Was ich beim Fortgehen über die Liebe gelernt habe

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liebe was?

Was ich beim Fortgehen über die Liebe gelernt habe

Die Hoffnung stirbt zuletzt ... leider.

Es ist ja so: Du kannst auch von Fehlern lernen, die du nicht mal selbst gemacht haben musst. Lass andere Menschen einfach für dich arbeiten und schau ihnen ganz gemütlich dabei zu. Ich liebe es, wenn ich zuschauen darf – beim Leben, dem Leben der anderen.

Kurzum: Dein Hobby ist es zum Beispiel, Neurosen zu haben, mein Hobby ist die Wissenschaft rund um die Observation – und das ganz obsessiv. Dabei kommen mir alle möglichen Gestalten und Verhaltensmuster unter – ich habe viel nur durch diese eigeninitiierten Studien gelernt. Vermutlich habe ich sogar den Schlüssel des Seelenfriedens in mir. Aber auch nur vermutlich und glaubt mir: Ihr seid noch nicht so weit. Noch lange nicht.

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Freilich sind in meinen Studien auch Pärchen enthalten und ebenso freilich kann ich das fragwürdige Anstarren auch beim Fortgehen nicht unterlassen. So kommt es, dass durch meinen Zwang und der nachtaktiven Leidenschaft namens "Ausgehen" unglaublich viele Einsichten zum Thema Liebe das Licht der Welt erblicken konnten.

Ich studiere also gerne liebesbedürftige Menschen, die gerne ausgehen – ob einsam oder zweisam, sowie auch Probanden, denen es nicht, um das Gesamte geht, aber deren "Grundbedürfnis" dennoch gestillt werden muss. Es folgen nun meine Aufzeichnungen darüber.

Es bleibt die ewige Schul-Aula – vor allem bei Partys

Früher waren es die saisonalen Schulfeste, die dir die Chance garantiert haben, dein Objekt der Tagträumerei auch außerhalb der Turnstunden aufgrund von Bewegungen, die wegen Musik passieren, schwitzen zu sehen. Jetzt sind es einfach nur mehr Gruppenzwang-spezifizierte Events, die dank Facebook und der Zusagen/Interessenten-Liste, sowie der Konstellationen der Sterne, darauf hoffen lassen, zumindest einen deiner favorisierten Schwärme anzutreffen. Es ist also wie damals, als du in der Früh vor deinem Spiegel gestanden bist und überlegt hast, schon heute deinen besten Fruit of the Loom-Pulli anzuziehen oder doch besser auf den nächsten Tag zu warten. Nur dass die Schulwoche sich auf zwei Tage verkürzt, dafür aber die lange Zehn Uhr-Pause die ganze Nacht anhält. Und im Prinzip gibt es da immer irgendjemanden, auf den man etwas spitzt und der Grund genug ist, dann doch noch den guten Pullover anzuziehen.

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Die Systematik des Auswahlverfahrens

Es soll sie ja geben, diese Menschen, die explizit nur wegen der Liebe ausgehen. Liebe ist hier eher locker definiert. Denn den meisten reicht es, in der Nacht gut durchgebügelt zu werden. Auch wenn diese Form der Zweisamkeit im Großen und Ganzen das Absolute einer Liebe ist, wird sie heutzutage gern einfach nur geschwind erledigt. Gern auch mit wahllosen Partnern. Dass sich die Auswahl für solche Personen auch als relativ wahllos beziehungsweise wahlfrei erübrigt, liegt an der Art und Weise, wie sie ihre Beute auswählen: Sie kommen in den Club (oder Lokal – whatever), dort picken sie sich via Adleraugen-Modus bereits ihre ersten Favoriten aus. Diese werden sogar in Ränge aufgeteilt. Und diese Ränge werden dann ebenso sorgfältig abgearbeitet, wie die Rangliste erstellt wurde. Manchmal vergisst man aber auch auf dieses "abarbeiten" und ist auch einfach nur dem Rausch ausgeliefert. Kommt man wieder zu klarem Verstand, kann es sein, dass gar keine "Beute" mehr übrig ist. Da aber alleine sein dann auch keine Option für solche Leute ist, sind sie dankbar über jeden Happen. Und ich meine auch wirklich jeden Happen.

Für Verzweifelte ist das Nachtleben der falsche Ort, um die Liebe zu suchen

Warum? Es macht immer mehr Sinn, nur dann fortzugehen, wenn du mit dir selbst im Reinen ist. Keine Substanz kann dich in einer Nacht so weit hinbiegen, dass du für den nächsten Tag auch nur annähernd dafür gefeit bist, deinen Walk of Shame problemlos zu bestreiten. Wer verzweifelt und schlecht drauf ist, der wird kaum auf jemand anderem gut drauf sein können, um Liebe zu machen. Also lass es bleiben, bitte.

Trotzdem ist Fortgehen noch immer das Nummer eins Wundermittel bei Liebeskummer

Liebeskummer und Verzweiflung sind bitte zwei Paar Schuhe. Ersteres kann plötzlich kommen und deine Welt mit einem Fingerschnipp in den Vorhof der Hölle verwandeln – dieser Zustand lässt sich aber in der Regel gut mit deinen Freunden lindern. Vor allem, wenn auch ziemlich viel Wodka im Spiel ist. Zweiteres kann schon ein bereits dauerhafter Zustand sein – da helfen im schlimmsten Fall auch die Freunde nimmer. Verzweifelte Personen brauchen einfach Zuspruch – von Fremden. Aber die mit Kummer, die können und sollen feiern. Wodka nach einer Trennung ist wie dieser furchtbare Cluburlaub nach der Matura. Es ist sozusagen schon eher ein traditionelles Pflichtprogramm.

