In Köln steht jetzt ein Supermarkt, der all das anbietet, was überall anders weggeworfen wird: Gemüse, das nicht der Norm entspricht, und Abgelaufenes. Bier genauso wie Karotten. Es ist der erste in ganz Deutschland, erst der dritte in Europa. Gegründet wurde der Laden von Nicole Klaski und ihrer Initiative „The Good Food". Das Ziel ist es, aussortierte Lebensmittel in den Handel zu bringen. Die sind alle noch genießbar, aber abgelaufen oder bloß unansehnlich.
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Die Gründerin Nicole Klaski. Bild von Martin Herrndorf
Das ist keine kleine Menge, die weggeworfen wird. Der Handel muss keine genauen Zahlen geben, laut einer Studie des WWF von 2015 landen in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Davon seien jetzt schon 10 Millionen Tonnen vermeidbar. In den letzten Jahren ist das Problembewusstsein der Deutschen deutlich gewachsen, trotzdem hat sich bisher recht wenig getan. Das hat verschiedene Gründe: Ein Teil der verschwendeten Lebensmittel kommt überhaupt nicht in den Handel, sondern wird auf den Feldern liegen gelassen. Die Bauern verzichten auf die Ernte und pflügen es wieder unter. Deswegen arbeitet „The Good Food" direkt mit Bauern zusammen: Nicole und ihr Team gehen dort selbst auf die Felder und sammeln, was übergeblieben ist.Dazu kommt, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum gesetzlich verpflichtend ist, aber nicht immer sinnvoll – etwa bei Salz. Nicole: „Die Leute schmeißen es lieber weg, wenn das MHD abläuft, sie vertrauen nicht auf ihre eigenen Sinne." Also entschied sich Nicole, etwas zu tun.
Das System des Marktes. Bild von Katharina Schwartz
Ein Jahr lang verkauften Nicole und Team einmal in der Woche aus einem Stand abgelaufene Lebensmittel. Sie merkten bald, dass das gut angenommen wurde und hatten schnell Stammkunden. Das hat sie ermutigt, sich einen Laden anzumieten. Ihr oberstes Ziel ist es nicht, damit Geld zu verdienen, sie wollen mehr Aufmerksamkeit für die Verschwendung. Sie wollen, dass Lebensmittel wieder wertgeschätzt werden. Daher verlangt Nicole in ihrem Laden auch keine Preise, sondern lässt die Menschen das zahlen, was sie möchten. Sie sollen sagen, was es ihnen wert ist.Korrektur: Das Cover-Bild stammt nicht von Imago, sondern dem Berliner Projekt „Culinary Misfits", welches wir hier ausführlich vorgestellt haben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
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