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Alpenland in Dandyhand!

Nach Hitler, Schwarzenegger und Fritzl kommen hier die drei neuen Galionsfiguren Österreichs.

Wir Österreicher haben es aber auch wirklich nicht leicht. Das Fernsehen ist deutsch, der Fußball amerikanisch und selbst das Sudern haben wir uns von den Slawen abgeschaut. Auch unsere Einwanderer schlagen uns um Längen in den vermeintlich urösterreichischsten Disziplinen: Die Kroaten sind besser im Unhöflichsein, die Türken besser im FPÖ-Wählen und die Südtiroler besser im Beleidigtsein, wenn man ihnen die falsche Staatszugehörigkeit unterstellt. Es bleibt also nicht viel, was wir uns in Sachen Identität aus dem heimischen Alpengrundwasser schöpfen könnten — vor allem nicht, weil selbst die Alpen zum Großteil den Schweizern, Franzosen, Italienern und Liechtensteinern gehören. International verwechselt man uns zwar schon lange nicht mehr so oft mit Australien, wie es einem der Wiener Tourismus-Merchandise weismachen will, hat aber immer noch ein sehr kryptisch bis obskures Bild von diesem kleinen historischen Fleckchen Europa, das aus unerfindlichen Gründen mehr Monster produziert als Jersey Shore. Denn egal, wie viele Scheuklappen wir noch übereinander aufsetzen und mit wie vielen Heinzlgates wir uns noch von der Welt abkapseln, die Wahrheit ist nach wie vor, dass man uns vor allem für Hitler, Schwarzenegger und Fritzl kennt. Oder kannte. Die letzte Woche hat dem nämlich imagebildend ganz schön entgegengearbeitet. Und ob es uns gefällt oder nicht — am Ende hat Reddit mehr für unser von Minderwertigkeitskomplexen geschütteltes Alpenland getan, als alle Image-Werbespots auf CNN zusammen. Willkommen in der Matrix, Österreich. Ob das Ergebnis besser ist, muss sich erst noch zeigen. Hier sind jedenfalls die drei neuen Hoffnungs-, Sympathie- und Markenträger unserer frischgebackenen Dandy-Nation.

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3. ERNST "NIXON" STRASSER

Der ernste Ernsti ist dieser Tage der Star aller Polit- und Justiz-News — und das liegt ausschließlich daran, dass er sich als Feingeist nichts aus den Fakten macht, die gegen ihn sprechen. (Wir erinnern uns: Strasser hatte zwei britischen Undercover-Journalisten gegen eine Zahlung von 100.000 Euro zugesichert, einen Gesetzesantrag im EU-Parlament einzubringen und behauptet nun im Prozess gegen ihn, dass er nur zugesagt hätte, weil er sie für Geheimdienstmitarbeiter gehalten habe. Das glaubt außer ihm natürlich niemand, aber manchmal reicht ja auch einer, um die Welt zu verändern. Oder so.) Zugegeben, Strasser ist auf den ersten Blick nicht der Typ, dessen Foto man sich neben dem Wörterbucheintrag zu "Dandy" erwarten würde. Aber bevor wir ihn abschreiben, sollten wir uns vielleicht diesen Wörterbucheintrag kurz anschauen. Der Duden definiert Dandy nämlich wie folgt:

"Lebensstil, für den Exklusivität in Kleidung und Lebensführung, ein geistreich-zynischer Konversationston und eine gleichgültig-arrogante Haltung in jeder Lebenssituation typisch sind."

Bis auf das mit der Kleidung ist diese Beschreibung für Ernst Strasser so zutreffend, dass man damit direkt nach ihm fahnden könnte. Und wenn man bedenkt, dass er zu seinen Blütezeiten für einen einzigen Gesetzesantrag 100.000 Euro eingestreift hat, könnt ihr euch auch ausrechnen, wie es um die Exklusivität der Kleidung bei ihm bestellt ist. Nur weil es nicht Street ist, ist es nicht gleich Mainstream. Genau genommen ist der missmutige Strasser mit seinem "Ich bin so missverstanden"-Mindset der dandyhafte Underground-Nixon Österreichs.

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Ein Vorbild für jeden Menschen, der auch nicht mehr genau weiß, ob und wann er mal worüber wieso gelogen hat oder auch nicht.

2. CHRISTIAN "DORIAN" RAINER

Journalistisch mag Christian Rainer kein Tom Wolfe sein, aber was das Auftreten und Aussehen angeht, könnte Rainer den Vater des New Journalism (und Vordenker des Gonzo) auf jeden Fall in einer ORF-Doku spielen, wie diese Fotogalerie beweist. Das ist aber nicht der Grund, warum aktuell absolut jeder mit Internetanschluss seine gepufften Seidenschals im Kopf hat, wenn er oder sie auch nur im Entferntesten an die Begriffe "Österreich", "Journalismus", "Traummann" oder "Stellage" denkt. Der profil-Chefredakteur hat in diesem WOMAN-Interview die Hosen so weit runtergelassen, dass man als Leser dem Arschlecken mit jeder Zeile ein bisschen näherkommt. Und am Ende der als Seelenstriptease verkleideten Self-Promotion (die trotz der hohen Meinung, die Rainer von sich hat, nicht ganz unsympathisch ist) weiß man dann auch: Wenn es zum Arschlecken gekommen wäre, hätte Rainer dabei bestimmt erhaben dreingeschaut, von seinem Fantasiefreund-Bernhardiner "Lord" geschwärmt und wäre danach weinend zu Frau Tutsch gelaufen, ohne dass ihm auch nur irgendwas davon das kleinste Bisschen peinlich gewesen wäre.

Das Ganze war für uns korsettgewöhnten Österreicher so verstörend, dass sogar der sittensattelfeste Armin Wolf für ein Facebook-Posting lang mit mir die Rollen getauscht und herumgeschweinigelt hat:

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Ein Vorbild für jeden Menschen, der in unserem Land in dem Glauben aufgewachsen ist, für Erfolg müsse man zwar einen Stock im Arsch haben, dürfe aber nie über ihn reden. Christian Rainer zieht das Stöckchen rein und raus und beschreibt es sogar in allen Farben. Eigentlich könnte man sagen: Ein Vorbild für jeden Menschen. PUNKT.

1. STEFAN "BRÜNO" PETZNER

Dazu muss man (hoffentlich) gar nichts sagen. Stefan Petzners Auftritt im Parlament könnte nach der Großen Depression von 1929 der häufigste Grund sein, warum Menschen wieder verstärkt rechts wählen. Ernsthaft. Ich habe ein bisschen Angst, dass die Stimmen bei den Nationalratswahlen 2013 erstmals "ironisch" abgegeben werden. Jedenfalls haben wir es damit ganz groß auf Reddit geschafft und der Geek-Generation ein für alle mal das Bild von Sound of Music aus dem Kopf gelöscht, um es durch jenes von Reallife-Brüno und Leder-Lebensmensch Petzner zu ersetzen.

Ein Vorbild für alle Menschen, die im Vitamin-D-Rausch ihrer täglichen Solariumsbesuche irgendwie Captain America und Jörg Haider für zwei Seiten derselben Medaille halten.

Mahalo!