Wenn die Liebenden alleine ausgehen

Ich beobachte das schon öfters: Männer sind nicht gerne alleine zuhause, wenn die Freundin Gassi geht. Ich hatte da eine gute Freundin, die habe ich im Endeffekt nur mehr alle drei heiligen Zeiten gesehen. Und wenn sie dann bei mir war und spontan beschlossen hatte, mit mir einen Drauf zu machen, dann musste sie mal eine ganze Stunde lang mit ihrem Freund per Telefon darüber diskutieren. Wenn es hart auf hart kam, musste sie das davor auch schon eine halbe Stunde lang – um sicher zu gehen, dass sie ja nicht spontan wird. Aber eigentlich war sie dann doch immer spontan.

Meistens hat sie folglich ihr Handy dabei abgedreht, weil er es echt nie lassen konnte. Dieses Verhalten hat sie dann immer nur dazu gebracht, noch länger einen Drauf zu machen. Dass es aber OK ist, wenn er nächtelang Stoff gibt, darüber musste nicht mal gesprochen werden. Ich habe dieses Phänomen noch öfter in meiner Umgebung beobachten können. Männer können starke Verlustängste haben, wenn die Geliebte alleine Gassi geht. Diese Verlustangst wird aber meistens als Vorwurf kommuniziert. Und es fühlt sich einfach nicht gut an, wenn einem nicht vertraut wird.

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Frauen haben ein größeres Verlangen nach Aufmerksamkeit

Ist das Pärchen mal zusammen auf den Straßen, sind es allerdings (laut meinen Beobachtungen) die Frauen, die nicht so gerne locker lassen. Es braucht nur eine random Unbekannte, die mit dem Boyfriend kurz Smalltalk führt, weil die Zwei sich beispielsweise nicht fremd sind – sei es wegen der Uni, dem Job oder was auch immer.

Dass diese Frau nun ganz eifrig in der Mädchenclique zerrissen wird, darauf kannst du ganz gechillt einen lassen. Und jetzt tut nicht so unschuldig, Mädels. Ich beobachte euch schon lange genug und ich bin sicher nicht diejenige, die ohne Sünde die Kieselsteine nach euch werfen wird. Eine Löwin verteidigt nun mal gern ihr Revier – aber ja, wir sind alle nur Menschen … Na gut, Sphinxen demnach.

Der Wolf im Schafspelz

"What you see, is what you get" sollte dein Mantra werden. Vor allem, wenn du ausgehst und wirklich eines dieser verträumten Wesen bist, die auf die große Liebe am Dancefloor glauben. Der Mensch an sich ändert sich nicht.

Wenn du jetzt nicht unbedingt das Glück hast und jemanden in der Kloschlange kennenlernst, der genau die selben Bedürfnisse nach Familie und Hausbauen hat wie du, kannst du es einfach schlichtweg vergessen. In einer Beziehung geht es nicht darum, Menschen aus ihren Gewohnheiten zu reißen, es geht eher darum, ihre Lieblingsangewohnheit zu werden. Es sollte sich dann alles eher ergänzen können und nichts ausschließen müssen.

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Liebende können nicht immer so lange

Während die Truppe mit gesammelter Vorfreude nach dem Club in die Afterhour fährt, kann es sein, dass das Liebespaar sich das Recht nimmt, den Abend bereits schon um 7:00 Uhr morgens zu beenden. Ja schrecklich, nicht? Oder vielleicht doch gesund?

Viele trauen sich nicht(s) mehr

Ja, das ist wahrscheinlich die Hauptobservierung meinerseits. Alle sind sie geschunden von den Monstern der Vergangenheit. Lieber gehen sie davon aus, wieder ein Monster vor sich zu haben, als zu verstehen, dass nicht wirklich jeder Mensch schlecht sein kann. Ich möchte nicht wissen, wie viele geteerte Herzen in der Forelle schon die Nächte durchgetanzt haben – neben der Person, für die sie den Fruit of the Loom-Pullover angezogen haben, nur um auf irgendein Zeichen zu warten. Oder irgendeine Möglichkeit zur Interaktion.

Und der Clou? Davon bekommt selten jemand etwas mit. Denn sobald man über etwas spricht, verleiht man der Sache Gewicht. Aber vielleicht braucht es das ja, diesen einen Funken Realität. Denn immerhin sind wir ja auch alle real und nicht nur rein theoretisch (auch wenn es sich oft so anfühlen mag). Darüber könntest du ja das nächste Mal am Floor nachdenken, sobald du dich im Bass verlierst und mal links und rechts abcheckst, wer sich eigentlich gerade an dich verliert.

Aber: Kämpfen lohnt sich

Ich persönlich glaube ernsthaft an diese sogenannte eine "Ausnahme sein"-Sache. Jene Person zu sein, für die sich das Objekt der heimlichen Tagträume dann doch umentschieden hat und plötzlich doch bindungsfähig sein kann. Oder die Person, für die man auf die Soli-Etikette vor seinen Fußballfreunden gepfiffen hat und die inneren Werte wichtiger waren. Außerdem bin ich schon öfters Zeugin von solchen Happenings gewesen.

Es ist Freundinnen von mir passiert – kein Witz, OK? Sie waren die Ausnahme und viele haben hart dafür gekämpft, um sie zu sein. Und viele Szenarien und Dramen haben sich mitunter auf oder neben dem Dancefloor abgespielt (typischer Schulhof eben). Daher weiß ich das Eine ganz gewiss über die Liebe – und das auch nur durchs Fortgehen und den Beobachtungen währenddessen: Die Liebe gibt es noch, aber sie wird dir nicht geschenkt.

Da möchte ich jetzt übrigens Paris Hilton zitieren: "Niemand kauft dir noch deine Milch ab, wenn du sie verschenkst."

OK, und nun?

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