Stoya nimmt ein Bad mit uns und spricht über ihre neue Pay-per-Scene-Porno-Site
Fotos: Anny Lutwak

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Stoya nimmt ein Bad mit uns und spricht über ihre neue Pay-per-Scene-Porno-Site

„Wenn ich jetzt etwas machen will, dann kann ich es einfach ausprobieren."

Fotos: Anny Lutwak
Make-up und Haare: Boomie Gjidija
Styling: Maggie Dunlap
Fotografische Assistenz: Emma Christ

Achtung: Auf einigen Fotos ist Stoya oben ohne zu sehen.

Es ist zwar schon ein wenig her, dass die Pornokönigin Stoya für VICE geschrieben hat, aber das bedeutet jetzt nicht, dass sie die ganze Zeit untätig war. Sie hat hat nicht nur einen XBIZ-Award für die beste Szene in einem Erwachsenenfilm gewonnen und schreibt regelmäßig eine Ratgeberkolumne für die Website Refinery29, sondern wagt sich jetzt auch noch in Start-up-Gefilde. Am 4. März hat sie mit TRENCHCOATx ein neues Konzept zum Kauf von Pornos an den Start gebracht.

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Die Seite wurde von Stoya und der Pornodarstellerin Kayden Kross ins Leben gerufen und ist eine „kurierte Plattform für eine Auswahl an episodischen pornographischen Filmen". Ähnlich wie iTunes oder Vimeo Premium bietet TRENCHCOATx eine Porno-Erfahrung à la carte an, bei der man für jede Szene einzeln bezahlt. Es werden spezielle Serien wie Fluid („Überall Spucke und Unterwasser-Sex … da wird jeder geil!") oder Graphic Depictions mit Jiz Lee („heldenhaft und genderqueer") angeboten. Im bald kommenden Video Screwing Wall Street: the ArrangementFinders IPO werden auch zum ersten Mal Produktplatzierungen in einem Porno vorkommen, was eine ganz neue Geldquelle für die Industrie erschließen könnte.

Ich hatte die Möglichkeit, mich mit Stoya zu treffen und mit ihr über ihr Treiben zu plaudern und dabei ein paar schöne Fotos von ihr beim Baden zu schießen (Hey, es ist immerhin Stoya!). Im Zuge dessen haben wir über ihre neu entdeckte Leidenschaft der Regieführung und die Erschaffung von neuen Möglichkeiten zum Vertrieb von Pornos diskutiert.

VICE: Leben wir deiner Meinung nach in einer Welt, in der Pornostars als Künstler angesehen werden und sie sich auch noch in anderen Bereichen der Kunst betätigen können?
Stoya: Ich hoffe, dass wir uns auf einem Punkt zubewegen, an dem Pornostars auch noch andere Dinge tun können und das als normal angesehen wird. James Franco macht doch auch alles. Ich glaube also schon, dass normale Pornodarsteller nicht mehr nur als professionell nackte Personen gelten. Wenn man sich jedoch die Geschichte der modernen Pornografie anschaut, dann fällt einem schnell auf, dass sich die Medien immer nur einen Star herauspicken und dann Sachen wie „Hier haben wir einen besonderen Menschen, der Pornostar und gleichzeitig auch … ist" schreiben. Man hat keinen Einfluss darauf, welche Schlagzeilen geschrieben und welche Zitate und Artikel weiterverbreitet werden. Da hängt einfach viel zu viel dran. Das wäre also schon ein schönes Szenario—vielleicht bin ich aber auch nur alt und erschöpft.

