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Sex

Der Orgien-Organisator

Um herauszufinden, wie professionelle Orgien organisiert werden und was genau eine gute ausmacht, haben wir mit einem Typen gesprochen, der Sexspielzeug auf einem Beistelltisch drapiert.

Die meisten Menschen mögen Orgien—bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass du selber zu einer gehen würdest, aber falls einer deiner Freunde oder Freundinnen eine besuchen würde, würdest du wahrscheinlich alles darüber erfahren wollen. Und warum? Sex ist interessant und Sex in seinen extremeren Ausprägungen ist sehr interessant. Du kommst also wahrscheinlich zu dem Schluss, dass Orgien ganz vielleicht ganz nett sind.

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Was aber die wenigsten Menschen bedenken, ist die Tatsache, dass ganz nette Orgien nicht von selbst passieren. Irgendjemand muss sich richtig ins Zeug legen, um die hemmungslosen Ausschweifungen in die gewünschten Bahnen zu lenken. Um herauszufinden, wie professionelle Orgien organisiert werden und was genau eine gute ausmacht, sprachen wir mit einem Typen namens Pete, der Sexspielzeug auf einem Beistelltisch drapiert.

VICE: Hi Pete, was machst du da?
Pete: Das hier ist ein Appartement in Sydney und ich muss es noch vorbereiten. Wir mieten ganz unterschiedliche Räumlichkeiten an—mal ist es eine Kunstgalerie, mal eine Kirche, mal eine alte Lagerhalle oder ein Hotel. In der Regel treffen wir uns einmal im Monat.

Was bedeutet vorbereiten in diesem Fall?
OK, ich bring erst einmal Säcke voll mit Laserlichtern, Kondomen, Sexspielzeug, Gleitgel, Laken und Handtüchern mit. Dann rücke ich die Möbel aus dem Weg, damit genug Platz zum Spielen bleibt. Ich werfe ein paar DVDs ein und lege Seife aus. Dann packe ich die Lebensmittel aus—wir haben eigentlich immer eine gute Auswahl, inklusive warmer Knabbereien. Lollies verteile ich auch gerne. Die Menschen mögen Lutscher, weil das so ein Kinderding ist und ihnen einen Zuckerschock verpasst. Außerdem gibt es Dips, Cracker, Käse, Softdrinks und Mineralwasser. Drogen gibt es bei uns allerdings nicht und wir stellen auch keinen Alkohol bereit. Man kann sich seinen eigenen mitbringen, aber wir wollen die Leute nicht zum Trinken ermutigen. Betrunkene machen Scherben und können unangenehm werden. Dann lege ich die ganzen Sexspielzeuge und Kondome aus und das ist es auch, was ich hier gerade mache.

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Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Pete

Wie viele Kondome werden hier so in einer Nacht verbraucht?
Ich habe sie noch nie wirklich gezählt, aber manchmal packen wir alle auf einen Teller, um zu sehen, wie viel Spaß wir hatten. Das sind dann ungefähr so 50 bis 60 Stück.

Moment mal, das sind also alles benutzte Kondome auf dem Bild?
Ja, wir haben sie aber vorher sauber gemacht und dann auf den Teller gepackt, um sie alle beieinander zu sehen.

Und was läuft bei euch für Musik?
Niemals House oder Ähnliches, weil der Beat zu dominant ist. Bei uns laufen gute Popklassiker wie Michelle Branch und ihr Song „The Game of Love". Das ist ein wirklich toller, aufmunternder Song und ich glaube, sie würde sich auch geschmeichelt fühlen. „She Bangs" von Ricky Martin ist auch immer eine gute Wahl.

Santana -- The Game Of Love - MyVideo

Wie sieht der Ablauf des heutigen Abends aus?
Die Leute werden hier um 20:30 Uhr angezogen eintreffen und einige von ihnen werden sich vielleicht schon von vorherigen Partys kennen, obwohl wir zwischen den Partys nicht groß in Kontakt bleiben. Wir beginnen dann damit, erotische Filme zu zeigen, während die Leute sich ein bisschen unterhalten und etwas knabbern. Zur vollen Stunde sind dann hoffentlich alle eingetroffen, weil bei uns die Tür dann verschlossen bleibt. Dann gebe ich eine kleine Einführung, einfach nur um das ganze Organisatorische zu besprechen: Wo können die Menschen spielen und wo nicht, auf welchen Balkonen dürfen sie sich nur angezogen aufhalten, wo sind die Toiletten und die Raucherbereiche. Dann erkläre ich unser Armbandsystem. Rot bedeutet zum Beispiel, dass du Voyeur bist und nur zuschauen möchtest. Schwarz steht für nur Hetero und Pink für nur Homo, Blau wiederum steht für Homo- und Hetero-Spielereien. Jeder bekommt bei der Ankunft eine Tasche gereicht, in der man dann seine Anziehsachen verstaut. Um 21:10 Uhr geht es dann endlich los. In der Regel startet es mit sanften Berührungen, geht in Oralsex über und dann wird auch schon bald gevögelt.

