Eine Wurst, eine Puppe und ein Tucan Kerzenständer. Das sind die absurdesten Geschenke an EU-Parlamentarier
Bild: Hintergrund: IMAGO / Panama Pictures | Geschenke: European Parliament | Collage: VICE
Politik

Wir haben die Geschenke an EU-Abgeordnete nach Absurdität sortiert

Puppen, Salami, Smarties. Oder doch die Luxusreise?

Das Europäische Parlament hat nicht den besten Ruf. Nicht nur erscheint es vielen als reichlich machtlos gegenüber der mächtigen Kommission und dem mindestens genauso mächtigen Rat, auch blubbern immer wieder Korruptionsvorwürfe an die Öffentlichkeit wie Pupse in der Badewanne.

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Erst im Dezember etwa, als die Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili festgenommen wurde, weil ihr die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption vorgeworfen wird. Und auch die Präsidentin des Parlaments, Roberta Metsola, steht in der Kritik: Sie hat sich einen Luxusurlaub auf Kosten einer Lobbygruppe gegönnt und ihren Mann mitgenommen. Auf Nachfragen, wie groß die Gönnung genau ausfiel, entschied sie die Fragen von Journalistinnen und Kollegen schlicht nicht zu beantworten.

Das ist schmuddelig. Eigentlich gibt es Regeln für EU-Parlamentsmitglieder. Geschenke bis zu einem Wert von 150 Euro müssen sie anzeigen, höhere dürfen sie nicht annehmen. Das steht in der Geschäftsordnung des Parlaments. Allerdings gibt es weder Strafen, wenn sie das nicht tun, noch eine Institution, an die man sich wenden könnte. Wobei, das stimmt natürlich nicht: Die Institution gibt es und es ist die Parlamentspräsidentin. Roberta Metsola. Nun ja.

Die hat immerhin nun eine Transparenz-Offensive gestartet und alle Geschenke angezeigt, die sie im Jahr 2022 entgegengenommen hat. Früher haben Präsidenten das erst nach ihrer Amtszeit getan. Wer hätte sich auch beschweren sollen? 

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Andere Mitglieder des Parlaments machen es längst besser als Metsola. Sie zeigen die Geschenke sofort an. Zumindest bis zum Ende des Folgemonats. Schwer dürfte es ihnen nicht gefallen sein, weil es sich größtenteils um Kitsch handelt:


Auch bei VICE: Wir haben Pornostars gefragt, was ihnen am peinlichsten ist – und sonst noch ein paar Sachen!


Die Puppe aus der Hölle

Eine Puppe. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Kinder wissen nicht, wie man schenkt und sie wissen ganz offensichtlich nicht, dass niemand sich über eine gruselige Puppe freuen wird und erst recht nicht Roberta Metsola, die es gewohnt ist, auf große Luxusreisen mit ihrem Mann eingeladen zu werden. Da müssen die "Children of Nicosia" von denen das Geschenk stammt, noch etwas lernen.

Der Tucan

Ein Tucan-Kerzenständer. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Diesen Vogel, ein Tucan, kennt man in Europa eigentlich wegen der Haribo-Sorte Tropifrutti. Aber das reicht. Der EU-Parlamentarierin Anna Fotyga dürfte das Wasser im Mund zusammengelaufen sein, als der Vertreter des Unterkommittees für Sicherheit und Verteidigung von Taiwan ihr dieses kostbare Kunstwerk geschenkt hat.

Fotos von Politikern

Fotos von Politikern. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Der EU-Parlamentarier Bernd Lange dürfte glücklich darüber sein, dass der Bürgermeister von Ho Chi Minh Stadt ihm Fotos geschenkt hat, auf denen er selbst neben Lange steht. Politiker wissen halt, wie wichtig sie sich sind.

Mutter Theresa, ebenfalls aus der Hölle

Eine Büste von Mutter Teresa. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Mutter Teresa hat die Welt ein bisschen heiliger gemacht. Ob sie selbst so sauber war, wie die Heiligsprechung impliziert, nun ja, darüber gibt es Wikipedia-Artikel. Sicher ist, dass ihr betendes und in Metall gegossenes Antlitz ganz schön creepy wirkt. Geschenkt hat das Kunstwerk ein kosovarischer Abgesandter einem slowakischen Abgeordneten. Der heißt Eduard Kukan und reimt sich auf Tucan.

