Wie so viele andere Challenges im Internet davor, startete auch #pissforequality als Scherz. Und wie so viele wirklich schlechte Scherze, startete dieser auf 4chan.
Ich kann mir vorstellen, dass es auf 4chan unglaublich viele Threads darüber gibt, wie man am besten Feministinnen erniedrigt (erinnert ihr euch noch an den traurigen Versuch, Frauen Geld für ihre Fake-Konferenz FemCon abzuknöpfen?), aber dieser hier begann mit einer recht simplen und vermeintlich leicht umsetzbaren Idee: „Was, wenn wir die ganzen Tumbler-Idiotinnen dazu bekommen, sich öffentlich im Namen der ‚Gleichheit’ in die Hose zu pissen / scheißen?” Ein anderer User fragte nach dem Wie, woraufhin der Threadstarter den Vorschlag machte, Frauen zu sagen, dass sie sich in die Hose pinkeln sollen, „um ihre Unterstützung für Vergewaltigungsopfer zu zeigen, die sich selber einnässen, wenn sie bis zur Bewusstlosigkeit vergewaltigt worden sind.” Also: #pissforequality.
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Das passierte am 2. Oktober. Am Ende des Tages kursierte dann eine Handvoll Tweets mit dem Hashtag—begleitet von Fotos von Frauen, die sich gewagt in die Hose gepinkelt hatten—und die 4chan User gaben sich für ihre tolle Aktion gegenseitig einen virtuellen Klaps auf den Rücken.
Nur, nichts davon war echt.
Der #pissforequality Hashtag wird auf Twitter eigentlich nur von Leuten verwendet, die darüber schreiben, wie blöd die Frauen doch seien, auf diesen Streich reinzufallen. Es scheint aber keinen einzigen Tweet von einer Frau zu geben, die sich ernsthaft für diese Aktion eingepinkelt hat (mit der Ausnahme vielleicht von dieser hier, aber das Bild sieht mehr nach schlechten Photoshop-Skills aus).
Die Accounts, auf denen Bilder vollgepinkelter Hosen zu sehen sind, sind offensichtlich Fake. Sie haben weder Follower noch ältere Tweets (wie zum Beispiel dieser Account und dieser Account). Von den „vielen Feministinnen auf Twitter, die Bilder ihrer befleckten und schmutzigen Hosen posten”, die in diesem Artikel aufgelistet werden, ist kein einziger Account älter als eine Woche. Es handelt sich also ganz offensichtlich um irgendwelche Trolle.
Natürlich wollen manche Leute einfach unbedingt glauben, dass die Bilder echt sind. In der Natur des Menschen scheint es irgendetwas zu geben, das uns hoffen lässt, dass andere Menschen dümmer sind als wir; dass wir andere Menschen mit so etwas Einfachem wie einem neuen Hashtag dazu kriegen, sich selbst online bloßzustellen.
Das Internet hat uns immer wieder vorgemacht, wie groß der Drang dazu in einigen von uns zu sein scheint: Da gab es 4chans berühmt-berüchtigte Hashtag-Aktion #cuttingforbieber, bei der Teenager ermutigt wurden, sich die Arme zu ritzen (letztendlich machte niemand mit). Und wer könnte das Gerücht um die Paracetamol Challenge (bei der Teenager sich trauen sollten, eine tödliche Dosis Schmerzmittel zu schlucken) oder die Fire Challenge (bei der sich Teenager mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und dann angezündet haben) vergessen? Alle übrigens Fake.
Immerhin wurde diesmal—im Gegensatz zu der ganz schön schlecht durchdachten Hot-Water-Challenge oder der ebenfalls nicht ungefährlichen Zimt-Challenge—niemand durch einen schlechten Scherz verletzt.