Das hier ist Europas (interaktiver) Drogenatlas

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Das hier ist Europas (interaktiver) Drogenatlas

Eine neue Studie zeigt, welche Drogen in deutschen Städten im Vergleich zu anderen Ländern besonders beliebt sind.

Foto: Screenshot / emcdda.europa.eu

Ein gängiges Klischee über München lautet, dass es die Koks-Hauptstadt Deutschlands ist. Doch offenbar stimmt das nicht so ganz. Laut der neuesten Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) wird in der Stadt eines beliebten Fußballvereins pro Kopf am meisten gezogen. Deutsche Koks-Haupstadt Gelsenkirchen? Nein, Dortmund liegt wie so oft weit vor Gelsenkirchen.

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Der Bericht der EBDD wurde gestern in Lissabon vorgestellt. Seit 2011 erhebt die Beobachtungsstelle Daten über den Drogenkonsum in Europa. Im Gegensatz zu anderen Studien wurden dabei nicht Konsumenten befragt, sondern das Abwasser in 18 europäischen Städten im Intervall von einer Woche täglich auf Kokain, Amphetamine, MDMA und Metamphetamine ("Crystal Meth") untersucht. Menschen scheiden über den Urin die Reste von Drogen aus, aus den entsprechenden Proben lässt sich mit anderen Statistiken hochrechnen, welche Menge Drogen von einer bestimmten Anzahl von Leuten konsumiert wurde. Diese Projektionen wurden nun veröffentlicht.

Der Grund für diese Vorgehensweise bei der Datenerhebung: Klassische Konsumentenbefragungen haben häufig eine Verzerrung in den Ergebnissen, weil viele der Befragten keine ehrlichen Angaben über ihr Konsumverhalten machen, sei es aus sozialem Druck oder um ein mögliches Drogenproblem vor sich selbst zu leugnen.

In Deutschland wurde das Abwasser von München, Dresden, Dortmund, der Kleinstadt Duelmen (zwischen Münster und dem Ruhrgebiet) und Berlin untersucht, wobei die Berliner Ergebnisse allerdings für dieses Jahr noch nicht vorliegen. Das ist jedenfalls dabei rausgekommen:

Beim Fußball fast undenkbar, beim Kokain möglich: München hinter Dortmund

Für Deutschland ergab die Studie für das Jahr 2016, dass in Dortmund im Durchschnitt pro 1.000 Einwohner mit Abstand das meiste Kokain zu sich genommen wird, fast viermal mehr als in München. Im europäischen Vergleich ist Dortmund allerdings nur auf Platz zehn. Mit Zürich, Genf, St. Gallen und Basel liegen gleich vier Schweizer Städte aus der Erhebung vor die Ruhrpottstadt. Auf Platz eins liegt Antwerpen, gefolgt von London. In der britischen Hauptstadt wird dabei unter der Woche deutlich mehr gekokst als am Wochenende, was den Rückschluss nahe legt, dass Kokain hier zur Leistungssteigerung verwendet wird.

Dülmen und Dortmund unter den europäischen Top drei

Nordrhein-Westfalen ist auch beim Amphetamin-Konsum deutschlandweit vorne, allerdings nicht mit Dortmund, sondern mit Dülmen, unter dessen 46.000 Einwohner offenbar prozentual besonders viele gerne Speed nehmen. Dülmen und Dortmund liegen europaweit sogar unter den Top drei, Antwerpen belegt allerdings hier wieder Platz eins.

Wenig überraschend: Ost-Europa bleibt Crystal-Hochburg

Was durchaus zu erwarten war, ist der bundesweit höchste Metamphetamin-Konsum in Dresden. In den vergangenen Jahren hatten Drogenberatungen aus Dresden und dem Umland immer wieder berichtet, dass zunehmend mehr Menschen zu Crystal Meth greifen. Vor Dresden liegen dann auch ausschließlich osteuropäische Städte. Die konsumierte Menge von Metamphetaminen in Bratislava ist dabei auffällig hoch. Ungefähr 672 mg pro 1.000 Einwohner werden dort pro Tag eingenommen. In Dresden sind es zum Vergleich ca. 137 mg.

Emma verkehrt am liebsten in den Niederlanden

Beim MDMA-Konsum liegen München und Dortmund fast gleich auf. Du fragst dich dabei bestimmt(zu Recht): Was ist mit Berlin? Oder Hamburg? Oder Köln? Für das Jahr 2016 gibt es leider keine Zahlen für diese Städte. 2015 war Berlin in der Studie die Stadt mit dem höchsten MDMA-Konsum in der Bundesrepublik. Amsterdam lag im gleichen Jahr auf Platz eins, dort wurde vier mal mehr MDMA eingenommen als in Berlin.

Daten über Amsterdam fehlen 2016 ebenfalls, mit Eindhoven nimmt allerdings eine andere niederländische Stadt den höchsten Rang ein Europa ein, gefolgt von Antwerpen und Oslo. Seit Erhebung der Daten durch die EBDD 2011, lag damit immer eine Stadt aus den Niederlanden beim MDMA-Konsum vorne.

Die EBDD hat auf ihrer Webseite alle Daten sowohl als Karte als auch als Charts aufbereitet.

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