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Wie bist du zu dieser Tätigkeit gekommen?
Ich habe immer schon Nudistenstrände aufgesucht, wollte dann aber irgendwann einen Schritt weiter gehen. Ich fing also an, zu ein paar Partys zu gehen, die auch wirklich extrem waren. Für mich war es war aber sehr frustrierend, dass Bisexualität dort nur unter Frauen aber nicht unter Männern akzeptiert war. Ich entschied mich also dafür, meine eigenen Partys zu schmeißen. Ich kümmerte mich um einen Ort und warb dann dafür auf unserer Webseite, damit mir potentielle Gäste dort Einladungsanfragen schicken konnten. Die Leute schicken dann Fotos von sich, weil es eine sehr körperliche Party ist und wir wollen, dass unsere Gäste gepflegt und sportlich sind—Leute eben, mit denen man rummachen will. Wir schicken dann Einladungen an die Auserwählten raus.

Und wie viele sind das in der Regel?
Es hängt immer davon ab, wer einen Babysitter bekommt und wer nicht, und in welcher Stadt wir gerade sind. Ich würde sagen, dass es normalerweise über 25 sind. Es ist immer ein Mix aus Männern und Frauen, aber das Verhältnis tut bei uns nicht viel zur Sache, weil wir bisexuell ausgerichtet sind.

Gibt es ein Muster, was eure Klientel angeht?
Es sind wirklich alle vom einfachen Arbeiter, über Doktoren bis hin zu Promis dabei. Manchmal sind darunter auch bekannte Sportler, aber nur wenn wir eine Maskenparty haben. Die meisten Menschen befinden sich im Alter von 18 bis Ende 40. Wir haben den Eindruck, dass die Leute in den Zwanzigern generell etwas schüchterner sind als die Leute in den Dreißigern und Vierzigern.

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Was war das Überraschendste, das du je erlebt hast?
Eine schöne Story ist, dass sich bei uns tatsächlich schon zwei Paare kennengelernt haben, die dann später geheiratet haben. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ein Heteropärchen bei uns ankommt und die Gelegenheit nutzt, sich richtig auszutoben. Wir hatten zum Beispiel mal dieses eine Pärchen bei uns, bei dem die Frau die Fantasie hatte, ihrem Mann dabei zuzuschauen, wie er einen anderen Mann vögelt, während sie selber einen Strap-On benutzt. In der Nacht hatten wir auch eine tolle Location mit Blick über Sydney und jeder konnte dort seine Fantasien ausleben.

Warum fühlst du dich davon so angezogen?
Ich schätze, es hat mit dem Sexualtrieb zu tun. Manche Menschen sind einfach stark von Sex getrieben. Genau diese Menschen suchen dann auch nach etwas Neuem und Außergewöhnlichem. Dann gibt es andere Leute, die sich das auf die To-Do-Liste geschrieben haben und es einfach mal ausprobieren wollen.

Wie sieht es in deinem Privatleben aus? Hast du einen festen Partner?
Ich bin ganz glücklich damit, derartige Dinge lokal zu halten. Ich bin etwas älter und auf meine Art auch etwas gesetzter geworden, ich muss also einen Partner finden, der diese Seite von mir akzeptiert. Manche Menschen fragen mich, was passiert wenn ich ein einsamer alter Mann bin, aber ich genieße das Leben einfach in vollen Zügen—von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr. So möchte ich leben.

Wirst du das für immer machen?
Nein, ich denke, dass die Anstrengungen des Aufbaus irgendwann zu einem Problem werden und außerdem will niemand einen notgeilen 70 Jahre alten Mann eine Sexparty veranstalten sehen. Ich kann es jetzt nicht wirklich sagen, aber es wird wohl nicht für immer so weitergehen.

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