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Dumme Idee der Woche

Ein Fußgängerverband hat ein Handyverbot für Fußgänger gefordert

Der „Fachverband für Fußverkehr Deutschland" hält das für den besten Weg, um Unfälle im Straßenverkehr zu verhindern. Wir haben eine bessere Idee.
Foto: Tim Parkinson | Wikimedia | CC BY 2.0

Es gibt manchmal Meldungen, bei denen fast sicher ist, dass irgendjemand sie direkt beim Postillon abgeschrieben hat. Was gestern in der Berliner Zeitung stand, gehört auf jeden Fall dazu: Im Gehen auf sein Mobiltelefon zu schauen, soll in Zukunft verboten werden, fordert der „Fachverband für Fußverkehr Deutschland" (FUSS). Man müsste also in Zukunft mit Bußgeldern rechnen, wenn man sich dabei erwischen lässt, im Gehen eine SMS zu schreiben.

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Der Verband, von dessen Existenz 99.9% Prozent der Bundesbürger bis jetzt nichts wussten, begründet die Forderung damit, dass es immer mehr Unfälle gäbe, in die von ihren Mobilgeräten abgelenkte Fußgänger verwickelt waren. Tatsächlich gab es in Nordrhein-Westfalen mal einen besonders extremen Fall, in dem jemand während einer Pause an einem Autobahnrasthof telefonierend auf die Fahrbahn und in seinen Tod schlenderte.

Für den Fachverband für Fußverkehr Deutschland ist es also höchste Zeit, dass solche Fußgänger vor sich selber geschützt werden. „Es ist tatsächlich nicht mehr witzig, was Schülerinnen und Schüler am Rand schnell befahrener Hauptverkehrsstraßen mit ihren Smartphones treiben", schreibt der Verband in seiner Verbandszeitschrift, „mobilogisch". Was genau Schülerinnen und Schüler am Straßenrand treiben, wird aber offenbar nicht genauer ausgeführt. Da es aber nicht witzig ist, muss es wohl irgendwas zwischen IS-Rekrutierungsvideos und Tinder sein. Vielleicht schreiben sie auch Pro-Putin-Kommentare auf Spiegel Online.

Was der Verband mit dem großartigen Namen auch nicht erklärt: Welche Art von Handynutzung soll genau verboten werden? FUSS hat auch eine Kampagne namens „Kopf hoch beim Gehen!" vorgeschlagen, was darauf hindeuten würde, dass es vor allem darum geht, den Kopf oben zu halten, so dass man sehen kann, was auf einen zukommt. Nach der Logik müsste dann zwar das SMS-Schreiben oder das Navigieren per Google-Maps verboten werden, das Telefonieren aber eigentlich nicht—schließlich kann man den Kopf dabei ja sehr leicht oben halten.

Bis diese Fragen geklärt sind und der Bundestag sich endlich dieses Verbots annimmt, wird es wohl eine Weile dauern. Bis dahin hätten wir aber einen Gegenvorschlag, der mindestens genau so dumm ist: Smartphonehersteller könnten ihre Geräte mit einem großen Loch ausstatten. So könnte man als Passant den Boden vor sich durch das Telefon sehen, ohne auf das SMS-Schreiben verzichten zu müssen.


Titelfoto: Tim Parkinson | Wikimedia | CC BY 2.0