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Ein paar Genies haben herausgefunden, wie man Autos mit Bierresten fahren lassen kann

Mithilfe von Resten, die bei der Bierproduktion übrig bleiben, kann Biokraftstoff hergestellt werden. Prost.

Fotos via DB Export Brewtroleum

Neuseeland hat gerade einen weiteren Schritt in Richtung Utopia genommen—einem Land, in dem du mit einem Lächeln bezahlen kannst und Biertrinken Umweltschutz ist. Jetzt können Autofahrer dort nämlich auch noch DB Export Brewtroleum tanken—einen Biokraftstoff bestehend aus den Heferückständen des Brauprozesses.

Simon Smith, ein Sprecher von DB Export—der neuseeländischen Brauerei, die den Biokraftstoff erfunden hat—sagte gegenüber VICE, dass es tatsächlich ziemlich einfach sei, Bier in einen funktionstüchtigen Kraftstoff zu verwandeln; sogar so einfach, dass „ein paar Typen bei ein paar Bier" erst diesen Februar auf die Idee kamen, und schon jetzt, nur sechs Monate später, kann man das Biobenzin an Tankstellen der Firma Gull in sein Auto füllen.

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Und so funktioniert das Ganze: Sobald das Bier fertig fermentiert ist, bleibt immer etwas Sediment vom Brauprozess über. Es besteht zum größten Teil aus inaktiver Hefe und wird von Bierbrauern auch Hefeschlamm genannt. Normalerweise wird, wie Simon erklärt, „der Hefeschlamm an Bauern als Viehnahrung gegeben, manchmal aber auch weggeworfen."

Bier, nicht mehr bloß Treibstoff deiner sozialen Interaktionen, sondern jetzt auch für dein Auto

Die schlauen Leute von DB Export merkten dann schnell, dass der Schlamm auch noch zur Herstellung von Ethanol verwendet werden kann—dem wichtigsten Bestandteil von Biokraftstoff. Anstatt das Zeug also einfach wegzukippen, schickten sie 70.000 Liter Hefeschlamm an eine Raffinerie. Dort wurde das Ethanol aus der Hefe veredelt, bis es rein genug war, um es mit Benzin zu mischen. Simon erklärt, „Brewtroleum besteht zu 10 Prozent aus Ethanol aus unserer Hefe und zu 90 Prozent aus herkömmlichen Benzin." Das ist das gleiche Verhältnis wie bei dem handelsüblichen E10 Kraftstoff, den du an jeder Tankstelle bekommst und mit dem fast alle modernen Autos fahren können.

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DB Export hat etwa 360.000 Liter Biotreibstoff hergestellt, die Simon zufolge für etwa sechs Wochen reichen werden. Es könnte aber schon bald die nächste Ladung auf dem Weg sein. „Es ist direkt eingeschlagen wie eine Bombe, aber wir schauen uns einfach mal an, wie es bei den Leuten wirklich ankommt." Tatsächlich haben die Angestellten von Gulls in Auckland berichtet, dass die Menschen in Scharen zum Start von Brewtoleum an ihre Tankstellen kamen und den Tag so „zum bisher umsatzstärksten Tag des Jahres" machten.

Trotz des ganzen Hypes ist Biokraftstoff an sich auch nicht gerade der Heilige Gral in Sachen Nachhaltigkeit und dementsprechend gibt es auch einiges zu bedenken. Wie Professor Peter Scales von der University of Melbourne warnt, sind nicht alle Biokraftstoffe gleich.

Von Wissenschaftlern wird Biokrafstoff in zwei Kategorien eingeteilt: die erste Generation und die zweite Generation. Genau wie Brewtroleum werden beide Formen mit Ethanol hergestellt, der entscheidende Unterschied besteht darin, woraus das Ethanol gewonnen wird.

Die Biokraftstoffe der zweiten Generation gewinnen das Ethanol aus Abfallstoffen—wie dem Hefeschlamm von DB Export—und Materialien, die ansonsten weggeworfen werden würden. Biokraftstoffe der ersten Generation wiederum werden aus Nutzpflanzen gemacht, die extra zur Ethanol-Gewinnung angebaut werden. Das erschafft laut Peter einen Catch-22. „Der Biotreibstoff erster Generation ist dahingehend nachhaltig, dass er aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird und nicht aus Rohöl, aber die Produktion nimmt viel Ackerland in Anspruch." Wenn Länder zu sehr auf die Biokraftstoffe der ersten Generation setzen, kommt es vermehrt zu Waldrodungen und anderen schädlichen Praktiken, um die Anbauflächen zu vergrößern.

Einfach gesagt, Biokraftstoff ist so lange nachhaltig, wie er aus Sachen hergestellt wird, die sonst weggeworfen werden würden. Da bei der Herstellung eines schönen, kalten Bieres so viel vermeintlicher Abfall entsteht, ist Bier nicht nur eine neuartige Ethanolquelle, sondern auch noch eine besonders schlaue. In diesem Sinne, Prost!