
Wie sich herausstellte, war es unverhohlener Antisemitismus, der als Bindeglied zwischen den beiden Gruppen dienen konnte. Während Rockwell vor Judenhass geradezu überschäumte, unterstützte Muhammad einige rassistische Theorien, darunter die Lüge, Juden hätten den Sklavenhandel finanziert. (Malcolm X hielt sich mit antisemitischen Aussagen zurück und verwies oft auf Muhammads Verschwörungstheorien, anstatt eigene zu äußern). Im Sommer 1961 hätte öffentliche Hetze gegen Juden die Öffentlichkeit vermutlich noch mehr erzürnt als heute. Zehntausend Kilometer entfernt hatte der Adolf-Eichmann-Prozess in Israel die Welt in seinen Bann gezogen und zu einem starken Anstieg in der Berichterstattung über die Verbrechen des Holocausts geführt.
Die Rassentrennung war eine weitere Sache, die beide Gruppen verband. Die Rede, die Malcolm X an jenem Abend hielt, trug den Titel „Separation oder Tod". Rockwell sagte Journalisten gegenüber im Anschluss an die Rede: „Ich stimme ihrem Programm voll zu und habe den größten Respekt vor Elijah Muhammad." Die Frage, wohin man die schwarzen US-Amerikaner schicken solle—die NOI wollte ein Stück der USA, während die ANP für volle Deportation nach Afrika war—sei, so sagte er, sein einziger Streitpunkt mit den Muslimen.Das stimmte nicht ganz. Die Nazis und die NOI waren sich uneinig darüber, ob schwarze Menschen überhaupt Menschen waren. Im Laufe seiner dreijährigen Karriere als bekennender Nazi hatte Rockwell Afroamerikaner wiederholt als „Nigger mit Ring in der Nase", „animalisch" und „nicht besser als Schimpansen" bezeichnet.
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