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Der Drogenkonsum in Berliner Clubs soll erstmals wissenschaftlich untersucht werden

Der Senat will seine Drogenpolitik überdenken. Vorher möchte man sich jetzt aber erstmal in den Clubs umhören.
Diese Leute haben nichts mit der Befragung des Senats zu tun. Symbolfoto: imago / Christian Schroth

Jeder kennt das typische Klischee über Technoclubs: Sofort nach Erhalten des Eintrittsstempels rennen die Besucher zum nächsten Klo, um sich dort mit allen erdenkbaren Drogen zuzuballern. Nun, das Gegenteil entspricht wahrscheinlich auch nicht ganz der Wahrheit. Wie viele Menschen aber tatsächlich wie viel von welcher Substanz zu sich nehmen, lässt sich nicht verlässlich sagen. Es gibt zwar mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zum Drogenkonsum unter z.B. Jugendlichen, aber keine zu Clubbesuchern. Diesen Umstand will die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung nun ändern und erstmals eine wissenschaftlich fundierte Datenerhebung zum Drogenkonsum von Berliner Clubbern durchführen lassen.

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In ihrem Antrag an den Hauptausschuss der Stadt Berlin, schreibt die Senatorin für Gesundheit, Dilek Kolat (SPD), dass Berlin aufgrund seiner bekannten Partyszene viele Menschen in die hiesigen Clubs ziehe, wo sie sich amüsieren und damit auch "Partydrogen" konsumieren. Da einer der Schwerpunkte der rot-rot-grünen Koalition auf der Prävention des besonders riskanten Drogenkonsums liegt, braucht man belastbare Zahlen. Nur so könne eingeschätzt werden, ob und inwieweit der Konsum der Clubbesucher gesundheitsgefährdend sei und die Suchthilfeangebote entsprechend angepasst werden. Die Daten aus der Studie sollen nicht nur nach Konsumverhalten (Wann? Wie oft?) sondern auch nach Alter, Geschlecht, und Bildungsstand aufgeschlüsselt werden.

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Die Befragung soll nächstes Jahr durch ein externes Institut durchgeführt werden, sofern die Gelder bewilligt werden. Neben Clubgängern ist auch geplant, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Clubs Rettungsdienste, Polizisten und Drogenberatungsstellen in die Studie mit einzubeziehen. Darüber hinaus soll es noch sogenannte "Experteninterviews" geben, in denen Fachmännern oder Fachfrauen Fragen aus einem Leitfaden gestellt werden.

Suchtberatung und Clubcommission unterstützen die Pläne

Die Berliner Clubcommission begrüßt das Vorhaben des Senats. Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte Raimund Reintjes, Leiter der Geschäftsstelle der Clubcommission, dass es sinnvoll sei, die Drogenpolitik "aus der Grauzone herauszuholen und nicht unter den Teppich zu kehren." Außerdem gehe man davon aus, dass der Senat auf die Clubvertretung zukommen werde.

Astrid Leicht von der Berliner Drogensuchtberatungsstelle Fixpunkt e.V. sagte gegenüber THUMP: "Das ist unbedingt sinnvoll und wird von uns schon seit mehreren Jahren gewünscht. Insofern freuen wir uns, dass das in 2018 umgesetzt werden soll." Für die konkrete Umsetzung ist dem Fixpunkt wichtig, "dass die Evaluation partizipativ mit 'Szenekundigen' durchgeführt wird, also u. a. der Clubcommission, den Clubs und Veranstaltern und den Trägern/Initiativen, die jetzt schon im Clubsetting Information und Prävention leisten."

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