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Ich weiß, dass du dir feministische Pornografie nicht auf die Fahne schreibst, aber dennoch eine feministische Rolle spielst—und auf deiner neuen Website sind Begriffe wie „genderqueer hero" zu finden. Wieso hat man eine solche Vorstellung von dir?
Ich bin wirklich vorsichtig, wenn es darum geht, dass ich als feministisch oder ethisch bezeichnet werde, denn sobald man so etwas sagt, schwenkt man eine große rote Fahne mit der Aufforderung, von Tumblr zerrissen zu werden. Im Feminismus gibt es so viele verschiedene Strömungen und die Sachen, die ich für Digital Playground gemacht habe, sind in keinster Weise auch nur irgendwie feministisch. Ich habe jedoch den ersten Film, bei dem ich auf dem Regiestuhl saß, meiner Freundin gezeigt und sie meinte dann: „Ist dir eigentlich bewusst, dass am Ende jeder Szene eine sehr glückliche Frau zu sehen ist und die Männer komplett in den Hintergrund rücken? Du hast quasi ein richtig sexy Statement zu dem begrenzten Nutzen von Männern gemacht." Das Ganze könnte also vielleicht schon in die Richtung von Feminismus-Pornos gehen, aber es sind jetzt auch nicht so viele unterschiedliche Körper zu sehen. Feminismus … ein kompliziertes Thema.

Für TRENCHCOATx hast du bei mehreren Szenen Regie geführt. Was macht dir dabei am meisten Spaß?
Ich bin mir zwar sicher, dass sich das mit der Zeit und mit mehr Erfahrung noch ändern wird, aber jetzt gerade ist für mich der beste Aspekt an der Regie das Herumexperimentieren. Wenn ich jetzt etwas machen will, dann kann ich es einfach ausprobieren. Wenn es dann schiefgehen sollte, dann muss ich mich nur vor Kayden und mir selbst verantworten. Wir sind allerdings eher Freundinnen und weniger Chefs und ich kann mir ihre Meinung ähnlich wie bei einem Workshop schon vorher anhören—ganz im Gegensatz zu einer normalen Beziehung zum Arbeitgeber.

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Worin genau unterscheidet sich TRENCHCOATx von anderen Pornoseiten?
Das Konsumerlebnis folgt dem Á-la-carte-Prinzip: Man zahlt einen—unserer Meinung nach fairen—Preis für das gewünschte Video und das war's. Ein Vorteil dieses Konzepts besteht darin, dass wir damit eine Videoreihe so lange wie eben nötig fortführen können. Wenn eine Story nur vier Episoden benötigt, dann stehen wir unter keinem Druck, sie unnötig in die Länge zu ziehen. Wenn ein bestimmtes Konzept auch nach 79 Episoden noch Spaß macht, dann können wir auch Nummer 80 produzieren. Dadurch haben wir mehr Spielraum und können verschiedene Dinge ausprobieren. Das ist bei Abo-Seiten nicht der Fall, denn da zahlen die Abonnenten eine monatliche Gebühr und erwarten dann verständlicherweise auch regelmäßige Updates, ähnliche Formate und die gleiche Ästhetik. Ich bin wirklich gespannt, welche Aspekte unseres Geschäftsmodells besonders gut funktionieren und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Was hoffst du, mit deiner Website zu erreichen?
Jetzt gerade ist die Seite noch ganz neu und wir konzentrieren uns vorerst darauf, alles ins Rollen zu bringen und die erste Investition für die Inhalte und Programmierung wieder reinzuholen, um auch bald rentabel werden zu können. Im Grunde fühlen wir uns als Pornografinnen richtig wohl und wollen diesen Beruf noch so lange wie möglich ausüben. Kapitalismus und so weiter mal Hinterkopf, halten wir es für das Beste, die Produktion und den Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen.

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Es hat den Anschein, als packst du die Pornobranche ganz schön an den Eiern.
Die Eier der Branche jucken mich nicht. Ich will ein Stück weit ihr Herz.

Beim Anschauen deiner Website hatte ich das Gefühl, dass sich die Videos auch einfach nur für den filmischen Aspekt lohnen und man nicht zwangsläufig zu ihnen masturbieren muss. Verdammt sexy sind sie allemal.
Vielen Dank! Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.

TRENCHCOATx ist jetzt online.