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Der süße Rettungshund

Ein Plüschhund. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: EU-European Parliament

Es gibt nichts Süßeres als Hunde. Das ist ein ehernes Gesetz. Eherne Gesetze können nicht von Menschenhand gebrochen werden. Dass die Ukraine als Empfängerin des Sacharow-Preises für geistige Freiheit 2022 der Parlamentspräsidentin Roberta Metsola also einen Plüsch-Rettungshund geschenkt hat, ist vielleicht das Liebste, was sie sich hätte einfallen lassen können.

Das Tablet

Ein Samsung Tablet. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Wie absurd es ist, dass ein Abgesandter des Königreichs Bahrain dem EU-Parlamentarier David McAllister (CDU) ein Tablet schenkte, muss man sich selbst fragen. Immerhin: Die meisten anderen Staaten schenken Kunstwerke, die an die eigene Kultur und Geschichte angelehnt sind. Bahrain setzt auf Nutzwert, das ist schon etwas Besonderes.

Das Paradox

Ein Kalender mit integrierter Powerbank. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Das Geschenk, das einige philippinische Abgeordnete dem EU-Parlamentarier Daniel Caspary gemacht haben, ist nützlich, aber paradox. Ein Terminkalender mit integrierter Power Bank. Man fragt sich, welcher Mensch beides braucht. Entweder man braucht einen Terminkalender auf Papier oder eine Power Bank für das mobile Gerät, in dem man seine Termine festhält. So quatschig das Geschenk also ist, so schön ist der Gedanke, Altes und Neues zusammenzuführen. Das ist gelebtes Generationenglück.

Trash-Süßigkeiten

Ein Geschenkkarton mit Süßigkeiten. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

An sich ist ja gegen Präsentkörbe mit Nahrungsmitteln nichts einzuwenden. Wenn einige Studierende aber einen Schuhkarton mit Smarties, Daim, Raffaello und ein paar dummen Walnüssen füllen, nur um ihn der Vizepräsidentin des EU-Parlaments Nicola Beer zu schenken, dann wird es doch Zeit, über die Bedeutung der Europäischen Union in der Welt nachzudenken.

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Auto-Embleme

Auto-Embleme in Ahorn-Form. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Der Präsident des georgischen Intellektuellen Clubs für Frieden und Freundschaft LLL, Besiki Adamia, zeigt, wie man leben sollte. Er regt dazu an, Dinge zu tun, die uns lachen lassen und das muss man einfach lieben. Der Präsidentin des EU-Parlaments hat er zwei Auto-Embleme geschenkt. Um die einzusetzen, muss man zuerst einen Mercedes-Stern rausreißen. Das ist letztlich nur die konsequente Erweiterung dessen, was wir früher alle gern getan haben, die Dinger nämlich so lange umzuknicken, bis sie brechen. Wer sich nicht angesprochen fühlt, werfe den ersten Stern.

Esoterik-Quatsch

Esoterik Quatsch. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Wieder Roberta Metsola, wieder purer Quatsch: Esoterik, Bienenhonig,  Selfcare-Unsinn. Danke für nichts, Petra Willig Knut, Bürgerin der Europäischen Union.

Krummsäbel schneiden Köpfe ab

USB Stick in Form eines Säbels. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Der saudi-arabische Justizminister hat Barbara Lochbihler, der Vorsitzenden des Unterkommittees für Menschenrechte, einen USB-Stick geschenkt. Der ist in Form eines Krummsäbels. Das sagt schon einiges aus über das Verhältnis der saudi-arabischen Justiz zu den Menschenrechten – und vielleicht auch zur EU.

Ein T-Shirt, wie schön!

Ein Ukraine-T-Shirt. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Wenn es um die Ukraine geht, sollten wir alle derzeit etwas nachsichtig sein. Man hat dort nicht besonders viel Zeit, um sich Gedanken über Geschenke zu machen. Dann wird es halt auch mal einfach nur ein T-Shirt für, na klar, für Roberta Metsola.

Es geht um die Wurst

Eine Wurst. Wir haben Geschenke an EU-Parlamentarier nach Absurdität geordnet.

Foto: European Parliament

Hier wird es passiv-aggressiv. Die Geschichte hinter dem Geschenk würde uns wirklich wahnsinnig interessieren: Stefania Zambelli hat Roberta Metsola eine Wurst geschenkt. Statt die einfach zu essen, wie jeder normale Mensch es in einer der vielen kleinen Pausen eines Sitzungstages tun würde, hat Metsola die Wurst als Geschenk gemeldet. Ob sie dann noch gegessen wurde? Jedenfalls scheint Metsola mittlerweile so genervt von all den halbherzigen Trash-Geschenken zu sein, dass sie der Versuchung von Luxusgeschenken nur allzu bereitwillig nachgeben zu wollen scheint. 

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