Patreon will den Künstlern helfen – aber wie?

Neben dem bereits angesprochenen Meldeformular will Patreon weitere, pro-aktive Schritte gegen die Bilderdiebe einleiten. Gegenüber Kotaku bezieht ein Sprecher der Finanzierungsplattform Stellung: "Wir finden das furchtbar und unsere (…) Mitarbeiter arbeiten fieberhaft daran, sowohl auf juristischer, wie auch technischer Ebene gegen diesen Diebstahl vorzugehen." Patreon werde dieses Verhalten nicht weiter akzeptieren und für die Rechte der Künstler kämpfen. Eine ausdrucksstarke, aber zugleich sehr vage Formulierung, die nur wenige Patreon-Künstler wirklich trösten kann.

Es ist natürlich leicht , die Probleme der Furry-Community wegzulachen. Für viele dürften die Zeichnungen von antropomorphen Pferden und Füchsen in Sexposen nicht erotisch, sondern absurd wirken. Doch darum geht es nicht. Die Bezahlschranke von Patreon ist offensichtlich so löchrig und schlecht umgesetzt, dass es ein leichtes wäre, an noch sensibleres Material zu gelangen als Furry Porn. So gibt es eine ganze Reihe von Models, die sehr intime Bilder für ihre Unterstützer posten und denen sehr viel daran gelegen sein sollte, diese Bilder weiterhin nur einem kleinem Kreis zur Verfügung zu stellen. Denkbar ist ein solcher Missbrauch auch bei diesen Nutzern. Und tatsächlich sehen wir auch solche Bilder bei unserer Recherche.

Die versuchen sich mit ihren begrenzten Mitteln selbst zu helfen: Regelmäßig kontrollieren sie die Email-Adressen ihrer Backer und halten nach verdächtigen Spam-Bots Ausschau. Ein umständlicher Akt, der viel Zeit und Nerven kostet – und dabei nicht einmal 100%-ige Sicherheit vor den Bots garantieren kann. Die Nutzer der Scam-Website hingegen sehen das "Recht des Internets" auf ihrer Seite: Immer wieder schreiben User unter Artikel, die seit 2015 über das Problem berichten, dass die Künstler schlichtweg damit rechnen müssen, dass sie jemand beklaut: Was im Internet stehe, werde nun einmal kopiert. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Die Bilder werden vom Künstler zum Kauf angeboten, jedes Recht an einer Verbreitung und Vervielfältigung liegt dabei bei den Urhebern. Doch das interessiert die Nutzer von Yiff.Party nachweislich herzlich wenig, die seit über zwei Jahren Künstler ihrer Arbeit berauben – und alle Zeichen deuten darauf hin, dass sich daran auch in unmittelbarer Zukunft nicht viel ändern wird.